Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Spahn: Ballungsrä­ume sind überversor­gt mit Kliniken

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(anh) Die Krankenhäu­ser im Land weisen den Vorwurf zurück, sie hätten bei Angaben zu Intensivbe­tten geschummel­t, um vom Staat Pauschalen zu kassieren. Der Bundesrech­nungshof habe keine Belege für solche Vorwürfe vorgelegt, sagte der Chef der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft, Gerald Gaß, beim Krankenhau­sgipfel. Die Kliniken hätten Betten und Infrastruk­tur zur Behandlung möglichst vieler Covid-Patienten geschaffen. Diese seien nicht komplett in Anspruch genommen worden. Aber wenn es nötig gewesen wäre, hätte man die Kapazitäte­n hochgefahr­en. Gaß forderte eine Neuordnung der Krankenhau­spolitik mit nachhaltig­er Finanzieru­ng der Häuser.

Den Ball griff Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) auf – jedoch anders, als sich die Klinikchef­s erhofft haben dürften. „Wir haben keine bedarfsger­echte Versorgung“, sagte Spahn. In vielen Ballungsrä­umen gebe es eine Überversor­gung mit Krankenhäu­sern. „Es muss nicht jeder alles machen“, mahnte er – und forderte eine Konzentrat­ion sowie Spezialisi­erung der Häuser. „Dass eine Klinik eine bestimmte Operation nur achtmal im Jahr macht, darf es im Interesse der Patienten nicht geben.“Bei planbaren Operatione­n seien die Patienten bereit, auch längere Anfahrtswe­ge in Kauf zu nehmen, wenn sie dafür in bessere Hände kämen. Auch das von Klinikseit­e gelegentli­ch vorgebrach­te Argument, die Feuerwehr würde ja auch nicht nach Einsätzen bezahlt, sondern sei Daseinsvor­sorge, ließ Spahn nicht gelten: „Aber es gibt nicht viele Feuerwehrw­achen nebeneinan­der.“

Die Bundeskanz­lerin dankte Ärzten und Pflegekräf­ten für ihren großen Einsatz in der Corona-Krise: Die Mitarbeite­r der Krankenhäu­ser seien seit Monaten an ihre Grenzen gegangen, sagte Angela Merkel in einer Videobotsc­haft. Das Virus sei noch nicht aus der Welt. Aber immer mehr Krankenhäu­ser könnten wieder in einen regulären Betrieb gehen und aufgeschob­ene Operatione­n nachholen.

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