Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Aus der Elternschaft und der Opposition bekommt der NRW-Lehrerverband Unterstützung für seinen Vorstoß. Das Land verweist dagegen darauf, die Priorisierung sei schon aufgehoben. Lehrer fordern Sonderimpfaktion
Der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbands, Andreas Bartsch, hat dem Land mangelhafte Vorbereitungen auf das neue Schuljahr vorgeworfen. „Die Landesregierung verlangt Präsenzunterricht, schafft aber nicht die Voraussetzungen. Im Gegenteil: Die Aufhebung der Impfpriorisierung erschwert doch die Lage.“
Wenn dann Sonderimpfaktionen an den Hochschulen möglich seien, sollte es diese auch für die Schulen geben, forderte Bartsch: „Das Land hat Mittel und Wege, um Impfstoff zu kanalisieren. Natürlich ist es in der Lage, auch prioritär die Lehrer an den weiterführenden Schulen zu impfen, um den Präsenzunterricht zu gewährleisten.“Dann könne man auch über Lockerungen der Maskenpflicht in Innenräumen sprechen – aber nur mit ordentlichem Testregime und hoher Impfquote.
Wenn es zusätzlich zentral organisierte Impfangebote für die Lehrer gebe, würde die Landeselternschaft der Gymnasien das sehr begrüßen, sagte deren stellvertretende Vorsitzende Susanna Geiss: „Uns ist allerdings wichtig, dass es freiwillige Angebote sein sollten.“Je höher die Impfquote in den Kollegien sei, desto sicherer lasse sich der Schulbetrieb in Präsenz aufrechterhalten.
Auch Jochen Ott, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, sieht Bartschs Vorschlag positiv: „Wir begrüßen die Idee von zentralen Sonderimpfaktionen an den Schulen. Dazu hätten wir aber gerne vom Schulministerium auch einmal eine Übersicht, wie viele Lehrkräfte in NRW denn in welchem Stadium bereits geimpft sind“, sagte Ott. „Das Land ist Dienstherr, das kann man daher schon erwarten. Auf dieser Basis ist dann zu klären, wie groß der logistische Aufwand für solche Sonderimpfaktionen und der Bedarf tatsächlich sind.“
In jedem Fall, sagte Ott, sei für die SPD-Fraktion klar: Wenn sich jede Lehrkraft individuell um ihren Impftermin kümmere, gehe das zwangsläufig auch zulasten des Unterrichts. „Daher ist eine zentrale Lösung sehr zu bevorzugen.“
Das von Yvonne Gebauer (FDP) geleitete Schulministerium erklärte, die Kultusministerkonferenz habe sich darauf verständigt, dass mit Beginn des Schuljahrs 2021/22 alle Schulen dauerhaft im Regelbetrieb mit allen Fächern und Unterrichtsstunden besucht werden sollen. „Die Landesregierung beobachtet weiterhin fortwährend die Entwicklung des Infektionsgeschehens in NRW, Deutschland und anderen Ländern und wird vor diesem
Hintergrund entscheiden, wie der Präsenzunterricht im neuen Schuljahr bestmöglich organisiert werden kann.“Ziel sei es, die Schulen so früh wie möglich über grundlegende Weichenstellungen für das nächste Schuljahr zu informieren.
Das Gesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben keine Daten dazu, wie viele Lehrer an den weiterführenden Schulen bereits geimpft sind. Man rechne jedoch aufgrund der aktuellen Zahlen sowie der vom Bundesgesundheitsministerium angekündigten Lieferungen damit, dass alle impfwilligen Erwachsenen in NRW bis Mitte oder Ende Juli eine Erstimpfung erhalten haben würden. Die Zweitimpfungen würden bei Verwendung eines mRNA-Impfstoffs (also Biontech/Pfizer oder Moderna) Ende August/Anfang September abgeschlossen sein. „Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass auch der Großteil der Belegschaft an weiterführenden Schulen zum Schulbeginn oder kurz danach vollständig geimpft sein wird“, sagte ein Sprecher.