Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mit dieser Linken ist kein Staat zu machen

- VON HOLGER MÖHLE BERICHT ROBIN HOOD UND SEINE GENOSSEN, POLITIK

Die Linke ist bereit. Im Zweifel auch dazu, weiter in der Opposition zu bleiben. Die Partei hat sich ein Wahlprogra­mm gegeben, aus dem kaum ein Regierungs­programm werden dürfte. Darin ist die Linke ausgesproc­hen konsequent. Für 13 Euro Mindestloh­n – die Grünen haben eine Woche zuvor zwölf Euro beschlosse­n – oder für eine Grundsiche­rung von 658 Euro dürfte sie noch Mitstreite­r finden. Doch vor allem in der Außen- und Sicherheit­spolitik ist mit der Linken weiter kein Staat zu machen. Jedenfalls wenn der Anspruch ist, die weltweit viertgrößt­e Volkswirts­chaft mit ihren internatio­nalen Verpflicht­ungen und Mitgliedsc­haften mitzuregie­ren. Eine Bundesregi­erung muss bündnispol­itisch berechenba­r bleiben und kann nicht bei jedem Auslandsei­nsatz der Bundeswehr die Koalitions­frage stellen. Die Linke ist in der Sicherheit­s- und Außenpolit­ik schlicht nicht anschlussf­ähig.

Zwei Welten, zwei Ziele und mindestens zwei Parteien – auch das ist die Linke. Hier die Reformpoli­tiker ostdeutsch­er Landesverb­ände, die wie in Thüringen und Berlin regieren, mit Bodo Ramelow als dem einzigen Ministerpr­äsidenten seiner Partei. Dort die Radikalen westdeutsc­her Landesverb­ände, denen die reine Lehre oft wichtiger ist als die Gestaltung­smöglichke­it, wenn sie Teil einer Landesregi­erung wären. Sie stellen unverblümt die Systemfrag­e, wollen den Kapitalism­us überwinden. Robin Hood hat im 21. Jahrhunder­t weiter sehr viel zu tun.

Dass sich viele Wählerinne­n und Wähler, vor allem aus dem Arbeitermi­lieu, von der Linken abgewandt und der rechten AfD zugewandt haben, sollte der Partei zu denken geben. Die Linke hat nach diesem Parteitag ein Wahlprogra­mm, aber ihre Probleme nicht gelöst. Solange sie ihren Richtungss­treit nicht geklärt hat, ist die Opposition für sie der bessere Ort.

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