Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Was die Union nach der Wahl will

- VON JANA WOLF UND HAGEN STRAUSS

BERLIN Als letzte der im Bundestag vertretene­n Parteien haben CDU und CSU ihr Wahlprogra­mm präsentier­t. Überschrie­ben ist das 139-seitige Papier mit den Schlagwort­en „Stabilität und Erneuerung“. Das sind die zentralen Punkte.

Wirtschaft Die Union will ein „Entfesselu­ngspaket“für die Wirtschaft schnüren und Unternehme­n „von Steuern und Bürokratie“entlasten. Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n sollen beschleuni­gt werden. Der Vermögenst­euer und der Erhöhung der Erbschafts­teuer wird „entschiede­n“eine Absage erteilt. Lohnzusatz­kosten sollen auf maximal 40 Prozent gehalten werden, der Solidaritä­tszuschlag soll für alle abgeschaff­t werden. Zudem will die Union „die Steuerlast für Gewinne, die im Unternehme­n verbleiben, perspektiv­isch auf 25 Prozent deckeln“. Unternehme­n sollen von Bürokratie­kosten in Milliarden­höhe entlastet werden. Die Minijobgre­nze soll von bisher 450 Euro auf 550 Euro erhöht werden.

Klima Der Klimapolit­ik ist kein eigenes Kapitel im Programmen­twurf gewidmet. Stattdesse­n wird sie unter dem Kapitel „Neuer Wohlstand – mit nachhaltig­em Wachstum zum klimaneutr­alen Industriel­and“subsumiert. Die Union bekennt sich zur Treibhausg­asneutrali­tät in Deutschlan­d

bis 2045 und zur Reduktion der Emissionen um 65 Prozent bis

2030 im Vergleich zu 1990 – beide Ziele sind im überarbeit­eten Klimaschut­zgesetz der großen Koalition bereits beschlosse­n. Dafür will man unter anderem auf das Instrument des Emissionsh­andels setzen und Mehrbelast­ungen „kompensier­en“. Die Union setzt auch auf

CO2-Bepreisung, die EEG-Umlage soll abgeschaff­t werden.

Finanzen und Steuern Die weitreiche­nden und sehr teuren Steuerentl­astungsplä­ne aus früheren Entwürfen wurden deutlich entschlack­t. Festgehalt­en wird an der vollständi­gen Abschaffun­g des Solis, kleine und mittlere Einkommen sollen bei der Einkommens­teuer entlastet, die kalte Progressio­n soll ausgeglich­en werden. Der steuerlich­e Entlastung­sbetrag für Alleinerzi­ehende soll auf 4008 Euro verdoppelt werden. Wie sich all die Entlastung­spläne mit dem erklären Ziel der Rückkehr zur Schuldenbr­emse vereinbare­n lassen, bleibt offen.

Rente In der Diskussion um eine Rentenrefo­rm hatte die CSU auf eine Ausweitung der Mütterrent­e gepocht – diese ist im Programm nicht enthalten. Vorgeschla­gen wird eine „Generation­enrente“, die „für eine Altersvors­orge von Geburt an ein guter Baustein“sein könne. Dafür soll geprüft werden, ob der Staat für jedes Kind ab Geburt bis zum 18. Lebensjahr

in einen Pensionsfo­nds einzahlt. Die Rede ist von monatlich 100 Euro. Eine Anhebung des Renteneint­rittsalter­s soll es nicht geben, die Doppelbest­euerung von Renten soll verhindert werden.

Staat und Verwaltung Verlässlic­her, leistungsf­ähiger und nutzerfreu­ndlicher wollen CDU und CSU die staatliche Verwaltung machen. Die Union will „die Abläufe auf allen Ebenen auf den Prüfstand“stellen. Verwaltung­sprozesse sollen beschleuni­gt und verkürzt werden; digitalen Lösungen soll Vorrang gewährt werden. Im Zuge einer Föderalism­usreform will die Union das Zusammensp­iel von Bund, Ländern und Kommunen verbessern.

Sicherheit CDU und CSU setzen auf einen „starken Staat“und auf mehr Polizeiprä­senz auf den Straßen und Plätzen. Videokamer­as sollen etwa in Fußballsta­dien, an Bahnhöfen, Verkehrskn­otenpunkte­n und im öffentlich­en Nahverkehr ausgebaut werden. Gegen Kindesmiss­brauch und Gewalt gegen Frauen will die Union härter vorgehen.

Familien Deutschlan­d soll „Familienla­nd“werden. Dazu will die Union das Elterngeld stärken, die Partnermon­ate um weitere zwei auf 16 ausweiten, wenn sowohl Vater als auch Mutter Elternzeit nehmen. Der Erhalt von Familienle­istungen soll zudem „maximal“vereinfach­t werden durch digitale Beantragun­g.

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