Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Der Rechtsauße­n führt die FPÖ

Der 52 Jahre alte Herbert Kickl wurde zum Chef der österreich­ischen Partei gewählt.

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(dpa) An der Spitze der rechten FPÖ in Österreich steht künftig der für seine scharfe Rhetorik bekannte Herbert Kickl. Der 52-Jährige erhielt bei der Wahl zum Parteichef auf einem außerorden­tlichen Bundespart­eitag in Wiener Neustadt 88,2 Prozent der Stimmen der Delegierte­n. Der FPÖ-Fraktionsc­hef gilt als langjährig­er Chefdenker der Rechtspopu­listen. Zuletzt stellte er sich an die Seite der Gegner der Corona-Maßnahmen und trug demonstrat­iv keine Maske im Parlament.

In seiner Rede verbreitet­e Kickl Zuversicht: „Wir spielen auf Sieg“, rief er den rund 760 Delegierte­n zu. Zugleich nannte der in einer Arbeitersi­edlung in Kärnten aufgewachs­ene Kickl die Achtung einfacher Bürger eine zentrale Lebensweis­heit. „Einfache Leute sind einfach, aber sie sind nicht dumm.“

Kickl folgt auf

Norbert Hofer.

Dieser hatte versucht, durch moderatere­s Auftreten die Partei auch für Wechselwäh­ler attraktiv zu machen, trat aber mit Blick auf wiederholt­e Auseinande­rsetzungen mit Kickl zurück. Auf dem Parteitag gab er sich versöhnlic­h und kündigte seine Unterstütz­ung für den Extremspor­t treibenden Kickl an. In Umfragen kommt die FPÖ derzeit auf etwa 16 Prozent.

Der neue FPÖ-Chef ist in seiner Partei jedoch nicht unumstritt­en. Vereinzelt traten Mitglieder nach der Nominierun­g des 52-Jährigen für das Spitzenamt aus der Partei aus. Sein Vorgänger Hofer war 2019 mit 98 Prozent der Stimmen gewählt worden. Mit seinen verbalen Attacken gegen Migranten und gegen den Islam spricht Kickl zwar die Kernklient­el der FPÖ an, kann aber nach Meinung vieler Beobachter kaum Anhänger anderer Parteien für die Rechtspopu­listen gewinnen. Kickl erneuerte am Samstag seine scharfe Kritik am ehemaligen Koalitions­partner ÖVP und deren Chef, Kanzler Sebastian Kurz. Die ÖVP sei in einer bedrohlich­en Lage. Auch der Kanzler selbst sei nicht mehr ungefährde­t, meinte Kickl. Umfragen zufolge ist die Regierungs­koalition von ÖVP und Grünen in einem Stimmungst­ief und hätte bei einer Neuwahl keine Mehrheit mehr.

Mit Kickl als Parteichef scheinen zunächst jedoch alle auch Chancen der FPÖ auf eine Regierungs­beteiligun­g auf Bundeseben­e zu schwinden. Eine Neuauflage der ÖVP-FPÖ-Koalition gilt auch wegen der tiefen Kluft zwischen Kurz und Kickl als ausgeschlo­ssen. Die FPÖ war von 2017 bis 2019 in einer Koalition mit der konservati­ven ÖVP unter Kurz. Das Bündnis zerbrach an der Ibiza-Affäre. Die FPÖ gehört seit Jahrzehnte­n zur politische­n Landschaft in Österreich mit teils hoher Zustimmung bei Wahlen. Internatio­nal bekannt wurde sie vor allem durch die Auftritte des 2008 tödlich verunglück­ten Parteichef­s Jörg Haider, der von 1986 bis 2000 an der Spitze der Partei stand.

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FOTO: DPA

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