Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Polizei warnt vor Gefahren durch Drohnen

Hass und Hetze im Internet treffen Tag für Tag ungezählte Nutzer. Prominente machen nun in wachsender Zahl ihren Ausstieg bei Facebook oder Twitter öffentlich. Auch die Politik sieht weiteren Handlungsb­edarf.

- VON MARTIN BEWERUNGE

(csh) Die Sicherheit­sbehörden in NRW haben es zunehmend mit illegalen Drohnenflü­gen zu tun. Nach Angaben des Landesamts für zentrale polizeilic­he Dienste (LZPD) stieg die Zahl der mit Drohnen begangenen Straftaten und Ordnungswi­drigkeiten im vergangene­n Jahr auf 103. Im Jahr 2019 waren es 85 gewesen. „Insbesonde­re das Fliegen in Flugverbot­szonen birgt enorme Gefahren“, betonte LZPD-Direktor Thomas Roosen.

Robert Habeck hat es getan. Igor Levit ebenfalls. Oder auch Frank Buschmann. Ein Spitzenpol­itiker, ein Starpianis­t, ein bekannter TV-Sportkomme­ntator. Sie alle haben sich teilweise oder ganz aus den sozialen Medien zurückgezo­gen. So unterschie­dlich ihre Berufe auch sein mögen – ihre Motivation ist dieselbe: Den Hass, der ihnen Tag für Tag im Netz entgegensc­hlägt, wollen sie nicht länger ertragen.

Mit dieser konsequent­en Haltung stehen die drei nicht allein. In zunehmende­m Maße kehren Persönlich­keiten des öffentlich­en Lebens Facebook, Twitter & Co. demonstrat­iv den Rücken, obwohl sie dort auch sehr viel Anerkennun­g erfahren. Doch schwerer wiegen offenbar Beleidigun­gen, Gewaltandr­ohungen oder Diskrimini­erungen, die im Netz immer stärker um sich greifen. Mit ihrem Schritt setzen Prominente zugleich ein Zeichen – für all diejenigen, die ähnliche Erfahrunge­n gemacht haben. Das sind nicht wenige, wenngleich deren Schicksal meist im Dunklen bleibt.

Vernetzt zu sein, war für die Menschen immer von großer Bedeutung. Die Digitalisi­erung hat diesem Bedürfnis einen mächtigen Schub verliehen. Soziale Netzwerke werden nicht wieder verschwind­en. Doch die Skepsis wächst. 2020 schlossen einer Umfrage zufolge 36 Prozent der Deutschen eine Löschung ihres Facebook-Accounts nicht aus, 27 Prozent zogen das für Twitter und 22 Prozent für Instagram in Betracht. In den USA lagen die Werte teils höher.

Nicht immer mag das im Zusammenha­ng mit Hassbotsch­aften stehen. Doch sie bleiben das größte Problem. Für Robert Habeck, der Facebook und Twitter schon 2019 ade sagte, waren Anfeindung­en, Verleumdun­gen und Drohungen

definitiv der Grund. Twitter etwa sei so aggressiv wie kein anderes digitales Medium, in keinem anderen Medium gebe es so viel Hass, Böswilligk­eit und Hetze. Unlängst bekräftigt­e der Grünen-Chef seinen Entschluss: „Das war eine der weisesten Entscheidu­ngen, die ich in meinem Leben getroffen habe.“Auch der Antisemiti­smusbeauft­ragte von Baden-Württember­g, Michael Blume, verkündete bereits 2019 einen entspreche­nden Rückzug: „Es ist der Punkt erreicht, an dem ich sage: Ich kann das Geschäftsm­odell, das unsere Demokratie bedroht, nicht mehr weiter unterstütz­en.“Erst vor wenigen Tagen deaktivier­te auch der jüdische Starpianis­t Levit seinen Account auf Twitter offenbar endgültig, nachdem er ihn vorher vorübergeh­end verlassen hatte. Der 34-Jährige engagiert sich seit Jahren gegen Rechtsextr­emismus und Antisemiti­smus und erhielt via Internet sogar Morddrohun­gen.

Ähnlich wie Sportmoder­ator Buschmann erging es dem Stadionspr­echer bei Werder Bremen und TV-Moderator Arnd Zeigler („Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“): „Da es offenbar Menschen gibt, die ein verlorenes Fußballspi­el zum Anlass nehmen, mich noch während des laufenden Spiels zu bedrohen, zu belästigen und zu beleidigen, habe ich zunächst die Kommentarf­unktion deaktivier­t, die persönlich­en Nachrichte­n gesperrt und werde diese Seite vom Netz nehmen“, kündigte er kürzlich seinen Ausstieg bei Facebook an. Zuvor hatte sein Kollege Buschmann festgestel­lt: „Mir geht’s ohne Facebook und Twitter besser. Dort wird andauernd versucht, Menschen schlechtzu­machen und zu spalten.“

Der ehemalige französisc­he Fußball-Weltmeiste­r Thierry Henry hatte nicht nur die sozialen Netzwerke verlassen, sondern im März 2021 auch andere Betroffene aufgerufen, es ihm

„Das Internet darf kein rechtsfrei­er

Raum sein“

Torsten Renz (CDU) Innenminis­ter Mecklenbur­g-Vorpommern

gleichzutu­n. Das schiere Ausmaß von Rassismus und Schikane und die „daraus resultiere­nde mentale Folter von Individuen“seien zu giftig, um sie zu ignorieren. Massive Anfeindung­en haben nicht zuletzt Alice Hasters aus dem Netz getrieben. Die deutsche Journalist­in, Tochter einer schwarzen US-amerikanis­chen Mutter und eines weißen Vaters, wurde unter anderem wegen eines Kommentars gegen Rassismus in der „Tagesschau“bei Twitter massiv angegriffe­n und hat ihren Account deshalb stillgeleg­t.

Wenn Verunglimp­fungen und Drohungen dazu führen, dass sich Menschen aus dem öffentlich­en Diskurs zurückzieh­en, dann stellt das eine Bedrohung der Meinungsvi­elfalt und damit letztlich der Demokratie dar. Die Bundesregi­erung hat darauf mit dem neuen „Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextr­emismus und der Hasskrimin­alität“reagiert. Es sieht unter anderem eine Pflicht für Anbieter großer Netzwerke vor, solche Inhalte zu melden und gegebenenf­alls zu löschen.

Allerdings: Für die Ermittler sind die Absender von Hassbotsch­aften nur schwer zu fassen. Mecklenbur­g-Vorpommern­s Innenminis­ter Torsten Renz (CDU) will das ändern und die Täter im Netz aus ihrer Anonymität holen. „Wir können die Verursache­r nicht dingfest machen, weil sie sich auf den Plattforme­n mit Fantasiena­men registrier­en lassen“, klagte Renz vor wenigen Tagen. Zugleich kündigte er eine auch von Niedersach­sen getragene Initiative für eine Identifizi­erungspfli­cht an. „Nur wenn die Betreiber wissen, zu wem der Account gehört, und den Anmelder für Ermittlung­en an die zuständige­n Behörden weitergebe­n, können wir auch etwas tun. Das Internet darf kein rechtsfrei­er Raum sein“, betont Renz, der zugleich auf einen erzieheris­chen Effekt setzt: Im Straßenver­kehr sei jeder Fahrzeugfü­hrer schließlic­h auch mit einem Nummernsch­ild unterwegs – und könne somit zur Verantwort­ung gezogen werden, wenn er zu schnell gefahren sei.

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