Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wie Manuel Neuers Regenbogen-Armbinde die Uefa unter Druck setzt.
(dpa) Der Bayern-Block formiert sich langsam, auch wenn Thomas Müller wegen eines schmerzenden Knies fürs Ungarn-Spiel wackelt. Kapitän Manuel Neuer nahm sich vorm Gruppenfinale der Nationalmannschaft höchstpersönlich des frustrierten Leroy Sané an, der bei der Fußball-Europameisterschaft eine Hauptrolle à la Senkrechtstarter Robin Gosens spielen will, aber in den ersten zwei Partien die große Münchner Randfigur in Joachim Löws Ensemble war. Für Künstler Sané ist aktuell kein Platz in Löws EM-System.
Sané steht nach der Ausbootung vor der vermurksten WM 2018 in Russland schon wieder im Turnier-Abseits. Beim Training am Montag in Herzogenaurach passte sich Neuer beim Aufwärmen die Bälle mit ihm zu. Bankdrücker Sané braucht Zuwendung. Auch beim anschließenden Fußballtennis-Turnier spielten der Torwart und der Flügelstürmer mit Emre Can und Antonio Rüdiger in einem Team. Auffälliger war noch, dass es eine reine Bayern-Mannschaft mit Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Leon Goretzka, Niklas Süle und Jamal Musiala gab, die beim Turnier Zweiter wurde. Passen musste Müller, der wegen einer Kapselverletzung am Knie gegen Ungarn auszufallen droht.
Löw könnte sich bei der Lösung eines Müller-Ausfall direkt beim starken Bayern-Block bedienen. „Thomas‘ Position ähnelt meiner schon. Grundsätzlich traue ich mir die Rolle zu“, bewarb sich Goretzka. Der Muskelmann kann im Mittelfeld alles spielen: Sechser, Achter, Zehner. Und er fühlt sich „bereit“, nach einem Kurzeinsatz gegen Portugal „voll anzugreifen. Für mich kann das Turnier jetzt richtig losgehen.“Sechs Wochen musste Goretzka wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel aussetzen. Es war „eine enge Kiste“, rechtzeitig fit zu werden, berichtete er.
Auch Abwehrhüne Süle lauert auf ein Startelf-Mandat. Der 25-Jährige hat seine körperlichen Rückstände aufgeholt und würde in der Abwehr Mats Hummels (Patellasehne) ersetzen, falls dieser passen muss.
Acht Bayern-Profis hat Löw in seinen 26-Mann-Kader berufen. Vier zählen seit dem Anpfiff des Turniers zur EM-Elf: Neuer im Tor, Kimmich rechts im Mittelfeld, Müller und Gnabry in der Offensive. Der Bundestrainer weiß um die Vorzüge einer Blockbildung, ohne sie erzwingen zu wollen. „Grundsätzlich ist es schon so, dass die Bayern eingespielt sind untereinander. Ein Block kann helfen“, sagte Löw. Die Vereinszugehörigkeit sei für ihn aber „kein Kriterium, einzelne Spieler aufzustellen“. Siehe Sané. „Am Ende zählt die Qualität des einzelnen Spielers auf der jeweiligen Position“, erläuterte Löw.