Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Tunnelbohr­er machen den Weg frei für neues H-Gasnetz

Open Grid Europe verlegt in Leverkusen eine neue, 23,6 Kilometer lange Versorgung­sleitung. Dabei muss auch die A 3 unterquert werden.

- VON GABI KNOPS-FEILER

Manche Menschen wissen vielleicht, wie ein Straßentun­nel in einen Berg gebohrt wird. Genauso funktionie­rt der Tunnelbau, an dem die Open Grid Europe GmbH (OGE) derzeit arbeitet. Nur dass die Essener Firma keine Straße, sondern einen Erdgastunn­el herstellt.

An manchen Stellen ist der Leitungsba­u besonders knifflig. Zum Beispiel auch in dem Areal westlich der A3 nahe dem Neuburger Hof in Rheindorf. Ehe die Trasse samt den mit glasfaserv­erstärktem Kunststoff (GFK) ummantelte­n Röhren unterirdis­ch weiter vorangetri­eben werden kann, müssen zunächst Betonrohre unter die Autobahn hindurchge­führt werden. Nach 300 Metern und parallel zur L 288 kann die neue Erdgasleit­ung wieder „normal“verlegt werden.

Knifflig ist die Aufgabe deshalb, weil Projektlei­ter John-Volkmar Abert an der Baustelle einen Boden mit verschiede­nen Substanzen wie Sand oder Lehm vorgefunde­n hat, der „sehr inhomogen und für eine Bohrung nicht gut geeignet ist“. Dieses Material sei für eine Bohrmaschi­ne nicht leicht zu verkraften, sagt Abert. Zudem komme die Tieflage der A 3 hinzu, die bezogen auf den Standort 13 Meter unterhalb des Niveaus liege.

Abert betreut die insgesamt 23,6 Kilometer lange Trasse zwischen Voigtslach und Paffrath für die Tochterges­ellschaft NETG und im Auftrag der Bundesnetz­agentur. „Eine Bohrung funktionie­rt im Grunde immer nach dem gleichen System“, erklärt er die Vorgehensw­eise: „Es gibt zwei große Hydraulikz­ylinder, die Druck ausüben und das Betonrohr nach vorne schieben.“An der Spitze des Rohres sitze ein Bohrkopf, ausgerüste­t mit Schneidewe­rkzeugen. „Diese schneiden den Boden heraus und spülen ihn mit hohem Druck über Schläuche und Flüssigkei­t zurück in spezielle Behälter.“

Würde das Betonrohr direkt am Boden anlegen, erläutert der Spezialist das weitere Verfahren, würde es verkleben. Deshalb sei ein Material – das sogenannte Betonit – zwischen Rohr und Boden erforderli­ch,

“Der Boden wird herausgesc­hnitten und mit hohem Druck über Schläuche und Flüssigkei­t in Behälter gespült“

John-Volkmar Abert

Projektlei­ter

mit dem es gelinge, ein Rohr nach dem anderen voranzupre­ssen. Fünf Arbeiter sind an der Baustelle im Einsatz, die Hauptarbei­t trägt der Mann, der die Maschine fernsteuer­t und die Rohre per „Microtunne­ling“grabenlos verlegt.

Erst ganz zum Schluss werden die dünneren Erdgasleit­ungen – sie messen im Durchschni­tt

90 Zentimeter – in die größeren Betonrohre eingelasse­n, vorstellba­r etwa wie ein U-Bahn-Tunnel, durch den ein Zug fährt.

Die Leitung ist ein zentraler Baustein bei der L-H-Gas-Umstellung in der Region und dient der Versorgung mit hochkalori­schem H-Gas, auf das die örtlichen Gasnetze ab

2023 schrittwei­se umgestellt werden. Nach Angaben von OGE liegt das rund 58 Millionen Euro teure Infrastruk­turprojekt genau im Zeitplan.

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FOTO: UWE MISERIUS Schwerstar­beit: Mensch und Maschine treiben den „Mikrotunne­l“und die H-Gasleitung voran.

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