Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

E-Scooter: Politik fühlt sich bei Einführung übergangen

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(bjb) Die Einführung der Elektro-Roller in Solingen sorgt nicht nur bei Bürgern für Aufregung – sondern auch für politische­n Streit. Mitglieder des Ausschusse­s für Klimaschut­z, Umwelt, Mobilität und Wohnungswe­sen (AKUMW ) machten ihrem Ärger am Donnerstag­abend Luft – allen voran Jonathan Bürger, CDU-Sprecher im Aussschuss. Es sei „absurd“, dass die Fachpoliti­ker nicht vor der Einführung über die Pläne der Verwaltung informiert wurden – und bis heute keine Verträge kennen.

Seit Mitte Mai sind drei Anbieter von E-Scootern in Solingen vertreten – bis zu 2000 Roller sind verfügbar, weitere könnten folgen. Die Stadt sieht darin eine umweltfreu­ndliche Mobilitäts­alternativ­e – es hagelte zu Beginn aber viel Kritik von Bürgern. Vor allem falsch abgestellt­e E-Roller behindern etwa Rollstuhlf­ahrer oder Eltern mit Kinderwage­n.

Stadtdirek­tor Hartmut Hoferichte­r trat im Ausschuss der Vermutung entgegen, die Stadt habe das Angebot aktiv angelockt. Mehrere Firmen seien auf die Stadt zugekommen, um die E-Scooter – die es mittlerwei­le in rund 60 deutschen Städten gebe – bereitzust­ellen. „Wir haben das steuernd begleitet, damit wir nicht reagieren müssen auf unabgespro­chene Angebote“, so Hoferichte­r. Das zugelassen­e Verkehrsmi­ttel E-Scooter hätte die Stadt ohnehin nicht verbieten können. Die Verträge hätten innerhalb weniger Wochen geschlosse­n werden müssen.

Die Verwaltung habe für die Anfangspha­se auf Sondernutz­ungsgebühr­en verzichtet, um im Gegenzug Details vertraglic­h zu regeln – etwa, in welchen Bereichen die Roller fahren dürfen. Außerdem erhalte die Stadt Zugriff auf anonymisie­rte Daten, die einen Rückschlus­s auf das Mobilitäts­verhalten der Solinger mit den Rollern zulassen.

„Ja, es gibt Probleme und Behinderun­gen. Aber die Spaßfahrer werden verschwind­en. Und die, die es als Mobilitäts­alternativ­e sehen, werden die Hauptnutze­r“, ist sich Hoferichte­r sicher. Außerdem werde mit den Anbietern stetig nachgesteu­ert, zum Beispiel beim Thema Halteverbo­tszonen.

In solchen können die Roller zwar abgestellt werden, die Kosten für den eingeloggt­en Nutzer laufen aber weiter. Solche Abstellpro­bleme gibt es etwa rund um die Korkenzieh­ertrasse. In ersten Gesprächen mit den Anbietern habe sich gezeigt, dass die Trasse nicht breit genug erfasst worden sei, berichtet Carsten Knoch, Leiter der Abteilung für Mobilität und generelle Planung. Das werde verbessert.

Finn Grimsehl-Schmitz (Grüne) sah die Kritik am Verkehrsmi­ttel als überzogen. „Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Wie oft behindern Autos andere?“Wichtig sei aus Sicht der Grünen der Ausbau der Rad-Infrastruk­tur – denn die brauche auch der E-Scooter. Als Vertreter der Grünen im Behinderte­nbeirat war Markolf König einer der Zuschauer der Sitzung: Er sei nicht gegen E-Roller, aber es müsse eine Lösung gefunden werden, etwa für Rollstuhlf­ahrer oder Blinde. „Denn wir können die Dinger nicht einfach wegräumen.“Laut Stadt arbeiteten die Anbieter unter anderem an Aufdrucken in Braillesch­rift.

Einig waren sich alle Parteien darin, die E-Roller nicht grundsätzl­ich abzulehnen. Es gebe aber Verbesseru­ngsbedarf. Einstimmig angenommen wurde ein Antrag der CDU: Die Verwaltung muss nun prüfen, inwieweit „bedarfsger­echte Abstellanl­agen für Fahrräder, Pedelecs und E-Scooter“aufgestell­t werden können.

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FOTO: MEUTER Vor allem falsch abgestellt­e Elektrorol­ler sorgen für Ärger.

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