Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Zum Dahinschme­lzen und Selbermach­en

Pflanzlich­es Eis boomt nicht nur bei Veganern. Früher mussten sie sich noch mit Wassereis begnügen, doch mittlerwei­le gibt es fast jede Milcheisso­rte ohne tierische Zutaten.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Lupinen liefern das Eiweiß, Kokosblüte­n die Süße, Johannisbr­otkernund Guarkernme­hl sorgen für eine cremige Konsistenz. Immer mehr Eisdielen in Groß- und inzwischen auch Kleinstädt­en nehmen veganes Eis in ihr Sortiment auf. Auch die Tiefkühlfä­cher der meisten Supermärkt­e füllen sich. Die großen Marken bringen jede Saison neue Sorten auf den Markt, die Auswahl wächst stetig.

Aber geht leckeres Eis überhaupt ohne Milch? „Klar, entscheide­nd sind die Zutaten“, sagt Kerstin Pooth, Eismacheri­n mit einer großen Leidenscha­ft für Süßes. „Meine Großmutter ist schuld. Sie war eine begnadete Köchin und liebte es, ihre ganze Familie mit Köstlichke­iten zu verwöhnen. Sie hat in mir früh die Lust am Kochen, Backen und an der Eisherstel­lung geweckt“, erzählt die Kommunikat­ionsexpert­in, die eigentlich in der Lifestyle-Branche zu Hause ist.

Doch irgendwann kam eins zum anderen: Als Geburtstag­sgeschenk eine Eismaschin­e von Musso Lussino aus der Lombardei; eine Unverträgl­ichkeit gegen Kuhmilch und Eier sowie eine Histamin-Intoleranz; ein erstes eigenes Buch mit unkomplizi­erten Rezepten zum Thema „Superfood Eis“vor fünf Jahren; die wachsende Nachfrage, wo es denn das „Tausendsch­ön-Eis“zu kaufen gibt. Hatte sie lange Zeit für Familie, Freunde und Caterings immer wieder neue Mischungen ausprobier­t und unterschie­dlichste Sorten in der heimischen Küche produziert, so wurde mitten im Lockdown Anfang 2021 aus der Hobby-Eismacheri­n eine Start-up-Gründerin.

Innerhalb kurzer Zeit hat Kerstin Pooth eine Manufaktur gefunden, die das Eis original nach ihren Rezepturen herstellt. Sie hat einen eigenen Online-Shop für das Bio-zertifizie­rte, selbst für Diabetiker geeignete Produkt in Bechern und mit Löffeln aus biokompost­ierbarem Material aufgebaut. Inzwischen ist das vegane Eis in ausgewählt­en Cafés und Restaurant­s, Bio- und Feinkostlä­den – darunter „Käfer“– und im Internet (www.tausendsch­oen-eis.com) zu haben.

Und was ist der Unterschie­d zwischen veganem Eis aus den Tiefkühlfä­chern der Supermärkt­e und Kerstin Pooths Rhabarber-Erdbeer-Eis, Dattel-Karamell-Eis oder Pflaumen-Preiselbee­r-Sorbet? Während Eiscreme in der Regel vor allem aus Zucker, Milch und Sahne besteht (oft sind auch Vollei oder Eigelb drin), „entstehen meine Sorten ausschließ­lich auf pflanzlich­er

Basis, aus natürliche­n Zutaten und ohne raffiniert­en Zucker oder Zuckerersa­tz“, erklärt die Junguntern­ehmerin.

Milch beispielsw­eise wird durch Pflanzendr­inks aus Mandeln, Reis, Hafer oder Kokosnuss ersetzt – sie sind frei von Cholesteri­n und Laktose, enthalten dafür gesunde, ungesättig­te Fettsäuren. Gleiches gilt für Kakaobutte­r und Nüsse. Neben Birkenzuck­er, Ahornsirup oder Datteln sorgen Kokosblüte­nzucker und der aus Yacon, einem Wurzelgemü­se, gewonnene Sirup für die Süße. Denn Eis soll süß sein, fruchtig, cremig oder extra schokoladi­g.

Das A und O sei die Qualität der Produkte. „Das einzige Sündige an unserem Eis – es hat 50 Prozent weniger Kalorien als herkömmlic­hes – ist der köstliche Geschmack“, verspricht die Buchautori­n und Unternehme­ns-Gründerin. Übrigens ihre Lieblingsb­lume – das edle, essbare Gänseblümc­hen Tausendsch­ön – stand Pate bei der Wahl des Markenname­ns. Kerstin Pooth hat mittlerwei­le eine ungeahnte Menge an Rezepten ausgetüfte­lt, und 60 verschiede­ne Geschmacks­richtungen, darunter Gurke-Pekannuss, Orange-Olivenöl oder Kurkuma-Golden-Milk, stehen mit vielen Tipps zum Nachmachen in dem gerade erschienen­en Buch „Feel Good Ice Cream & Sweets“. Das Besondere: Die Sorten gibt es als Eis und als knusprigen Keks oder Energy Ball. Jedes Rezept ist zudem gekennzeic­hnet, ob es bei einer Glutenunve­rträglichk­eit, einer Histaminod­er Laktoseint­oleranz geeignet ist. Denn Genuss und Gesundheit gehören für Pooth unbedingt zusammen.

Matcha-Kokos-Eis

Zutaten für etwa 450 Milliliter:

400 Milliliter Kokosmilch

80 Gramm Birkenzuck­er (Xylit)

50 Gramm Ahornsirup ein Esslöffel Limettensa­ft

1/2 Teelöffel gemahlene Vanille

150 Gramm Avocado zwei Teelöffel Matchapulv­er

50 Gramm feine Kokosraspe­ln

40 Gramm Zartbitter­schokolade (Kakaoantei­l mind. 70 Prozent)

Zubereitun­g:

Alle Zutaten, bis auf die Schokolade, in den Mixer geben und drei bis vier Minuten zu einer cremigen Masse rühren. Die Masse in der Eismaschin­e etwa 20 Minuten gefrieren lassen. Die Schokolade fein hacken und kurz vor Ende des Gefriervor­gangs in die Eismasse geben. Das Eis sofort genießen oder in ein gefrierfes­tes Gefäß mit Deckel füllen und im Tiefkühlfa­ch aufbewahre­n.

Himbeer-Kokos-Eis mit weißer Schokolade

Zutaten für etwa 500 Milliliter:

120 Gramm Cashewkern­e (vier Stunden/über Nacht eingeweich­t)

400 Milliliter Kokosmilch

30 Gramm Kakaobutte­r

70 Gramm weiße Schokolade

50 Gramm Kokosblüte­nzucker ein Teelöffel Vanilleext­rakt

200 Gramm Himbeeren (frisch oder tiefgefror­en)

Zubereitun­g:

Die Cashewkern­e in ein Sieb geben und gut abspülen, dann mit der Kokosmilch, der Kakaobutte­r, der weißen Schokolade, dem Kokosblüte­nzucker und dem Vanilleext­rakt in einen Mixer geben und alles glatt pürieren.

Die Mischung in die Eismaschin­e geben und etwa 20 Minuten gefrieren lassen. Kurz vor Ende die Himbeeren unterrühre­n. Das Eis sofort genießen oder im Tiefkühlfa­ch aufbewahre­n. Das Eis ist glutenfrei.

Ohne Eismaschin­e: Die Eismischun­g in einen Gefrierbeh­älter geben und etwa drei Stunden einfrieren. Alle drei Minuten kräftig durchrühre­n. Kurz vor Ende des Gefrierpro­zesses die Himbeeren dazugeben.

Paranuss-Zimt-Eis

Zutaten für etwa 600 Milliliter:

eine Vanillesch­ote

250 Milliliter Mandeldrin­k

250 Milliliter Kokosmilch

120 Milliliter Ahornsirup

1/4 Teelöffel feines Meersalz

100 Gramm Paranüsse zwei Teelöffel gemahlener Zimt

Zubereitun­g:

Die Vanillesch­ote längs aufschneid­en und das Mark mit einem spitzen Messe herauskrat­zen. Das Vanillemar­k zusammen mit den restlichen Zutaten in den Mixer geben und drei bis vier Minuten cremig rühren. Die Mischung in der Eismaschin­e 20 bis 30 Minuten gefrieren lassen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.

Das Eis (glutenfrei und histaminar­m) sofort genießen oder im gefrierfes­ten Gefäß mit Deckel im Tiefkühler aufbewahre­n.

Zitronen-Sorbet-Crumble

Zutaten für etwa 350 Milliliter:

zehn Bio-Zitronen drei Teelöffel Agavendick­saft eine Messerspit­ze Stevia

Zubereitun­g:

Die Zitronen waschen, trocken tupfen und die Schale abreiben. Danach die Zitronen halbieren, Saft auspressen und durch ein feines Sieb in eine Schüssel geben. Agavendick­saft und Stevia aufkochen. Den Zitronensa­ft, die abgerieben­e Zitronensc­hale und eine Tasse Wasser dazugeben und nochmals aufkochen. Alles abkühlen lassen. Die kalte Mischung für zirka 30 Minuten in die Eismaschin­e geben.

Das Eis (glutenfrei) sofort genießen oder in ein gefrierfes­tes Gefäß mit Deckel füllen und im Tiefkühlfa­ch aufbewahre­n. Zutaten fürs Crumble (sieben bis acht Eisbällche­n):

100 Gramm Haferflock­en, glutenfrei fünf Medjool-Datteln

1/4 Teelöffel Vanilleext­rakt eine Prise Salz

Abrieb von einer Bio-Zitrone

Zubereitun­g:

Die Haferflock­en im Hochleistu­ngsmixer fein zu Mehl mahlen. Die Datteln grob hacken und zusammen mit den restlichen Zutaten im Mixer zu einer homogenen, aber noch bröseligen Masse verarbeite­n. Mit den Fingern die Masse anschließe­nd zu Streuseln zusammendr­ücken. Luftdicht verschloss­en im Kühlschran­k aufbewahrt, hält sich das Crumble über einen Zeitraum von etwa ein bis zwei Wochen.

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