Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Büros werden zu Wohnungen
Düsseldorf ist flächenmäßig nur Nummer 73 in Deutschland, gemessen an Einwohnern aber die siebtgrößte Stadt. Kein Wunder, dass der Wohnungsmarkt hier unter Dauerstress leidet. Während viele in die Jahre gekommene Büroräume leer stehen. Corona könnte hier auch noch verschärfend wirken: Wachsender Bedarf auf der einen und Leerstand auf der anderen Seite. Was liegt näher, als Bürogebäude in Wohnraum umzuwidmen? Gelungene Beispiele gibt es in der Landeshauptstadt einige. Für ein familienfreundliches und bezahlbares Wohnkonzept steht das deutschlandweit größte Redevelopment in Düsseldorf-Grafenberg. Das Thyssen Trade Center wurde in über
300 Wohneinheiten umgewandelt und bleibt aufgrund des Handlungskonzepts Wohnen auch für Durchschnittsverdiener bezahlbar. Auch das Galleo und das Henry’s in Oberkassel wurden erfolgreich umgenutzt, letzteres sogar ausgezeichnet. Und aktuell entstehen im „Cocoon“an der Graf-Recke-Straße 75 Wohneinheiten plus Biomarkt in einer Toplage des Zooviertels. Zugegeben, für Architekten ist es nicht immer ganz einfach, die Umnutzung zu realisieren. Brandschutz, Schallschutz, Statik und Energetik verlangen kreative Lösungen. Aber wir schonen damit wertvolle Baustoff-Ressourcen, müssen weniger entsorgen, können Wohnungsbau schneller abwickeln. Die Nachbarschaft erfährt keine gravierenden Veränderungen, und oftmals bestehende Tiefgaragen können ohne großen Aufwand weiter genutzt werden. Eine Win-win-Situation für alle.
Thomas Schüttken
Der Autor ist Geschäftsführer der Böcker-Wohnimmobilien GmbH