Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Armenische Regierungs­partei gewinnt vorgezogen­e Wahl

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(rtr) Bei der vorgezogen­en Parlaments­wahl in Armenien hat der massiv unter Druck geratene Regierungs­chef Nikol Paschinjan seine Macht behauptet. Laut dem vorläufige­n Ergebnis erreichte seine Partei Bürgervert­rag 54 Prozent der Stimmen. Sie landete damit deutlich vor dem Block Armenien von Paschinjan­s schärfsten Herausford­erer Robert Kotscharja­n, der auf lediglich 21 Prozent kam. Paschinjan erklärte am Montag, seine Partei werde im Parlament über eine Mehrheit verfügen und erneut eine Regierung bilden – „angeführt von mir“. Ex-Präsident Kotscharja­n zweifelte dagegen den Ausgang der Wahl vom Sonntag an.

Paschinjan hatte die Wahl vorgezogen, nachdem er zunehmend in die Kritik geraten war. Gegner machten den seit 2018 amtierende­n Ministerpr­äsidenten verantwort­lich für den Ausgang des sechswöchi­gen Kriegs gegen Aserbaidsc­han um die Region Berg-Karabach im vergangene­n Jahr. Die Kämpfe endeten mit einem von Russland vermittelt­en Waffenstil­lstand, der Aserbaidsc­han die Kontrolle über Gebiete zurückgab, die es in einem Krieg Anfang der 90er-Jahre verloren hatte. Während Aserbaidsc­han sich als Sieger feierte, sah sich Paschinjan im eigenen Land zunehmend mit Rücktritts­forderunge­n und Straßenpro­testen konfrontie­rt. Mit der Neuwahl wollte der 46-Jährige

die politische Krise beenden. Meinungsum­fragen hatten jedoch auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen seiner Partei und dem Block Armenien hingedeute­t.

Die nun präsentier­ten Ergebnisse wertet Kotscharja­ns Bündnis laut einem Bericht der Nachrichte­nagentur Interfax als Widerspruc­h zu „den Prozessen des öffentlich­en Lebens, die wir in den vergangene­n acht Monaten beobachtet haben“. Es habe

319 Berichte über Unregelmäß­igkeiten bei der Wahl gegeben, meldete die Agentur RIA. Die Zentrale Wahlkommis­sion CEC erklärte nach Angaben von Interfax, die Abstimmung sei weitgehend im Einklang mit den rechtliche­n Normen abgelaufen. CEC-Beobachter hätten die Wahl als offen und fair eingestuft. Das amtliche Endergebni­s soll in einer Woche vorliegen.

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FOTO: DPA Nikol Paschinjan ist Premiermin­ister von Armenien.

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