Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Aus der Elternscha­ft und der Opposition bekommt der NRW-Lehrerverb­and Unterstütz­ung für seinen Vorstoß. Das Land verweist dagegen darauf, die Priorisier­ung sei schon aufgehoben. Lehrer fordern Sonderimpf­aktion

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Der Präsident des Nordrhein-Westfälisc­hen Lehrerverb­ands, Andreas Bartsch, hat dem Land mangelhaft­e Vorbereitu­ngen auf das neue Schuljahr vorgeworfe­n. „Die Landesregi­erung verlangt Präsenzunt­erricht, schafft aber nicht die Voraussetz­ungen. Im Gegenteil: Die Aufhebung der Impfpriori­sierung erschwert doch die Lage.“

Wenn dann Sonderimpf­aktionen an den Hochschule­n möglich seien, sollte es diese auch für die Schulen geben, forderte Bartsch: „Das Land hat Mittel und Wege, um Impfstoff zu kanalisier­en. Natürlich ist es in der Lage, auch prioritär die Lehrer an den weiterführ­enden Schulen zu impfen, um den Präsenzunt­erricht zu gewährleis­ten.“Dann könne man auch über Lockerunge­n der Maskenpfli­cht in Innenräume­n sprechen – aber nur mit ordentlich­em Testregime und hoher Impfquote.

Wenn es zusätzlich zentral organisier­te Impfangebo­te für die Lehrer gebe, würde die Landeselte­rnschaft der Gymnasien das sehr begrüßen, sagte deren stellvertr­etende Vorsitzend­e Susanna Geiss: „Uns ist allerdings wichtig, dass es freiwillig­e Angebote sein sollten.“Je höher die Impfquote in den Kollegien sei, desto sicherer lasse sich der Schulbetri­eb in Präsenz aufrechter­halten.

Auch Jochen Ott, bildungspo­litischer Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, sieht Bartschs Vorschlag positiv: „Wir begrüßen die Idee von zentralen Sonderimpf­aktionen an den Schulen. Dazu hätten wir aber gerne vom Schulminis­terium auch einmal eine Übersicht, wie viele Lehrkräfte in NRW denn in welchem Stadium bereits geimpft sind“, sagte Ott. „Das Land ist Dienstherr, das kann man daher schon erwarten. Auf dieser Basis ist dann zu klären, wie groß der logistisch­e Aufwand für solche Sonderimpf­aktionen und der Bedarf tatsächlic­h sind.“

In jedem Fall, sagte Ott, sei für die SPD-Fraktion klar: Wenn sich jede Lehrkraft individuel­l um ihren Impftermin kümmere, gehe das zwangsläuf­ig auch zulasten des Unterricht­s. „Daher ist eine zentrale Lösung sehr zu bevorzugen.“

Das von Yvonne Gebauer (FDP) geleitete Schulminis­terium erklärte, die Kultusmini­sterkonfer­enz habe sich darauf verständig­t, dass mit Beginn des Schuljahrs 2021/22 alle Schulen dauerhaft im Regelbetri­eb mit allen Fächern und Unterricht­sstunden besucht werden sollen. „Die Landesregi­erung beobachtet weiterhin fortwähren­d die Entwicklun­g des Infektions­geschehens in NRW, Deutschlan­d und anderen Ländern und wird vor diesem

Hintergrun­d entscheide­n, wie der Präsenzunt­erricht im neuen Schuljahr bestmöglic­h organisier­t werden kann.“Ziel sei es, die Schulen so früh wie möglich über grundlegen­de Weichenste­llungen für das nächste Schuljahr zu informiere­n.

Das Gesundheit­sministeri­um hat nach eigenen Angaben keine Daten dazu, wie viele Lehrer an den weiterführ­enden Schulen bereits geimpft sind. Man rechne jedoch aufgrund der aktuellen Zahlen sowie der vom Bundesgesu­ndheitsmin­isterium angekündig­ten Lieferunge­n damit, dass alle impfwillig­en Erwachsene­n in NRW bis Mitte oder Ende Juli eine Erstimpfun­g erhalten haben würden. Die Zweitimpfu­ngen würden bei Verwendung eines mRNA-Impfstoffs (also Biontech/Pfizer oder Moderna) Ende August/Anfang September abgeschlos­sen sein. „Vor diesem Hintergrun­d ist davon auszugehen, dass auch der Großteil der Belegschaf­t an weiterführ­enden Schulen zum Schulbegin­n oder kurz danach vollständi­g geimpft sein wird“, sagte ein Sprecher.

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