Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Für uns war das Eis von Kummer das Beste“
Zahlreiche Solinger erinnern sich nur zu gerne an das Cafe Kummer am Neumarkt. Das Gebäude macht jetzt der neuen Sparkasse Platz.
Gnadenlos wird der Bagger bald das Gebäude abreißen, in dem einst das Café Kummer war. Auch wenn dann am Neumarkt die neue Hauptstelle der Stadt-Sparkasse entsteht, so weichen damit nicht die Erinnerungen vieler Solinger. Das belegen sehr viele Zuschriften und Reaktionen auf unserer Facebook-Seite. Nicht alle werden in diesem Beitrag ausführlich beachten werden können. Doch der Dank dafür an alle Einsender ist groß.
Wenn sich die Solinger an das von Angelika und Dieter Kummer betriebene Geschäft erinnern, dann fällt oft ein Name: „Frau Schäfer“. Sie war weit mehr als eine Bedienung. Sie war gute Seele, „wachsame Aufsicht“und auch mal Privattaxi, wie sich Kerstin Fischer-Neumann erinnert: „Frau Schäfer wohnte damals in Wermelskirchen und ich in Burg, so hat sie mich dann öfter nach ihrer Schicht mitgenommen und zu Hause rausgelassen“.
Das Café war auch ein wichtiger Treffpunkt, wie sich eine Solingerin erinnert. Sie sei dort vor 23 Jahren mit ihrem jetzigen Ehemann zu einem ersten Treffen gewesen. „Nun sind wir seit fast 20 Jahren glücklich verheiratet und haben zwei Kinder.“
Das Wort „Anlaufstelle“werde dem Café nicht gerecht, schreibt Markus Jastroch, der heute in Mainz wohnt. „Nach der Schule oder wenn wir eine Freistunde hatte, gingen wir ins Kummer. Herr Kummer war stets hinter der Theke, begrüßte uns und war immer freundlich.“So ist das in vielen Zuschriften zu lesen. Natürlich hat auch Jastroch Erinnerungen an „Frau Schäfer“, die viele sicher komplett teilen werden: „Wir hatten viele gute Gespräche, und sie war wie eine gute Seele, der man das Herz ausschütten konnte.“
Das fand alles zu einer Zeit statt, in der die Solinger Jugend bei Helmut Bock Jeans in der Nachbarschaft kaufen konnte oder sich von den Experten bei Palenschat die neusten Hits auf Vinyl empfehlen ließ.
Doch das Café Kummer hat es bereits früher gegeben. Zu den Zeiten des Anfangs schreibt beispielsweise Ulrike Tauchnitz aus den Erinnerungen ihrer Mutter: „Zuerst waren sie in einem Barackentrakt nach dem
Krieg. Dann zogen sie neben das Restaurant Wengenroth.“
„Ort meiner Sehnsüchte“nennt Eva Kaiser eine Besonderheit, ein Fenster an der Seite: „Es war recht hoch in der Wand, aber an der Hauswand lag ein großer Stein – sicher ein auf die Seite gelegter Bordstein, auf den man kletterte, um seine Wünsche vorzutragen, zu bezahlen und ein Eishörnchen in Empfang zu nehmen.“Das kostete lange zehn Pfennig, erinnern sich viele an die Anfangszeit der Kummers am Neumarkt. Über all die Jahre galt für eigentlich alle, die geschrieben haben, was Karin Kempkes sagt: „Für uns war das Eis von Kummer das Beste“.
Aber auch das gehörte natürlich zum Zeitgeist früher und machte das Geheimnis des Erfolges aus, wie sich Petra Dippe erinnert: „Das Café Kummer hatte nicht nur das leckerste Eis in ganz Solingen. Es war auch ein guter Ausweichort für manche Schüler der Oberstufe, wenn man keinen Bock auf Unterricht hatte.“Sabine Lattke ergänzt dazu: „Und ob die Freistunden offiziell immer frei waren, das bleibt unser Geheimnis . . .“