Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Söder muss das Schmollen lassen
Armin Laschet hat es in diesen Tagen nicht leicht. So richtig Recht machen kann er es gerade keinem: Die einen wollen unbedingt mit ihm auftreten, der Youtuber Rezo und der Blogger Tilo Jung etwa. Bei anderen wiederum hat man das Gefühl, sie würden weiter am liebsten einen weiten Bogen um den Unions-Kanzlerkandidaten schlagen. CSU-Chef Markus Söder fällt in die zweite Kategorie.
Dass Laschet das Angebot von Rezo ablehnt, an einem Kanzlerkandidaten-Triell mit Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz teilzunehmen, ist richtig. Warum sollte er mit jemandem diskutieren, der „die Zerstöung der CDU“propagierte – die anderen Parteien aber ungeschoren ließ?
Laschet wird in diesem Format nicht punkten können, egal wie gut die Vorbereitung auch sein mag. Mit einem anderen sollte der CDU-Vorsitzende sich jedoch häufiger sehen lassen. Und zwar dringend. Es braucht Bilder von einer geeinten Union – und dafür stehen nun mal die Parteivorsitzenden von CDU und CSU. Am Montag nun soll es soweit sein, das Wahlprogramm wird präsentiert, die beiden Parteivorsitzenden wollen gemeinsam vor die Kameras treten.
Von diesem Auftritt wird viel abhängen für die Union. Sollte sie in der Opposition landen, wird das nicht nur mit Armin Laschet nach Hause gehen. Nur geschlossen wird die CDU/CSU das Rennen gewinnen können.
Bislang wirkt die Wahlkampftaktik beileibe noch nicht wie aus einem Guss. Es scheint vielmehr so, als würde Söder in München immer noch seine Wunden des verlorenen Kanzlerkandidaten-Duells lecken. Söder muss nun aufpassen, dass er seine bundesweite Beliebtheit nicht verspielt. Doch auch von Laschet muss nun mehr kommen. Es braucht ein Team, das für das „Modernisierungsjahrzehnt“steht. Ein Schlagwort allein reicht nicht aus.