Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Süßwarenakademie feiert Geburtstag.
Die Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft feiert heute 70. Geburstag – mit einer digitalen Veranstaltung. Die Fachschule hat ein Alleinstellungsmerkmal und ist auch Werbeträger für Solingen.
Mit süßen Sachen kennt sich die Schule an der De-LeuwStraße bestens aus. Bei Eis, Schokolade, Cookies und unter andrem Cracker sowie deren Herstellungsverfahren genießt die Süßwarenakademie im Stadtteil Gräfrath ein Alleinstellungsmerkmal. Weit über Solingen hinaus – weltweit, denn die Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft (ZDS) zieht zu ihren Seminaren, Kongresse und Kursen Besucher aus aller Herren Länder an. Aber auch bei der Aus- und Weiterbildung kann der ZDS kaum jemand das Wasser reichen – und das bereits seit 70 Jahren: Am heutigen Freitag feiert die ZDS ihren 70. Geburtstag. Bedingt durch die Corona-Pandemie als digitales Event.
Die ZDS ist vom Alter her zwar in die Jahre gekommen. Doch das merkt man der Schule nicht an – im Gegenteil. Schulleiterin Ulrike Winkler hebt das große Potenzial hervor:
„Wir haben uns kontinuierlich weiterentwickelt – organisatorisch, technisch und digital. Wir haben einen hohen Anspruch an Schule und Ausstattung.“
Und das, was die ZDS speziell in Sachen Ausund Weiterbildung für die Industrie anbietet, gebe es nur in Solingen. „Wir sind beispielsweise die einzige Berufsschule für Süßwarentechnologen in Deutschland“, ergänzt Ulrike Winkler.
Die Corona-Pandemie hat die ZDS ganz gut gemeistert. Denn bereits im März des vergangenen Jahres konnte die Einrichtung an der De-Leuw-Straße komplett auf Online-Unterricht umstellen. „Wir arbeiten schon seit 2018 mit einer Lernplattform, die haben wir verstärkt eingesetzt“, sagt die Schulleiterin. Von daher fiel kein Unterricht aus. Einige Theorieanteile der Ausbildung wurden vorgezogen, weil der praktische Bereich der Ausbildung zunächst nicht im gewohnten Umfang stattfinden konnte. „Das wird nachgeholt, wir sind mit allen Klassen wieder im Präsenz-Regelbetrieb“, sagt Ulrike Winkler.
Auch in Sachen Ausbildung hat sich die ZDS ständig erneuert. Dazu gehört unter anderem auch die Kooperation mit der Hochschule Niederrhein. Ziel der Zusammenarbeit ist ein duales Studium, bei dem junge Menschen ihre Berufsausbildung an der ZDS mit einem lebensmittelwissenschaftlichen Studium am Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Niederrhein kombinieren können.
Süßwarentechnologe, Fachkraft für Lebensmitteltechnik, Maschinenund Anlagenführer Lebensmitteltechnik in der Ausbildung sowie Techniker- und Industriemeister-Weiterbildung, aber auch sogenannten AF-Lehrgänge (vom Angelernten zum Facharbeiter) – das Spektrum der Süßwarenakademie ist breit gefächert. Damit die dafür notwendige Ausstattung an der Schule stimmt, stellen Mitgliedsunternehmen neben ihren Beiträgen auch Maschinen zur Verfügung.
„Die Firmen leihen oder sponsern die Maschinen“, sagt Osman Esen von der Schulträger-Leitung. Zurzeit könne die ZDS auf rund 250 Mitgliedsunternehmen aus der Süßwarenund Lebensmittelbranche sowie Maschinenherstellern bauen. „Firmen, die alle irgendwie mit Süßwaren zu tun haben“, sagt Osman Esen.
Er ist seit September 2020 mit im Führungsgremium der ZDS, die mit dem Berufsinternat II mit seinen 74 Betten zuletzt auch baulich wieder einen Meilenstein gesetzt hat. Einige Millionen Euro wurden dafür investiert. Das Berufsinternat I mit 68 Plätzen liegt direkt daneben.
Zurückgestellt hat die ZDS wegen der Corona-Pandemie derzeit aber ihre Pläne für die vor einigen Jahren gekaufte alte Gräfrather Jugendherberge. Hier soll das Gebäude zu einem Schulungs- und Seminarzentrum mit Übernachtungsmöglichkeiten umgebaut werden. „Das haben wir erst einmal verschoben“, sagt Osman Esen.
An all das war 1951 zunächst nicht zu denken. Gleichwohl gab es schon vor mehr als 100 Jahren Überlegungen für eine zentrale „Lehrfabrik“, die der ganzen Zucker- und Süßwarenindustrie zur Verfügung stehen sollte. Lehrlinge zentral auszubilden, würde den Vorteil haben,
allen werdenden Fachkräften den gleichen Kenntnisstand in Theorie und Praxis zu vermitteln. Doch diese Vision wurde erst am 28. Januar 1951 Realität, als in Dortmund der „Verein der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenindustrie“gegründet wurde. Für die entsprechende Ausbildungsstätte fiel die Standort-Entscheidung auf Solingen-Gräfrath. Am 18. September
1952 wurde der Grundstein für das erste neue Schulgebäude gelegt; am
16. Januar 1954 konnte die Schule eingeweiht werden.
Für Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach hat die ZDS „über Jahrzehnte hinweg eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte geschrieben. Wir in Solingen sind stolz auf die ZDS, sie ist weltweit einmalig“, sagt Kurzbach. die ZDS habe allen Grund, „stolz auf das Geleistete zu sein“.