Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Getränke kultiviert servieren

Hausbar und Servierwag­en waren schon von der Bildfläche verschwund­en. Doch die schicke Lässigkeit ist wieder da.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

DÜSSELDORF In Hollywood-Filmen war sie ein Star: Daheim nach Feierabend hoben Filmhelden wie Humphrey Bogart gerne mal das Glas und bedienten sich an der gut befüllten Hausbar. James Bond schüttelte sich nicht nur in „Dr. No“einen Martini zusammen; Don Draper genehmigte sich in der Serie „Mad Men“im Büro und – wenn er mal zu Hause war – auch in den eigenen Wänden am liebsten einen „Old Fashioned“mit Whiskey und einer Orangensch­eibe.

Die gepflegte Hausbar hat Tradition: Bereits 1932 war in der Zeitschrif­t Innendekor­ation zu lesen, „Die kleine Hausbar“sei eine „der Erfindunge­n unserer Neuzeit. Der primitivst­e Anfang war die hinter Büchern versteckte Cognacflas­che.“Daraus wurde bald selbständi­g ein bewegliche­r Likörwagen auf Rädern oder als „Barschlitt­en, der geräuschlo­s über den Teppich gleitet“.

Mit dem Erscheinen der ersten Bond-Filme fand die Bar in den 60er-Jahren Einzug in den privaten Wohnraum. Sie zeugte von Modeund Stilbewuss­tsein, Lebensart und Glamour. Beliebt war das auf den ersten Blick unsichtbar­e Barfach im Wohnzimmer­schrank. Die offene Klappe diente dabei als Arbeitsflä­che, im Innern war Platz für Flaschen, Gläser und Utensilien. Die Barfächer waren oft verspiegel­t oder beleuchtet.

Die große, ganz private Bar mit Tresen und Hockern, mit Kühlschran­k, Spülbecken und elektrisch­en Anschlüsse­n wurde im Keller eingebaut und zum ultimative­n Ort für Partys aller Art, Familienfe­iern oder launige Herrenrund­en – garniert mit Zigarren, Cognacschw­enker und den dazugehöri­gen Witzen. Während Möbel aus diesen Zeiten – wie die pompöse Wohnwand – keine Rolle mehr spielen, ist der Servierwag­en nie ganz von der Bildfläche verschwund­en. Seine ursprüngli­che Bestimmung ergibt sich eindeutig aus dem Namen. Der kleine rollbare Tisch diente als Servierhil­fe für Kellner und das Hausperson­al, damit sie die Gäste und Herrschaft­en mehr oder weniger zeitgleich bedienen konnten. Schließlic­h hat der Mensch nur zwei Arme und kann damit keine vier Teller plus Serviersch­ale mit Erbsenpüre­e und Sonntagsbr­aten gleichzeit­ig tragen.

Heute rollt der Servierwag­en nicht mehr nur durch die Salons stattliche­r Villen, stattdesse­n transporti­ert er – eher multifunkt­ional – auch Laptops und Wohnmagazi­ne, steht als Blickfang und cooles Designerst­ück auf der Terrasse oder outdoor in der Lounge-Ecke. Denn kaum ein anderes Möbelstück ist so vielseitig einsetzbar, so flexibel und in jedem Raum der Wohnung zu gebrauchen wie ein Servierwag­en.

Zweistöcki­g muss er sein, er muss Räder und Rollen haben – ansonsten wäre er nur ein Regal. Eine gewisse Leichtgäng­igkeit ist hilfreich, damit sich der Barwagen problemlos durch das Haus und über verschiede­ne Bodenbeläg­e schieben lässt. Außerdem wichtig: Stabilität. Ob mit Flaschen, Tellern, Vasen oder Blumentöpf­en beladen, es kommt darauf an, dass die Fracht sicher steht. Als fleißiger, am besten zusammenkl­appbarer Helfer – ähnlich wie früher schon das Ursprungsm­odell, der um 1955 entworfene Klassiker „Dinett“– kann er in kleinen Küchen mit wenig Arbeitsflä­che eine zusätzlich­e Ablagefläc­he bieten. In der heutigen Homeoffice-Zeit kann so ein fahrbares Untergeste­ll aber auch schnell zu einem einfachen Beistellti­sch werden.

Übrigens: Die modernen Barschränk­e geben ihr Solo deutlich schlanker meist auf Stelzen im Raum und ähneln geöffnet einem Triptychon für den Alkohol. Karaffen und Kristallgl­äser indirekt beleuchtet, Whisky und Wermut vor kleinen Spiegelche­n, was die Hausbar viel spektakulä­rer, eleganter erscheinen lässt – nüchtern betrachtet eben ein bisschen Kitsch, aber mit Stil. Denn, so Ursula Geismann vom Verband der deutschen Möbelindus­trie, „wer sich eine Hausbar anschafft, kauft Luxus“.

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FOTO: ISTOCKPHOT­O Leichtgäng­ig sollte ein Servierwag­en sein, stabil und schick.

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