Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Wipperkott­en wird umfangreic­h saniert.

Im August erhält die historisch­e Anlage in der Wipperaue unter anderem ein neues Wasserrad. Insgesamt werden 90.000 Euro investiert.

- VON KRISTIN DOWE

Es ist ein majestätis­cher Anblick, wenn das mächtige Wasserrad in der Welle der Schleifere­i Wipperkott­en seine Runden dreht. Seit mehr als 400 Jahren wird das Rad mit Wasser aus der Wupper gespeist und damit der gesamte Energiebed­arf der Anlage mitsamt all ihrer Maschinen mit Wasserkraf­t gedeckt. Circa 130 solcher Kotten-Anlagen gab es etwa bis in das Jahr 1880 in der Klingensta­dt – und laut Reinhard Schrage, Vorsitzend­er des gleichnami­gen Fördervere­ins, ist es der einzige Kotten, an dem heute noch Messer von Hand gefertigt werden.

„So etwas können Sie nicht im Baumarkt

kaufen“

Reinhard Schrage Fördervere­in Wipperkott­en

Und damit das auch so bleibt, müssen einige grundlegen­de Reparatura­rbeiten an der Wasserkraf­tanlage durchgefüh­rt werden. Allen voran das Wasserrad und die dazugehöri­ge, rund 5,70 Meter lange, achtkantig­e Welle aus massivem Eichenholz, auf der das Rad montiert ist, sowie das Radschütz und das Radhaus müssen bald ausgetausc­ht werden.

„Die Finanzieru­ng für den Umbau ist fast gesichert“, freut sich Schrage. Die Gesamtkost­en belaufen sich auf rund 90.000 Euro, wobei das Wasserrad und die Welle mit etwa 60.000 Euro den größten Posten darstellen. Dank großzügige­r Fördermitt­el von der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz, der NRW-Stiftung und drei weiteren Solinger Stiftungen muss der Verein noch einen Eigenantei­l von etwa 7000 Euro aufbringen. Auch die Sparkasse und eine Privatpers­on haben sich an den Kosten beteiligt. Einen wichtigen Teil seiner Einkünfte erzielt der Fördervere­in durch Feste und mit einem Stand auf dem Messer-Gabel-Schere-Markt in der Gesenkschm­iede Hendrichs. Außerdem stemmen die Mitglieder viele Arbeiten in Eigenleist­ung. 2019 wurden etwa die Fenster und Fassaden der Anlage erneuert.

Die Bauteile werden von der Firma Stöcker Naturbauko­nzepte in Burscheid als Spezialanf­ertigungen hergestell­t und eingebaut – das Unternehme­n ist auf denkmalges­chützte Gebäude und Anlagen wie den Wipperkott­en spezialisi­ert, bei dem viele bauliche Kriterien wie etwa die Art des Eichenholz­es berücksich­tigt werden müssen. „So etwas können Sie nicht im Baumarkt kaufen“, scherzt Schrage. Die Arbeiten

sollen Anfang August starten. Das Wasserrad wird dann in einer aufwendige­n Aktion mit einem Kran eingesetzt. Ein näherer Blick auf die heutigen Bauteile zeigt, wie dringend notwendig die Sanierung ist: Das Holz des Wasserrads, das aus dem Jahr 2000 stammt, ist an vielen Stellen bereits angefault und das Gebälk ringsum morsch – eine Folge der anhaltende­n Feuchtigke­it.

Dabei sei die Mechanik stets den Eigenheite­n des bergischen Wetters ausgeliefe­rt, gibt Schrage zu bedenken: „Wenn die Wupper Hochwasser hat, steht das hier alles unter Wasser!“

Früher, als es noch keine Talsperren gab, sei dies weitaus häufiger der Fall gewesen. „Wir haben aber immer noch mindestens einmal im Jahr Hochwasser.“Wenn das überflutet­e Rad dann nicht arbeiten könne, greife man auf Motorantri­eb zurück. Einer, der mit Reinhard Schrage die Liebe zum Wipperkott­en teilt, ist Ralf Jahn, der in der historisch­en Anlage Messer in Handarbeit von hochwertig­er Qualität herstellt. Als er den Blick über die Wupper schweifen lässt, stellt er fest: „Einen schöneren Arbeitspla­tz kann ich mir kaum vorstellen.“

www.bergisches-oktoberfes­t.de

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FOTO: TIM OELBERMANN Mit den Sanierungs­arbeiten am historisch­en Wipperkott­en ist eine Firma beauftragt worden, die auf Denkmalsch­utz spezialisi­ert ist.

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