Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Was Laschet will

Am Montag stellt die Union in Berlin ihr Wahlprogra­mm vor. Besonders zwei Punkte sind noch strittig. Geld un Klima.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N UND JANA WOLF

Alle Augen werden sich am Montag auf CDU-Chef und Kanzlerkan­didat Armin Laschet und CSUChef Markus Söder richten: Sie stellen das gemeinsame Wahlprogra­mm vor. Dabei wird neben den Inhalten auch spannend sein, wie die beiden Ex-Konkurrent­en miteinande­r umgehen.

Warum dauerte es so lange?

Aus Sicht von CDU und CSU liegt zeitlich alles im Plan. In Unions-Reihen verweist man auf die Programmvo­rstellunge­n in früheren Wahljahren: 2009 fand diese am 28. Juni statt, 2013 am 23. Juni und 2017 am 3. Juli. Doch erstmals tritt keine amtierende Kanzlerin zur Wiederwahl an, nach Angela Merkels 16-jähriger Amtszeit geht eine Ära zu Ende. Kanzlerkan­didat Laschet hat mit der vielfachen Ankündigun­g eines „Modernisie­rungsjahrz­ehnts“die Messlatte hoch gelegt, diesen Ansprüchen muss er gerecht werden. Hinzu kommt, dass alle anderen Parteien ihre Wahlprogra­mme bereits vorgelegt und – nach dem Programmbe­schluss der Linksparte­i an diesem Wochenende – auch beschlosse­n haben.

Wie laufen die Abstimmung­en zwischen CDU und CSU?

Vor dem Beschluss der Parteipräs­idien ist man sichtlich darum bemüht, nach außen große Geschlosse­nheit zu demonstrie­ren. Man arbeite „gemeinsam und mit Hochdruck am Regierungs­programm“, sagte CSU-Generalsek­retär Markus Blume kürzlich unserer Redaktion. Und CDU-Chef Armin Laschet beteuerte, dass am Ende „alle Vorschläge zu guten Ideen für die Zukunft Deutschlan­ds gebündelt“würden. Doch aller demonstrat­iven Einigkeit zum Trotz markiert die kleine Schwester CSU ihre Sonderroll­e: Man sei im Wahlprogra­mm „das bayerische Salz in der Suppe“. Die CSU fordert etwa eine Ausweitung der Mütterrent­e. Sie schlägt vor, dass die knapp zehn Millionen Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, statt der bisher zweieinhal­b künftig drei Rentenpunk­te angerechne­t bekommen. Armin Laschet lehnt die Forderung bisher ab. Man solle dem Rentensyst­em „keine Zusatzbela­stungen auferlegen“, sagte der CDU-Chef. Eine Ausweichop­tion wurde schon vorbereite­t: Sollte es die CSU-Rentenford­erung nicht ins Programm schaffen, behält die CSU sich vor, diese in ihren Bayern-Plan aufzunehme­n.

Welche Punkte aus den Entwürfen sind besonders strittig?

Kurz gesagt: das Geld und das Klima. Die Ideen aus dem Programmen­twurf sind teuer, besonders im Kapitel „Steuern und Finanzen“. Die Union will Steuerzahl­er und Unternehme­n entlasten; sie schlägt etwa einen auf 1250 Euro erhöhten Arbeitnehm­erpauschal­betrag vor, will die kalte Progressio­n ausgleiche­n, Familien mit einem „Familienre­alsplittin­g“entlasten und lehnt eine Vermögenss­teuer ab. An vielen Stellen der Entwürfe ist in eckigen Klammern „finanzwirk­sam“oder „finanzinte­nsiv“zu lesen – ein Hinweis der Unions-Haushaltse­xperten, dass es an diesen Stellen besonders teuer werden könnte. Wie all diese Vorschläge finanziert werden sollen, blieb bislang offen. Es handle sich ja um eine „Ideensamml­ung“, wie es in Unionskrei­sen hieß. Zu viele Ambitionen bei den Steuern, zu wenige beim Klima – so das vorläufige Urteil von Kritikern. Die Union bekennt sich in ihren Entwürfen zwar zur Klimaneutr­alität bis zum Jahr 2045 und zur Reduktion der Treibhausg­asemission­en bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 – das sind auch die Ziele aus dem nachgebess­erten Klimaschut­zgesetz der Bundesregi­erung. Bei der konkreten Umsetzung bleibt man aber noch ziemlich vage: Man wolle „Umsetzungs­strategien entwickeln“, um die Klimaneutr­alität zu erreichen, heißt es in den Entwürfen. Und man setzt auf markwirtsc­haftliche Instrument­e wie den CO2-Preis – allerdings fehlt es bisher an konkreten Zahlen – auf Innovation­en und neue Technologi­en, will die Wasserstof­fentwicklu­ng und den Ausbau der Erneuerbar­en vorantreib­en.

Was sind weitere Inhalte?

Ein brennendes Thema für viele Menschen sind die stark gestiegene­n Immobilien­preise in Deutschlan­d. Die Union greift das auf – setzt aber statt auf „verantwort­ungslose und ideologisc­he Scheinlösu­ngen“wie den gescheiter­ten Mietendeck­el in Berlin auf beispielsw­eise zinsgünsti­ge Darlehen, Zinsverbil­ligungen und Tilgungszu­schüsse für Familien. In der Migrations­politik plädiert die Union im Entwurf zwar für Migration, aber nur noch von Fachkräfte­n. Das Asylrecht, so ist zu lesen, sei kein „Ersatzeinw­anderungsr­echt“. Und auch das Thema Innenpolit­ik markiert einen Schwerpunk­t. Gegenüber kriminelle­n Clans vertrete man eine „Null-Toleranz-Strategie“.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA CDU-Parteichef und Kanzlerkan­didat Armin Laschet will am Montag präsentier­en, mit welchen Inhalten die Union in den Wahlkampf zieht.

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