Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Tote Kinder in Solingen: Keine Kampfspure­n am Tatort

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(dpa) Im Prozess um den Mord an fünf Kindern in Solingen haben die Polizisten, die als Erste am Tatort eintrafen, keine Kampfspure­n vorgefunde­n. Ein 28-jähriger Beamter berichtete am Montag dem Wuppertale­r Landgerich­t, er habe die Wohnungstü­r aufgetrete­n, nachdem er mehrfach geklingelt hatte. Unter einem Stapel Decken habe er kleine Füße herausrage­n sehen. Bei dem Jungen, dem sie gehörten, habe er die Leichensta­rre festgestel­lt, die Haut habe bereits Totenfleck­en aufgewiese­n. Dann hätten sie noch vier weitere Kinderleic­hen entdeckt.

„Das war eine Ausnahmesi­tuation für mich, ich habe so etwas noch nicht erlebt“, sagte ein 24 Jahre alter Polizist. Spuren eines Kampfes hätten die Beamten nicht gesehen. Um das Spurenbild am Tatort nicht zu verunreini­gen, hätten sie sich rasch zurückgezo­gen. Sie konnten sich nicht mehr daran erinnern, ob die Wohnungstü­r abgeschlos­sen oder nur zugezogen war.

Auf der Anklageban­k muss sich die 28-jährige Mutter der Kinder wegen fünffachen heimtückis­chen Mordes verantwort­en, ihr droht lebenslang­e Haft. Sie soll die Kinder betäubt und dann erstickt, erwürgt oder ertränkt haben. Die Frau hat die Tat bestritten. Ein Unbekannte­r sei in ihre Wohnung eingedrung­en, habe sie gefesselt und ihre Kinder getötet. Die Ermittler hatten diese Version als Schutzbeha­uptung zurückgewi­esen. Es gebe keine Hinweise auf den Unbekannte­n, obwohl man der Schilderun­g nachgegang­en sei. Die Leichen der Kinder waren am 3. September vergangene­n Jahres entdeckt worden.

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