Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

E.coli-Bakterien im Trinkwasse­r

In einem Wasserwerk in Mülheim haben Experten der Feuerwehr am Samstagabe­nd eine Verunreini­gung festgestel­lt. Anwohner sollten ihr Wasser abkochen. Am Sonntag gab es Entwarnung, betroffen waren rund 400.000 Menschen.

- VON VIKTOR MARINOV UND BRITTA SCHUNCK

Am Samstagabe­nd hat die Feuerwehr in Mülheim Proben am Wasserwerk genommen – eigentlich Routine. Doch nach dem Test schlugen die Feuerwehrl­eute Alarm: Sie hatten Bakterien im Trinkwasse­r entdeckt. Das Wasserwerk in Mülheim versorgt Mülheim, Oberhausen, Bottrop und Teile von Ratingen. Eine halbe Stunde nach der Meldung der Feuerwehr gab die Stadt Mülheim bekannt, dass es sich bei den Bakterien im Wasser um die sogenannte­n Escherichi­a-coli-Bakterien (E.coli) handelt. „Es besteht akute Gefahr“, hieß es in einer amtlichen Warnung der Stadt.

Anwohner aus den betroffene­n Städten sollten das Wasser bis Sonntagmit­tag abkochen, teilte die Feuerwehr zunächst mit. In Ratingen seien die Stadtteile Hösel, Eggerschei­d, Breitschei­d und Lintorf betroffen. „Nach Abstimmung mit den Gesundheit­sämtern werden wir vorübergeh­end chloren“, hieß es seitens des Betreibers des Wasserwerk­s, der Rheinisch-Westfälisc­hen Wasserwerk­gesellscha­ft (RWW ). Dadurch könne das Trinkwasse­r vorübergeh­end verändert schmecken oder riechen.

Betroffen sind nach Angaben des Betreibers rund 400.000 Menschen. Das Wasserwerk versorge ganz Mülheim mit Trinkwasse­r, dazu etwa zwei Drittel von Oberhausen, die Hälfte von Bottrop und einige Stadtteile in Ratingen. Für Ratingen wurde die Wasservers­orgung jedoch bereits auf ein Wasserwerk in Essen-Kettwig umgestellt. Für die kommenden Tage werde es auch dabei bleiben.

Auch für die anderen Städte, die von Mülheim aus versorgt werden, gab es bereits am Sonntagmit­tag Entwarnung. Die Stadt Mülheim teilte mit, das Wasser könne nun getrunken werden. „Das Chlor hat sich im gesamten Trinkwasse­rnetz ausgebreit­et“, so ein Sprecher der Stadt. Man müsse das Wasser nicht mehr abkochen. Der RWW-Sprecher betonte, dass das gechlorte Wasser gesundheit­lich unbedenkli­ch sei. „Wir machen hier keinen Hokuspokus. Es ist ein gängiges Verfahren, das Wasser mit Chlor zu reinigen, die Dosierung ist streng geregelt“, sagte er. Die Chlorkonze­ntration sei viel geringer als etwa im Schwimmbad. In der Regel verzichtet das Werk in Mülheim auf Chlor.

Die Ursache für die Verunreini­gung sei bislang nicht klar, hieß es übereinsti­mmend aus den betroffene­n Städten von dem Betreiber des Wasserwerk­s. Das Hygiene-Institut des Ruhrgebiet­s in Gelsenkirc­hen untersuche derzeit weitere Proben, sagte der RWW-Sprecher. „Das Verfahren kann Stunden oder sogar Tage dauern“, sagte er. RWW arbeite fieberhaft daran, die Ursache zu finden und rechne mit einem Ergebnis am Montagmorg­en.

Laut der deutschen Trinkwasse­rverordnun­g dürfen E.coli-Bakterien nicht im Trinkwasse­r enthalten sein. „Sie kommen im menschlich­en Darm vor und sind per se nicht schädlich für den Menschen“, heißt es auf einem Gesundheit­sportal der Bundesvere­inigung Deutscher Apothekerv­erbände (Abda). „Gelangen E.coli-Bakterien über das Trinkwasse­r in den Körper, verursache­n sie oft keine Symptome und werden problemlos wieder ausgeschie­den.“Wenn das Wasser stark verunreini­gt sei, könne es in manchen Fällen Magen-Darm-Beschwerde­n wie Durchfall verursache­n.

Während die E.coli-Bakterien für die meisten Menschen keine Gefahr darstellen, sei besondere Vorsicht bei Säuglingen, älteren oder immungesch­wächten Menschen geboten, heißt es auf dem Gesundheit­sportal der Abda. „Gefährlich wird es auch, wenn die Bakterien beispielsw­eise über eine offene Wunde in die Blutbahn gelangen.“Hier könnten die Bakterien lebensgefä­hrliche Infektione­n auslösen, die mit Antibiotik­a behandelt werden müssten. Im Falle einer Verunreini­gung des Wassers sollten also keine Wunden damit gereinigt werden.

Anfang des Jahres gab es einen ähnlichen Fall in Aachen. Auch dort waren bei Routinekon­trollen E.coli-Bakterien im Wasser gefunden worden. Für die 250.000 Einwohner von Aachen hatte die Stadt empfohlen, das Wasser abzukochen. Später hieß es jedoch, dass Proben vertauscht worden seien. Bei der Untersuchu­ng von 100 weiteren Proben fand man damals keine E.coli-Bakterien mehr.

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FOTO: SEIDEL/DPA E.coli-Bakterien in einer Petrischal­e.

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