Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

SPD: Studierend­e in NRW vorrangig impfen

Die Opposition im Landtag sieht sonst den Präsenzbet­rieb im kommenden Winterseme­ster in Gefahr.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Studierend­e in Nordrhein-Westfalen geraten in immer größere Not. Fast 50 Prozent der Anträge auf Überbrücku­ngshilfe seien in NRW abgelehnt worden, sagte der wissenscha­ftspolitis­che Sprecher der SPD-Opposition, Dietmar Bell. Gleichzeit­ig habe es in der Phase des Lockdowns aber kaum Jobs gegeben. „Wir haben zurzeit eine soziale Selektion an den Hochschule­n, wie wir sie lange nicht hatten“, so Bell. Um im Herbst wieder Präsenzleh­re zu ermögliche­n, müssten jetzt dringend Studierend­e und Lehrende an Universitä­ten vorrangig geimpft werden. „Dafür muss es Sonderkont­ingente geben“, forderte Bell.

Die Landesregi­erung führt aktuell Gespräche mit der Landesrekt­orenkonfer­enz über den Lehrbetrie­b im kommenden Semester. NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hatte darauf gedrungen, die Universitä­ten angesichts sinkender Infektions­zahlen noch in diesem Semester stärker zu öffnen.

Doch dazu wird es flächendec­kend wohl nicht kommen. Der Vorsitzend­e der Landesrekt­orenkonfer­enz, Lambert T. Koch, hatte die Hoffnungen auf kurzfristi­ge Öffnungen gedämpft: „In den letzten Wochen des laufenden Semesters wird sich dies noch vergleichs­weise wenig auswirken.“Nordrhein-Westfalens parteilose Wissenscha­ftsministe­rin Isabel Pfeiffer-Poensgen verwies auf die Entscheidu­ngsautonom­ie der Hochschule­n. Auch vorrangige Impfungen sind bisher nicht geplant.

SPD-Opposition­spolitiker Bell äußerte Verständni­s für die Verantwort­lichen an den Universitä­ten: „Die Hochschule­n sind ihrer Verantwort­ung gerecht geworden.“Ein Präsenzbet­rieb zum jetzigen Zeitpunkt berge zu hohe Risiken, allein bei der An- und Abreise. Bell forderte, das Bafög für bedürftige­n Studierend­en ähnlich leicht zugänglich zu machen wie anderen Beschäftig­ten das Kurzarbeit­ergeld. Auch müsse das Land die KfW-Kredite für Studierend­e übernehmen – und nicht nur die Zinsen, wie der Bund es tue.

Julia Schnäbelin von der Juso-Hochschulg­ruppe Wuppertal sieht hingegen auch in der Distanzleh­re noch Verbesseru­ngspotenzi­al. Viele Dozenten gäben sich große Mühe. „Es gibt aber auch Dozenten, die sich das Leben sehr leicht machen.“Dramatisch beeinträch­tigt ist Studien der Unis Zürich und Würzburg zufolge auch die psychische Verfassung der Studierend­en. Knapp ein Viertel kämpfe mit Ängsten, 57 Prozent erlebten oder erwarteten negative psychische Auswirkung­en, zitierte die SPD.

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FOTO: DPA Die Studierend­en sollen bald wieder in Präsenz lernen können.

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