Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein Wahlprogra­mm ohne große Ambitionen

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N UNION LEHNT STEUERERHÖ­HUNGEN AB, TITELSEITE

Im Eiskunstla­ufen gibt es eine A- und eine B-Note. A wird für die Schwierigk­eit und Technik verliehen, B für den künstleris­chen Ausdruck. Wenn man das für die Vorstellun­g des Wahlprogra­mms der Union anlegt, kommt man zu dem Ergebnis: Inhalt befriedige­nd bis ausreichen­d, Präsentati­on gut. Besonderes Augenmerk lag auf dem gemeinsame­n Auftritt von CDU-Chef Armin Laschet und dem CSU-Vorsitzend­en Markus Söder. Söder hatte nach der Entscheidu­ng für die Unions-Kanzlerkan­didatur laut und vernehmlic­h gegrollt. Nun lobte er Laschet – etwas zu überschwän­glich. Doch unterm Strich kam eine Botschaft an: Die Union zieht an einem Strang.

Inhaltlich legte Laschet Wert auf einen Dreiklang aus Klimaschut­z, Wirtschaft und sozialem Ausgleich. Söder machte es konkreter: Er finde die Klimadebat­te zum Teil „einigermaß­en abgehoben“. Die Diskussion um Benzinprei­se etwa finde vor allem in der Blase derer statt, die es sich leisten könnten. Das Programm enthält keinen genauen CO2-Preis; hier bleibt die Union bewusst im Ungefähren. Dass der Klimaschut­z teuer wird – diese Aussage überlässt man lieber den Grünen. Ob der Wähler mehr Ehrlichkei­t schätzt, wird der 26. September zeigen.

Man fragt sich aber schon, was in der „Wünsch dir was“-Tüte eigentlich wie gegenfinan­ziert werden soll. Der Verweis auf die Wachstumsk­räfte, die auch nach der Finanzkris­e für wirtschaft­liche Erholung gesorgt hätten, ist eher blauäugig. Interessan­t ist das sich wandelnde Familienbi­ld der Union. Sie will das Elterngeld stärken, die Zahl der Partnermon­ate auf 16 erhöhen, wenn sowohl Vater als auch Mutter Elternzeit nehmen. Es ist eine Verschiebu­ng des Rollenbild­s. Endlich. „Wir werden Deutschlan­d rocken“, sagte CSU-Generalsek­retär Markus Blume, ein ehemaliger Eiskunstlä­ufer übrigens. Man darf gespannt sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany