Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Die Arbeit hat mir immer sehr viel Spaß gemacht“
Fußball: Der ambitionierte Jugendtrainer aus Radevormwald verlässt nach sechs Jahren den SSV Bergisch Born in Richtung VfL Bochum.
Hoffnungsvolle Fußballer gibt es im Bergischen einige. Er gehört unbestritten zu den größten Talenten auf der Trainerbank: Freddy Keller hat sowohl im Nachwuchs des SSV Bergisch Born als auch parallel beim 1. FC Köln auf sich aufmerksam gemacht und wagt nun den nächsten Schritt. Der 21-jährige Radevormwalder übernimmt zur neuen Saison die U10 des VfL Bochum.
Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch zur neuen Herausforderung. Wie ist es dazu gekommen?
FREDDY KELLER Dankeschön. Es war ja klar, dass ich zeitnah gerne den nächsten Schritt in Angriff nehmen möchte. Als dann der VfL Bochum, wo ich früher mal hospitiert habe, auf mich zukam, war das sofort sehr reizvoll. Wir haben uns dann ausgetauscht, und mir war schnell klar, dass ich das machen möchte, da das Gesamtpaket perfekt passt.
Das müssen Sie mal genauer erläutern.
KELLER Es passt schon alleine, weil ich in Unna Sport- und angewandte Trainingswissenschaft studiere. Aber vor allem auch, weil mich die Gespräche mit den Verantwortlichen des VfL überzeugt haben, die Philosophie des Vereins zu mir passt, und die Rahmenbedingungen richtig gut sind. Deswegen habe ich, als das konkrete Angebot kam, nicht mehr lange überlegen müssen.
Wie muss man sich Ihre Philosophie als Fußballtrainer, speziell von Jugendlichen oder Kindern, vorstellen?
KELLER Es ist in einem Profiverein halt immer ein ganz spannender Zwiespalt. Einerseits eine gewisse Leistungsorientierung. Andererseits das Ziel, die Kinder nicht zu überfordern und weiterhin altersgerecht zu trainieren. Ich bin in dem Zusammenhang halt der Meinung, dass es wichtig ist, dass junge Fußballer
Fehler machen dürfen und man ihnen den Druck so gut wie möglich nimmt. Nur dann erzielt man einen
Lerneffekt. Und es geht ja in erster Linie darum, die Spieler weiterzuentwickeln und besser zu machen.
Die Gründe, in den Pott zu wechseln, sind nachvollziehbar. Es wird aber auch Dinge gegeben haben, die dagegensprachen, oder?
KELLER Die gab es. Zum Beispiel war es nicht einfach, vom 1. FC Köln wegzugehen, wo ich seit zwei Jahren Co-Trainer der U9 bin. Und natürlich fiel es mir auch sehr schwer, den SSV Bergisch Born nach insgesamt sechs Jahren zu verlassen. Die Arbeit dort hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Die heutigen B-Junioren habe ich mit 17 Jahren übernommen – da waren die Jungs gerade zwölf. Wir sind dann zusammen fußballerisch großgeworden. Da ist es ja klar, dass eine enge Bindung besteht. Mit vielen Spielern bin ich im regelmäßigen Austausch und werde es auch bleiben.
Sportlich fiel der Abschied coronabedingt ja quasi aus.
KELLER Durch den Saisonabbruch haben wir die Klasse in der Niederrheinliga gehalten, was ich aber gerne auf einem anderen Weg geschafft hätte. So hatten wir leider nur die Spiele gegen Borussia Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf.
Wie haben die Borner denn auf Ihre Entscheidung reagiert?
KELLER Der Verein hat sich für mich gefreut. Die Verantwortlichen wussten ja, dass das irgendwann passieren könnte, weil ich das immer offen kommuniziert habe. Deswegen war das kein Problem und alles verlief komplett harmonisch.
Zurück zum VfL. Wie blicken Sie Ihrer neuen Aufgabe entgegen? Konnten Sie sich schon ein Bild davon machen, was Sie genau in Bochum erwartet?
KELLER Vorerst bin ich noch beim 1. FC Köln. Was ich aber weiß, ist, dass wir dreimal pro Woche trainieren und am Reviercup teilnehmen werden.
Reviercup?
KELLER Das sind im Prinzip Freundschaftsspiele gegen die anderen Nachwuchsleistungszentren. Außerdem werden wir mit der U10 gegen gute Jahrgänge anderer Vereine spielen.
Und wie steht man als zukünftiger VfL-Nachwuchstrainer zum Aufstiegskampf in der 2. Fußball-Bundesliga?
KELLER Da kann man gar nicht verhindern, dass man Bochum die Daumen drückt und beim Zuschauen mitfiebert. Seit unseren ersten Gesprächen ist eine gewisse Verbundenheit entstanden. Und das, obwohl ich Gladbach-Fan bin (lacht). Der Aufstieg wäre für einen Traditionsverein wie den VfL ein Riesending.