Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Als Portugal die Ära Ribbeck beendete
Sergio Conceicao machte bei der EM 2000 das Debakel für die Deutschen perfekt.
Zum dritten Mal wird nach einer Europameisterschaft die Ära eines Bundestrainers enden. Joachim Löw hat seinen Abschied längst angekündigt. In den anderen beiden Fällen kam das Aus für den Trainer, nachdem das deutsche Team in der Vorrunde scheiterte. Sowohl 1984 als auch 2000 reiste das DFB-Ensemble als Titelverteidiger an, was die Schmach des frühen Scheiterns nochmal schwerwiegender machte.
1984 war die EM in Frankreich für Jupp Derwall der Endpunkt seiner Amtszeit, die nach der Weltmeisterschaft von 1978 begann. 1980 wurde Derwalls Deutschland Europameister und 1982 Vize-Weltmeister. Zwei Jahre später war es der spanische Libero Antonio Maceda, der mit einem Kopfballtor in der 90. Minute das deutsche Aus und damit das Ende der Derwall’schen Trainerzeit besiegelte. Sechs Tage nach der
0:1-Niederlage trat er zurück. Ein Remis hätte gereicht, um in der Tabelle auf Rang zwei zu landen und ins Halbfinale einzuziehen. So aber profitierte Portugal vom deutschen Last-Minute-Gegentor. Auf den Tag genau 16 Jahre später, ebenfalls am 20. Juni, waren es dann die Portugiesen selbst, die für einen Trainerwechsel beim DFB sorgten, nun traf es Erich Ribbeck.
2000 verkörperte Sergio Conceicao, heute Trainer des FC Porto, das deutsche EM-Debakel. Der damalige Rechtsaußen des zweiten deutschen Gruppengegners bei der aktuellen EM schoss alle drei Tore beim 3:0 der Portugiesen, die an jenem Tag gar mit einer B-Mannschaft antraten, weil sie schon für das Viertelfinale qualifiziert waren.
Deutschland, das sich zuvor zu einem 1:1 gegen Rumänien gequält und das Prestige-Duell gegen England 0:1 verloren hatte, spielte „Rumpelfußball“und schied nach dem famosen Titelgewinn vier Jahre zuvor in England nun verdient aus – als Gruppenletzter mit nur einem Punkt. Es war das schlechteste Abschneiden einer deutschen Mannschaft bei einem großen Turnier seit der WM 1938.
Das 0:3 gegen Portugal gilt als eines der schlimmsten Spiele eines DFB-Teams. Ribbeck trat einen Tag später zurück, auch für DFB-Rekordspieler Lothar Matthäus, damals schon 39 Jahre alt, war es das letzte (und 150.) Spiel. Schon während der EM formierte sich eine Opposition gegen Ribbeck im Team. Conceico zog mit seinem Dreierpack einen Schlussstrich unter eine der unerfreulichsten Phasen des deutschen Fußballs. Seine Erben, mithin jetzt selbst Titelverteidiger, werden sich vor dem erneuten Treffen mit dem DFB gewiss auch nochmal an das Spiel vor 21 Jahren und einem Tag erinnern. Als Ansporn.