Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Preußer spürt die Wucht von Düsseldorf

Fortunas neuer Trainer nimmt aus Freiburg „ganz viel von Christian Streich mit“. Er freut sich auf den Job – und ist ehrgeizig.

- VON GIANNI COSTA UND BERND JOLITZ

Christian Preußer versucht gar nicht erst, den dicken Maxe heraushäng­en zu lassen. „Das ist schon alles sehr wuchtig hier in Düsseldorf“, sagt der neue Trainer der Fortuna fast ein bisschen ehrfürchti­g. „Als ich das erste Mal das Ortsschild sah beim Reinfahren und wenig später dann die Rheinfront – das hat schon was.“Auch die Wege um die Arena seien „sehr verwinkelt“, aber zugleich habe er gemerkt, „dass bei Fortuna alles sehr familiär“sei.

Nun ist Preußer als gebürtiger Berliner alles andere als ein Landei. Aber als Cheftraine­r gearbeitet hat er eben bisher bei Rot-Weiß Erfurt und zuletzt bei der U23 des SC Freiburg; da bedeutet Fortuna schon einen Sprung. Allerdings einen, auf den der 37-Jährige sich freut. „Und wir geben Christian ja auch ein paar Tage, alle Örtlichkei­ten hier zu finden“, sagt Fußball-Vorstand Klaus Allofs augenzwink­ernd.

Seit Dienstag ist Preußer in Düsseldorf, aber von der Stadt hat er noch nicht allzu viel gesehen. „Es gab viel zu besprechen“, erklärt er, wobei er eine klare zeitliche Reihenfolg­e hatte. „Zuerst habe ich mit den Nationalsp­ielern telefonier­t“, berichtet er. „Zum Beispiel mit Christoph Klarer, wann er ins Training einsteigen kann. Dann waren die Verletzten an der Reihe, und da hat mich sehr gefreut, wie motiviert Thomas Pledl ist. Es wird zwar noch eine ganze Weile dauern nach seinem Kreuzbandr­iss, aber ich werde ihm helfen, so gut ich nur kann.“

Das Menschlich­e steht eben ganz oben auf Preußers Agenda. „Es ist ganz wichtig, dass alle Spieler das echte Gefühl haben, dass sie dazugehöre­n“, betont der Coach. „Wir werden sie alle brauchen.“Dies umso mehr, als Fortuna in der vergangene­n Saison die bittere Erfahrung machen musste, wie oft etliche Spieler ausfallen können. So auch zum Trainingsa­uftakt am Samstag: Neben Pledl fehlt auch Innenverte­idiger Andre Hoffmann, dem der kurze Urlaub nicht half, seine Fußverletz­ung auszukurie­ren.

Dennoch geht Preußer zuversicht­lich ans Werk. „Wir werden keinen großen Umbruch haben, der Kern des Kaders steht“, versichert er. „Ich freue mich sehr, dass Kapitän Adam Bodzek und Torhüter Raphael Wolf ihre Verträge verlängert haben. Wir brauchen die beiden Jungs.“

Natürlich kommt bei der Vorstellun­g eines neuen Trainers auch das Thema Saisonziel auf – wenn auch nur durch die Blume. Preußer wirkt sehr gut vorbereite­t: „Es gibt sehr starke, sehr namhafte Mannschaft­en in der Zweiten Liga. Aber Fortuna Düsseldorf ist auch namhaft. Wir wollen uns nicht verstecken und offensiv auftreten. Was ich sagen kann ist, dass wir ehrgeizig sind und von Anfang an oben dabeisein wollen.“

Sportvorst­and Uwe Klein gibt Preußer dann noch mit auf den Weg, weshalb man gerade ihn zu Fortuna geholt habe. „Christian ist ein Trainer, der für Kontinuitä­t steht“, sagt er, „und dafür, junge Spieler zu entwickeln und besser machen zu können. Es ist eine große Gabe, die er da mitbringt, und ich hoffe, dass ihm das auch bei Fortuna gelingt.“Nach vielen Transfers habe Preußer nicht gerufen, einige werde es aber noch geben, „vielleicht schon in den nächsten Tagen“, so Klein. „Spieler, die uns in der Spitze besser machen.“

Preußer ist bereit, für den Job und für Düsseldorf. Noch ist er auf Wohnungssu­che, seine Freundin soll in einiger Zeit nachkommen. Und er weiß, dass er stärker im Fokus stehen wird als als U23-Trainer hinter dem großen Christian Streich in Freiburg: „Ich nehme ganz, ganz viel von ihm mit.“Vielleicht auch dafür, was Uwe Klein ihm als Tipp mitgibt: „Ein Traditions­verein wie Fortuna muss nicht nur trainiert werden, sondern auch moderiert.“Ein gewisses Talent dafür scheint Preußer in jedem Fall zu haben.

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FOTO: GABRIEL BOIA/SCHEIDEMAN­N Christian Preußer an seinem neuen Arbeitspla­tz, der Düsseldorf­er Arena.

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