Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wie sinnvoll ist das Sitzenbleiben?
Vor den Sommerferien gibt es Zeugnisse und danach geht es in die neue Klasse. Manche Schüler müssen sie wiederholen. Für einige ist das schlimm, für andere nicht.
Bevor endlich die Sommerferien beginnen, wird die Anspannung zum Ende des Schuljahres noch einmal groß. Denn es gibt Zeugnisse! Darauf stehen am Ende des Schuljahres nicht nur die Noten für die einzelnen Fächer. Oft steht dort auch, ob man es eine Klasse weiter geschafft hat. „Versetzt nach Klasse 8“steht dann zum Beispiel auf dem Papier. Wer aber zu schlechte Noten hat, muss das Schuljahr wiederholen. Manche finden: Das Sitzenbleiben sollte ganz abgeschafft werden. Auch in der Corona-Zeit wird wieder viel über das Thema gesprochen. Paul Fabian ist Bildungsforscher. Er beschäftigt sich schon seit zehn Jahren mit dem Thema Sitzenbleiben. Dabei hat er herausgefunden: „Wenn es darum geht, Leistung wieder aufzuholen, ist das Sitzenbleiben keine gute Maßnahme.“Paul Fabian hat sich dazu große Gruppen von Schulkindern angeschaut. „Es gibt natürlich auch einzelne Geschichten, bei denen jemand ohne das Wiederholen den Abschluss nicht geschafft hätte“, sagt er. Wer sitzenbleibt, zeige meist nicht in allen Fächern mangelhafte Leistungen. „Schülerinnen und Schüler müssen dann aber alles nochmal machen, auch das, was sie schon können“, sagt der Bildungsforscher. Es würde mehr Sinn ergeben, wenn Schulkinder gezielt in den Fächern gefördert würden, in denen sie Probleme haben, findet er. „Eine Klasse zu wiederholen, kann für manche Schülerinnen und Schüler aber aus anderen Gründen eine gute Sache sein. Zum Beispiel, wenn sie sich in ihrer Klasse nicht wohlfühlen“, sagt Paul Fabian. Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell. Manchmal passt man besser in eine Klasse mit jüngeren Mitschülern. Ein Wechsel könne dann zum Beispiel helfen, dass man sich selbstbewusster fühlt. Für Schulkinder sei das Sitzenbleiben in jedem Fall ein Ereignis, das ihr Leben verändert, sagt der Experte. Das können gute oder schlechte Änderungen sein. Paul Fabian findet, dass genau dieser Bereich noch weiter erforscht werden sollte. In jedem Fall rät der Fachmann: „Wer eine Klasse wiederholen muss, sollte sich nie als Versager sehen.“Sein Tipp: „Guck auch auf die Sachen, die du gut kannst und rede mit Eltern oder Freunden darüber. Es geht weiter.“