Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Fans feiern den Sieg der Nationalmannschaft
Wechselbad der Gefühle im Portugiesischen Zentrum im Südpark und im Gasthaus Schaaf an der Ritterstraße in der Südstadt.
Mit der Fußball-Hymne „You’ll never walk alone“feierten die Musiker Klaus Spangenberg, Gregor Wehning und Peter Gorny den 4:2-Sieg gegen Portugal – mit Gitarre und Inbrunst in der Stimme. Die Gäste im vollen Biergarten des Gasthauses Schaaf sangen mit, waren zuvor aber durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen – ebenso wie die Besucher im Portugiesischen Zentrum im Südpark. Dort waren die Fans der Deutschen Nationalmannschaft ebenfalls in der Überzahl.
Nicht nur im Südpark war das Spiel mit Spannung erwartet worden. „Natürlich ist es für uns immer etwas Besonderes, wenn Deutschland gegen Portugal spielt, da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagte Mitarbeiter Rolando Pais. Dementsprechend hoffte er auf ein Unentschieden. An den Tischen wurden die Deutschlandfahnen ausgebreitet, Fußball-Glückskekse ausgepackt. Warum Deutschland-Fans das Spiel gegen Portugal beim Portugiesen schauen? Natürlich wegen des guten Essens – und weil es schön sei, mal wieder in gemeinsamer Runde Fußball zu erleben. Das fand auch Hernan Oliveira: „Es ist toll, mal wieder so viele Menschen hier zu sehen – und dann auch noch zu einem so besonderen Spiel.“
Für manch einen war das Spiel ein Familienduell – auch bei Gästen, die extra aus Gelsenkirchen angereist waren. Mama Sandra ist für Deutschland, Papa Chico und die Kinder Patricia und Felipe für Portugal. „Keine Frage, 3:1 für Portugal“, tippte Felipe. Mutter Sandra versuchte, mit Zweckoptimismus dagegen zu halten. Sie hoffe, dass Deutschland gewinne, glaube aber nach dem Spiel gegen Frankreich
nicht wirklich daran. Bei den übrigen Deutschland-Fans war der Optimismus größer – von 4:1 für Deutschland bis „Wir wollen den Ronaldo heulen sehen“war alles dabei.
Zunächst sah es für die Portugiesen besser aus, fast bleiern lag die Stimmung nach dem 0:1 durch Cristiano Ronaldo über den Tischen im Schaaf. Vertrauen in die eigene Mannschaft sieht anders aus. Auch die Gesichter der Experten vom nahen Fußballverein Post SV waren skeptisch. Doch die Mienen von Ralf Thönes und Klaus Hopf hellten sich mit jedem Eigentor der Portugiesen auf. 2:1.
Seit 2006 laufen in dem Biergarten an der Ritterstraße bei Fußball-Großereignissen die Spiele. Für Livemusik sind dabei öfter die Pirates of Love zuständig. Das passt, denn Peter Gorny spielte in der Saison 1978/1979 für Union Solingen in der 2. Bundesliga, Gregor Wehning ist bei der Stadt für Fußballplätze verantwortlich. Doch das spielte nach der Pause alles keine Rolle. Der letzte Bissen war verspeist, da fiel das 3:1. Der Jubel war groß, die ersten lagen sich in den Armen.
4:1, das Pils floss, und immer wieder ermahnte das Personal die Gäste, auf dem Weg zur Toilette die Maske zu tragen. Das fiel schwer, schaute man doch auf ein Stadion, in dem es Corona nicht zu geben schien. 4:2, noch ein Pfostenschuss der Portugiesen. Dreht das Spiel? Die Zuversicht in den Gesichtern ließ die Zweifel schneller verschwinden, als der Schiedsrichter die Partie beendet konnte. Nach dem Auf und Ab hallten ab dem 4:1 auch im Südpark die ersten „Deutschland, Deutschland“-Rufe durchs Lokal. Am Ende konnten sich alle zumindest etwas freuen. „Die bessere Mannschaft hat gewonnen, das ist okay. Es war trotzdem schön und weiterkommen können wir immer noch“, sagte Rolando Pais. Die Gäste stießen mit einem portugiesischen Bier auf den Sieg der Deutschen an.
Auf Solingens Straßen hatten rund
50 Fußballfans am Samstagabend den 4:2-Sieg gegen Portugal gefeiert. Die Polizei war mit verstärkten Kräften vor Ort, musste aber nicht einschreiten. Es gab zwischenzeitlich einen kleineren Autokorso. Das Geschehen habe sich überwiegend in der Solinger Innenstadt abgespielt – gegen 22 Uhr war die Party für die meisten wieder vorbei.
In Ohligs war es am Samstagabend trotz des EM-Sieges der Deutschen Nationalmannschaft ruhig. Kein Vergleich zu den Freudenfesten nach den Spielen der italienischen Nationalmannschaft: Fans hatten auf dem Ohligser Marktplatz teilweise bis tief in die Nacht hinein gefeiert. Auch der Autokorso war im Anschluss der ersten beiden Gruppenspiele der „Squadra Azzurra“noch nach Mitternacht deutlich zu hören.