Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Zoom baut auf Firmensitz in Köln

Der Videokonfe­renz-Anbieter wächst rasant. Davon könnte die Domstadt profitiere­n.

- VON FLORIAN RINKE

Wenn ausländisc­he Unternehme­n nach einem Standort in Deutschlan­d suchen, können verschiede­ne Faktoren eine Rolle spielen: Anbindung an internatio­nale Flughäfen, Nähe zum Kunden, Attraktivi­tät des Standorts für ausländisc­he Fachkräfte.

Der US-Videokonfe­renzdienst Zoom wird seinen Deutschlan­dsitz in Köln ansiedeln – doch keines der genannten Kriterien spielte dabei die Hauptrolle. „Der erste Mitarbeite­r von Zoom in Deutschlan­d lebt in Köln, die zweite Mitarbeite­rin in NRW und ich – der Geschäftsf­ührer – in Wuppertal“, sagt Peer Stemmler: „Diese Konstellat­ion hat es uns einfach gemacht, uns für Köln als Standort der GmbH zu entscheide­n.“

Die Domstadt wird damit künftig auch physisch das Zentrum der hiesigen Aktivitäte­n des US-Unternehme­ns, das sich speziell im vergangene­n Jahr rasant entwickelt hat. Als Unternehme­n weltweit ihre Mitarbeite­r aufgrund der Corona-Pandemie ins Homeoffice schicken mussten, stieg die Nachfrage nach Videokonfe­renz-Angeboten rasant. Und ein Name entwickelt­e sich dabei zu einer Art feststehen­dem Begriff für die ganze Kategorie: Zoom.

Allein im zweiten Quartal machte das US-Unternehme­n weltweit einen Umsatz von 956,2 Millionen Dollar. Der Gewinn sprang von 27 Millionen Dollar ein Jahr zuvor auf 227,4 Millionen Dollar – mehr als acht Mal so viel wie im Vorjahresz­eitraum.

Auf diese Entwicklun­g hatte man im Vorjahr auch bei NRW Global Business spekuliert. Die Gesellscha­ft

kümmert sich für das Land NRW um die Ansiedlung internatio­naler Unternehme­n. Zu Beginn der Pandemie habe man damit gerechnet, dass die Anbieter von Videokonfe­renzsystem­en enormes Wachstum verzeichne­n würden, sagt eine Sprecherin. Und so beschäftig­te man sich mit der Frage, was das für deren europäisch­es Geschäft bedeuten würde – und suchte den Kontakt zu Zoom.

Wie viele Arbeitsplä­tze durch die Ansiedlung in NRW entstehen, lässt Zoom offen. Die Anzahl der Mitarbeite­r, die den deutschen Markt betreuen, sei inzwischen aber dreistelli­g. „Deutschlan­d war in den vergangene­n zwölf Monaten einer der am schnellste­n wachsenden Märkte für Zoom“, sagt Peer Stemmler, der für das Geschäft in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz verantwort­lich ist. Hinter der Firmenadre­sse Friesenpla­tz 4 verbirgt sich daher in Köln auch ein Standort von Wework,

einem Anbieter von Co-Working-Bürofläche­n. So kann man auf Veränderun­gen beim Personal flexibel reagieren. Perspektiv­isch kann sich Stemmler auch weitere Büros in München und Berlin vorstellen.

Felix Neugart, Chef von NRW Global Business, sieht jedoch auch in NRW ideale Voraussetz­ungen für Wachstum – und umgekehrt Chancen für die Region. „Die Ansiedlung ist ein hervorrage­nder Impuls für unseren Innovation­sstandort und wird die Entwicklun­g der Technologi­eund Start-up-Szene in NRW weiter vorantreib­en“, sagt Neugart.

Eine Premiere ist die Ansiedlung eines solchen Anbieters für NRW indes nicht. Das zum US-Konzern Cisco gehörende Webex setzt schon seit Jahren auf einen Standort in NRW – allerdings rheinabwär­ts: in Düsseldorf. Stemmler dürfte den Standort gut kennen. Er war vor seinem Wechsel zu Zoom bei Webex beschäftig­t.

 ?? FOTO: PIXABAY ?? Zoom ist Anbieter einer Videokonfe­renz-Software. In der Corona-Pandemie gewann das Unternehme­n zahlreiche Nutzer hinzu.
FOTO: PIXABAY Zoom ist Anbieter einer Videokonfe­renz-Software. In der Corona-Pandemie gewann das Unternehme­n zahlreiche Nutzer hinzu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany