Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

KLEINOD IN WALD

Erben der Familie Hammesfahr haben an dem Kleinod kein Interesse. Stadt und Pachtverei­n können nichts gegen den Verfall tun.

- VON JUTTA SCHREIBER-LENZ

An der Kapelle nagt der Zahn der Zeit.

Joggern, Spaziergän­gern oder Radfahrern entlang der Korkenzieh­ertrasse ist sie ein vertrauter Anblick, dennoch bleibt sie ein Kuriosum: Inmitten der Walder Kleingarte­nanlage Foche steht eine kleine Kapelle, die inzwischen mehr als baufällig ist. Brennnesse­ln verdecken das zerborsten­e Glas des Bogenfenst­ers, das notdürftig mit inzwischen vergammelt­em Pressspan geflickt wurde. Birkenschö­sslinge haben sich auf dem kaputten Dach angesiedel­t. Doch warum steht die Kapelle inmitten blühender Kleingarte­nparzellen? Und wer lässt sie verfallen?

In der Nachkriegs­zeit hatte Fabrikant Ernst Gottlieb Hammesfahr

1946 den Park der ehemaligen Stahlwaren­firma – in dem sich auch die Villa der Familie befand – den Bürgern als Land für den Anbau von Gemüse und Obst zur Selbstnutz­ung zur Verfügung gestellt. Die Mausoleums-Kapelle für den Sohn des Firmengrün­ders, Ernst Hammesfahr, war eine Dreingabe, über die man sich wohl wenig Gedanken machte – 1935 war der Leichnam auf einem Friedhof bestattet worden, da private Gräber nicht mehr erlaubt waren. Gottlieb Hammesfahr hatte

1847 das Unternehme­n für Stahlund Schneidwar­en gegründet, das bis 1969 existierte.

Bereits 1948 wurde mit dem Verband der Solinger Kleingärtn­er ein Pachtvertr­ag geschlosse­n, der bis heute Bestand hat. Über die Kapelle sagt Armin Adolphs, Vorsitzend­er des Kleingarte­nvereins: „Es ist schade, dass dieses früher schöne Kleinod so schäbig aussieht. Man könnte was Tolles daraus machen, hier könnten zum Beispiel stimmungsv­olle Trauungen stattfinde­n.“Aber als Pachtverei­n gebe es keine Handhabe für die Foche-Kleingärtn­er, sagt er: „Es gibt Eigentümer, die aber wohl kein Interesse an dem Gebäude haben.“Nur eine Skulptur sei vor Jahren mal abgeholt worden.

Yvonne Ermertz, deren Mutter Regina Kitzia eine Parzelle unmittelba­r neben dem früheren Mausoleum bewirtscha­ftet, befürchtet gar Gefahr im Verzug. „Bei jedem kräftigen Wind halte ich die Luft an, ob nicht mal gröbere Teile von oben herunterfl­iegen“, sagt sie und macht aus ihrem Unverständ­nis, dass „da nicht längst abgesperrt wurde“, keinen Hehl. „Es spielen oft Kinder in unmittelba­rer Nähe der Kapelle.“

Ganz so schlimm schätzt Mona Lohrengel vom Denkmalsch­utz der Stadtverwa­ltung die Lage nicht ein, bestätigt aber, dass seit ihrem letzten bewussten Blick auf die alte Kapelle vor ein paar Jahren das Gebäude mittlerwei­le deutlich schlechter dran sei. „Es ist traurig, aber leider sind uns die Hände gebunden, hier tätig zu werden“, bedauert sie. „Die Erben der ehemaligen Familie Hammesfahr haben kein Interesse an dem historisch­en Kleinod.

Sie müssten eine Sanierung anstoßen und dafür, auch wenn Fördergeld fließen würde, eigene Mittel einsetzen.“

Es handelt sich wohl nicht um direkte Hammesfahr-Nachfahren, sondern entfernte Verwandte, die einen anderen Familienna­men tragen und auch nicht in Solingen leben. Und solange die Verkehrssi­cherheit nicht gefährdet ist, kann die Stadt nichts tun.

„Vor ein paar Jahren hatte die IG Stadtführe­r einmal Interesse angemeldet“, erinnert sich Mona Lohrengel. „Es war die Rede davon, vielleicht einen Fördervere­in zu gründen oder einen Sponsoren zu finden, der die Pracht wieder herrichtet.“Nicht zuletzt wegen der Eigentumsv­erhältniss­e verlief das Ganze im Sande.

 ?? FOTO: OELBERMANN ?? Armin Adolphs (r.), Vorsitzend­er des Kleingarte­nvereins Foche, und sein Stellvertr­eter Ahmet Kömek vor der Kapelle: Als Pachtverei­n gebe es keine Handhabe für die Kleingärtn­er, etwas am Zustand zu verbessern, betonen sie.
FOTO: OELBERMANN Armin Adolphs (r.), Vorsitzend­er des Kleingarte­nvereins Foche, und sein Stellvertr­eter Ahmet Kömek vor der Kapelle: Als Pachtverei­n gebe es keine Handhabe für die Kleingärtn­er, etwas am Zustand zu verbessern, betonen sie.

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