Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

CDU-Antrag sorgt für Marathon-Sitzung

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(AWe) Städtepart­nerschafte­n verstärkt mit Aspekten der Frauen-, Diversität­s- und Gleichstel­lungspolit­ik in Einklang bringen. Was sich hinter diesem CDU-Antrag verbarg, erschloss sich im Fachaussch­uss für Gleichstel­lung, Vielfalt und Antidiskri­minierung vielen Politikern nicht. Er sei mit den „wüstesten Unterstell­ungen umgedeutet worden“, gestand Markus Kötter im Hauptaussc­huss, der sich als nächstes damit beschäftig­te, bei Begegnunge­n auf internatio­naler Bühne nicht nur freundscha­ftlich diplomatis­ch zu agieren, sondern mal Klartext zu reden.

Auch im Hauptaussc­huss wurde das Anliegen mit Kopfschütt­eln quittiert. Ilka Brehmer (Grüne): „Der Antrag trägt zwar einen schönen Titel, ist jedoch nicht differenzi­ert, nicht ausführlic­h genug begründet.“Sven Chudzinski (FDP) attestiert­e: „Der Antrag mag gut gemeint sein, ist aber schlecht gemacht. Solche Inhalte müssen auf bundespoli­tischer Ebene entschiede­n werden.“Thorsten Pohl (Pro Remscheid): „Wir sollten nicht durch die Welt reisen mit dem erhobenen Zeigefinge­r.“Man schließe Städtepart­nerschafte­n ab, weil man Partner sein und nicht den jeweils anderen erziehen wolle. „Was würden sie denn sagen, wenn aus Kirsehir uns jemand auffordern würde, dass sich Frauen ein Kopftuch aufsetzen sollen?“, meinte Pohl. Kötter verteidigt­e den Antrag, dessen Diskussion dazu beitrug, dass die erste Sitzung nach den Lockerunge­n mit dreieinhal­b Stunden allein im öffentlich­en Teil unnötigen Marathon-Charakter annahm. Der CDU-Fraktionsc­hef erklärte, dass er Völkervers­tändigung anders interpreti­ere: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“

David Schichel (Grüne) erkannte keinen Sinn in dem, was die CDU zu Papier gebracht hatte: „Menschenre­chte gehen uns alle an. Das ist aber keine neue Erkenntnis, für die man einen solchen Antrag braucht.“Verstehen wollte Schichel nicht, ob die CDU nun Quimper / Frankreich, AshingtonN­ewbiggin-by-the-sea / Großbritan­nien, Presov / Slowakei, Mragowo / Polen, Pirna / Sachsen meinte, oder ob es den Antragstel­lern nur um die sechste Partnersta­dt Remscheids gehe: Kirsehir in der Türkei. Markus Kötter verneinte dies.

Schichel empfand die Debatte am Anfang „nur zwecklos“, hinterher kam er zu dem Ergebnis: „Ich glaube, der Antrag war noch nicht einmal gut gemeint.“Bei sechs Ja-Stimmen wurde er abgelehnt. Zuvor hatte Bettina Stamm (Echt.Remscheid) noch gegen die CDU gestichelt: „Beim Thema Gleichstel­lung müssen sie sich mal überlegen, wie viele Frauen sie in ihrer Fraktion haben.“Es sind vier von 16.

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