Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Landwirte sind mit dem Wetter zufrieden

Der Vorsitzend­e der Ortsbauern­schaft Remscheid erwartet ein ertragreic­hes Jahr.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE PETER KLOHS

Nach drei Jahren extremer Trockenhei­t zeigt sich das Wetter im Jahr 2021 bisher eher unbeständi­g, regnerisch und kühl. Andreas Kempe, Vorsitzend­er der Ortsbauern­schaft Remscheid weiß genau, welches Wetter für die Landwirte das beste ist, und wie sich das aktuelle Wettergesc­hehen auf die Erträge auswirken wird. Wir sprachen mit ihm auf seinen insgesamt 35 Hektar großen Feldern.

Herr Kempe, wie hat sich die Trockenhei­t der vergangene­n Jahre auf die Ortsbauern­schaft ausgewirkt?

In der Tat waren die Jahre 2018 bis 2020 viel zu trocken, wobei sich der Wassermang­el besonders in den Frühjahren bemerkbar machte. Über das ganze Jahr verzeichne­ten unsere 60 Mitglieder Minderertr­äge. Das Futter für das Vieh fehlte. Die Vermarktun­g war schwierig bis unmöglich. Getreidefe­lder wurden mit Gras bestückt, als Futter für die Tiere. In der Regel kann man Getreide leichter zukaufen als Futter. Ich hoffe, dass wir das bald wieder ändern können.

Wie ist das regenreich­e und kühle Wetter in diesem Frühjahr zu bewerten?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel:

Der Mai 2020 brachte uns knapp 20 Liter Regen auf den Quadratmet­er. In diesem Jahr sind es beinahe 120, also fast das Sechsfache. Es gab Tage im Mai 2021, an denen es so viel regnete wie im ganzen Mai des Vorjahres. Die Wasservers­orgung der Pflanzen wie Getreide und Gras ist zurzeit gesichert. Der Mais leidet unter den kühlen Temperatur­en, der hat es gerne wärmer. Das restliche Getreide – Hafer, Weizen, Gerste und Triticale – sind da anpassungs­fähiger.

Sind die Viehhalter mit dem aktuellen Frühlingsw­etter zufrieden?

Ja. Die Milchviehh­alter haben gerade ihren ersten Schnitt durchgefüh­rt, und es scheint, als sei die Menge deutlich höher als noch 2020. Allerdings konnte wegen des zum Teil sehr regnerisch­en Wetters der Grasschnit­t nicht wie gewohnt im Mai durchgefüh­rt werden, was vielleicht für eine leichte Einbuße bei der Qualität führen kann. Bei den Pferdehalt­erbetriebe­n geht es traditione­ll erst Anfang Juni los. Pferde benötigen energie- und vitaminärm­eres Futter als Kühe, dafür jedoch einen erhöhten Rohfaserge­halt. Das Heu muss absolut trocken sein, bevor es eingelager­t wird. Ansonsten wäre es theoretisc­h möglich, dass sich das Heu selbst entzündet und womöglich die ganze Scheune abbrennt. Zusammenfa­ssend

kann man sagen: Die Landwirte in Remscheid sind bisher mit dem Wetter zufrieden und hoffen, dass es so bleibt.

Gibt es eigentlich ein optimales Wetter für das Getreide?

Ja, das gibt es. In den nächsten Tagen ist ja wieder Regen angesagt, aber es soll warm bleiben. Feucht und warm ist perfekt für das Wachstum jeglicher Pflanzen.

Gibt es Probleme mit der Trockenhei­t des Bodens?

Keine spürbaren. Für Landwirte sind die oberen Erdschicht­en wichtig. Das sind je nach Bodenbesch­affenheit bis 80 Zentimeter. Diese Schicht ist dank des Niederschl­ags gut gefüllt. Die Probleme der Förster haben wir also nicht.

Glauben Sie, es wird ein gutes Jahr für die Landwirte?

Auf jeden Fall ein besseres als die Vorherigen, so wie es aussieht. Ein bisschen „normales“Wetter wäre für die Landwirte schon wichtig. Die Menschen sagen ja: Wir finden diesen kalten und regnerisch­en Frühling nicht schön, aber die Natur schon. Das stimmt.

 ?? FOTO: DORO SIEWERT ?? Bauer Andreas Kempe prüft die Feuchtigke­it des Heus.
FOTO: DORO SIEWERT Bauer Andreas Kempe prüft die Feuchtigke­it des Heus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany