Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wipperkotten wird umfangreich saniert.
Im August erhält die historische Anlage in der Wipperaue unter anderem ein neues Wasserrad. Insgesamt werden 90.000 Euro investiert.
Es ist ein majestätischer Anblick, wenn das mächtige Wasserrad in der Welle der Schleiferei Wipperkotten seine Runden dreht. Seit mehr als 400 Jahren wird das Rad mit Wasser aus der Wupper gespeist und damit der gesamte Energiebedarf der Anlage mitsamt all ihrer Maschinen mit Wasserkraft gedeckt. Circa 130 solcher Kotten-Anlagen gab es etwa bis in das Jahr 1880 in der Klingenstadt – und laut Reinhard Schrage, Vorsitzender des gleichnamigen Fördervereins, ist es der einzige Kotten, an dem heute noch Messer von Hand gefertigt werden.
„So etwas können Sie nicht im Baumarkt
kaufen“
Reinhard Schrage Förderverein Wipperkotten
Und damit das auch so bleibt, müssen einige grundlegende Reparaturarbeiten an der Wasserkraftanlage durchgeführt werden. Allen voran das Wasserrad und die dazugehörige, rund 5,70 Meter lange, achtkantige Welle aus massivem Eichenholz, auf der das Rad montiert ist, sowie das Radschütz und das Radhaus müssen bald ausgetauscht werden.
„Die Finanzierung für den Umbau ist fast gesichert“, freut sich Schrage. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 90.000 Euro, wobei das Wasserrad und die Welle mit etwa 60.000 Euro den größten Posten darstellen. Dank großzügiger Fördermittel von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der NRW-Stiftung und drei weiteren Solinger Stiftungen muss der Verein noch einen Eigenanteil von etwa 7000 Euro aufbringen. Auch die Sparkasse und eine Privatperson haben sich an den Kosten beteiligt. Einen wichtigen Teil seiner Einkünfte erzielt der Förderverein durch Feste und mit einem Stand auf dem Messer-Gabel-Schere-Markt in der Gesenkschmiede Hendrichs. Außerdem stemmen die Mitglieder viele Arbeiten in Eigenleistung. 2019 wurden etwa die Fenster und Fassaden der Anlage erneuert.
Die Bauteile werden von der Firma Stöcker Naturbaukonzepte in Burscheid als Spezialanfertigungen hergestellt und eingebaut – das Unternehmen ist auf denkmalgeschützte Gebäude und Anlagen wie den Wipperkotten spezialisiert, bei dem viele bauliche Kriterien wie etwa die Art des Eichenholzes berücksichtigt werden müssen. „So etwas können Sie nicht im Baumarkt kaufen“, scherzt Schrage. Die Arbeiten
sollen Anfang August starten. Das Wasserrad wird dann in einer aufwendigen Aktion mit einem Kran eingesetzt. Ein näherer Blick auf die heutigen Bauteile zeigt, wie dringend notwendig die Sanierung ist: Das Holz des Wasserrads, das aus dem Jahr 2000 stammt, ist an vielen Stellen bereits angefault und das Gebälk ringsum morsch – eine Folge der anhaltenden Feuchtigkeit.
Dabei sei die Mechanik stets den Eigenheiten des bergischen Wetters ausgeliefert, gibt Schrage zu bedenken: „Wenn die Wupper Hochwasser hat, steht das hier alles unter Wasser!“
Früher, als es noch keine Talsperren gab, sei dies weitaus häufiger der Fall gewesen. „Wir haben aber immer noch mindestens einmal im Jahr Hochwasser.“Wenn das überflutete Rad dann nicht arbeiten könne, greife man auf Motorantrieb zurück. Einer, der mit Reinhard Schrage die Liebe zum Wipperkotten teilt, ist Ralf Jahn, der in der historischen Anlage Messer in Handarbeit von hochwertiger Qualität herstellt. Als er den Blick über die Wupper schweifen lässt, stellt er fest: „Einen schöneren Arbeitsplatz kann ich mir kaum vorstellen.“
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