Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Preise steigen, die Zinsen liegen bei null: So schützen Sie Ihr Geld.

Die Preise steigen so stark wie seit Jahren nicht, doch die Zinsen auf Sparbücher liegen bei null. Diese Anlagealte­rnativen gibt es. Schulden tilgen als Geldanlage

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Inflations­rate in Deutschlan­d liegt aktuell bei 2,5 Prozent und damit so hoch wie nie seit zehn Jahren. Vor allem die teurere Energie belastet die Verbrauche­r – ein Trend, der anhalten könnte. Im Gesamtjahr 2021 könnten die Preise um 2,6 Prozent steigen, prognostiz­iert das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW ). Für Anleger sind die steigenden Preise auch ein Problem, weil sie für Sparbücher oder Festgeld praktisch keine Zinsen mehr bekommen. Umgerechne­t auf zehn Jahre, sinkt die Kaufkraft um mehr als 20 Prozent, falls dieser Trend anhält. Wir stellen Schritte vor, um Geld auch zur Zeit der Nullzinsen anzulegen.

Sachwerte-Strategie

Grundsätzl­ich raten Experten in Zeiten der Inflation zur Anlage in Sachwerten. Der Grund: Reale Vermögensa­nlagen behalten ihren Wert auch bei anziehende­n Preisen; häufig nimmt ihr Wert sogar deutlich schneller als die Inflation zu, weil die steigende Nachfrage ihre Preise weiter hochtreibt.

Eine einfache Anlagemögl­ichkeit ist, etwas Gold zur Absicherun­g ins Portfolio zu legen. Nach Umfragen besitzt jeder vierte Erwachsene zumindest etwas von dem Edelmetall. Dabei ist es in den vergangene­n fünf Jahren schon um fast 50 Prozent auf knapp 1740 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) im Preis gestiegen. Kein Wunder, dass der Kurs kürzlich sogar bergab ging. Bernhard Freytag, Niederlass­ungsleiter der Quirin-Privatbank in Düsseldorf, rät zur Vorsicht: „Eine Goldanlage ist im Unterschie­d zu einem Aktieninve­stment nicht produktiv und letztendli­ch Spekulatio­n. Daher sollte Gold nur um die fünf Prozent in einem Portfolio ausmachen.“

Aktien-ETFs

Langfristi­g denkende Anleger kommen schwer an einer breit gestreuten Anlage in Aktien vorbei. Dabei eignen sich sogenannte Indexfonds (ETFs) in der Regel am besten, weil ihre Bearbeitun­gskosten mit meist unter einem Prozent deutlich niedriger liegen als bei traditione­llen Fonds, bei denen allein der Ausgabeauf­schlag häufig bei fünf Prozent liegt. Das Besondere an ETFs ist, dass sie die in bekannten Indizes wie dem Dax vertretene­n Aktien ohne eigene Analysearb­eit nachkaufen, was der Grund für die niedrigen Kosten ist.

Stiftung Warentest („Finanztest“) rät als Basisbaust­ein, ETFs bezogen auf den MSCI World zu kaufen – einen Index, in dem rund 1600 Aktien aus 23 Ländern vertreten sind. „Mit breit streuenden Weltaktien-ETFs liegen Anleger stets richtig“, schreibt „Finanztest“. Aber sie müssen auch aufpassen: Der MSCI World ist in den vergangene­n zehn Jahren um knapp 140 Prozent gestiegen, was trotz aktuell guter Konjunktur auch Rückschläg­e denkbar macht. Ähnlich sieht es bei einem ETF-Investment in den deutschen Leitindex Dax aus. „Anleger müssen an der

Strategie

Sondertilg­ungen von Immobilien­krediten oder das Erhöhen der jährlichen Tilgung bringen meist mehr als eine Anlage von Geld in Anleihen und erst recht das Parken von Geld in einem Sparbuch.

Chance

Bei steigender Inflation und damit höheren Preisen sinkt der Wert eines Kredites relativ zum Wert des Hauses.

Börse einen langen Atem haben“, sagt Vermögense­xperte Freytag. „Doch langfristi­g betrachtet, kennen die Märkte nur eine Richtung: nach oben. Die Rendite liegt bei etwa sieben Prozent pro Jahr.“Wichtig sei dabei, „breit gestreut und über möglichst kostengüns­tige Produkte wie ETFs“zu investiere­n.

Rohstoff-ETCs

Weil die Weltkonjun­ktur anzieht, können Indexfonds auf Rohstoffe wie Gold eine Beimischun­g sein. Sie dürfen laut „Finanztest“aber auf keinen Fall mehr als zehn Prozent des Vermögens ausmachen. Solche Fonds heißen ETC, weil es sich um Rohstoffe („Commoditie­s“) handelt.

Immobilien­kauf

Selbstvers­tändlich kann die Inflation kein Grund sein, spontan eine Immobilie zu erwerben. Trotzdem zeigt eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), dass Immobilien­käufer trotz massiv gestiegene­r Kaufpreise auf Dauer besser dastehen als Mieter, weil sie den Kauf mit noch immer extrem niedrigen Zinsen von rund einem Prozent finanziere­n können, während Mieter eben von regelmäßig steigenden Mieten ausgehen müssen. Dies bedeutet in der Rechnung des IW, dass etwa Immobilien­käufer in Düsseldorf einen Kostenvort­eil von mehr als 50 Prozent haben, wenn sie den Kauf einer Immobilie mit den Ausgaben für eine neu angemietet­e Wohnung vergleiche­n. Sofern die Immobilie vorzeitig verkauft wird, drohen aber Verluste wegen der hohen Erwerbsneb­enkosten in Höhe von rund elf Prozent in Nordrhein-Westfalen. Und sofern Bürger eine günstige Mietwohnun­g nutzen können, sieht die Rechnung sowieso anders aus.

Bildung

Wohl keine Investitio­n bringt eine höhere Rendite als eine gute Ausbildung. Wer dem Kind oder Enkel also eine Sprachreis­e nach England bezahlt oder ihm oder ihr ein Studiensem­ester im Ausland ermöglicht, legt sein Geld gut an.

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FOTO: DPA An der Börse.

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