Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Plötzlich Favorit

Die Niederländ­er begeistern mit ihrem Offensivsp­iel und geben sich selbstbewu­sst.

- VON LARS REINEFELD

(dpa) Nach der kurzen Ehrenrunde durch die Amsterdam Arena war Frank de Boer bemüht, erst gar keine große Euphorie um seine Mannschaft aufkommen zu lassen. „Wir sind schon weiter, das ist gut, aber ich denke, wir können besonders bei Ballbesitz noch besser spielen“, sagte der Bondscoach nach dem 2:0 (1:0) der Niederländ­er gegen Österreich am Donnerstag­abend. „Da waren wir zu schluderig, das habe ich den Jungs in der Pause auch gesagt“, berichtete de Boer.

Die Worte des Ex-Profis sind keine guten Nachrichte­n für die nächsten Gegner. Denn wenn de Boer den Auftritt seines Teams gegen Österreich nur als durchschni­ttlich bewertet, dann darf man gespannt sein, auf welchem Niveau das Oranje-Team in Topform agiert. Österreich­s Trainer Franco Foda attestiert­e der Elftal schon am Donnerstag „Weltklasse“.

Sicher auch, um ein wenig vom enttäusche­nden Auftritt seiner eigenen Mannschaft abzulenken, denn „Weltklasse“war dann vielleicht doch ein bisschen übertriebe­n. Dennoch setzten die Niederland­e mit phasenweis­e begeistern­dem Offensivfu­ßball ein Ausrufezei­chen an die Konkurrenz. Nach zwei verpassten Großturnie­ren sind wir wieder da und wollen noch lange dabei sein – so lautete die Botschaft, die vom zweiten Sieg im zweiten Spiel und vom vorzeitige­n Sprung ins Achtelfina­le ausging.

„Auf nach Budapest“, schrieb das „Algemeen Dagblad“am Freitag auf seiner ersten Seite. Dort steht am 27. Juni das Achtelfina­le gegen einen der vier besten Gruppendri­tten

an. De Boer steht jetzt vor der kniffligen Aufgabe, seine Mannschaft über einen längeren Zeitraum weiter fokussiert zu halten. Das letzte Gruppenspi­el gegen das schon ausgeschie­dene Nordmazedo­nien am Montag ist ohne jede Bedeutung. Danach sind es sechs Tage bis zum Achtelfina­le. „Wir werden sehen, wie wir damit umgehen. Wen wir eventuell schonen und wen wir im Rhythmus halten wollen, das alles werden wir in Ruhe besprechen“, sagte de Boer.

Seine Mannschaft macht insgesamt aber nicht den Eindruck, als könne sie die Spannung verlieren. „Wir wollen mehr“, kündigte Denzel Dumfries an, der mit seinem zweiten Turniertor den Erfolg perfekt machte. Memphis Depay hatte die Co-Gastgeber in Führung gebracht. Insgesamt verpassten die Niederländ­er einen deutlich höheren Sieg.

Zwar lief nicht immer alles rund, was aber ein Frenkie de Jong im Mittelfeld an Kilometern abriss und zugleich immer wieder zauberte, war eine Augenweide. „Auf seiner Position ist er vielleicht der beste Spieler, den Holland je gehabt hat“, lobte Ex-Nationalsp­ieler Rafael van der Vaart den Mittelfeld­star vom FC Barcelona.

Da der wiedergene­sene Matthijs de Ligt der Defensive zudem weitere Stabilität verlieh, sind die Niederländ­er bei ihrem ersten großen Turnier seit sieben Jahren voll auf Kurs. Ob er seine Mannschaft nun zu den Favoriten zähle, wurde de Boer gefragt. „Ich will nicht über die Favoritenr­olle reden, weiß aber, dass wir jeden schlagen können“, sagte der Bondscoach, schränkte dann aber ein: „Das denken allerdings viele andere Teams auch.“

 ?? FOTO: DEAN MOUHTAROPO­ULOUS/DPA ?? Der Niederländ­er Denzel Dumfries (M.) dreht zum Jubel ab, nachdem er das zweite Tor seiner Mannschaft geschossen hat.
FOTO: DEAN MOUHTAROPO­ULOUS/DPA Der Niederländ­er Denzel Dumfries (M.) dreht zum Jubel ab, nachdem er das zweite Tor seiner Mannschaft geschossen hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany