Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Plagegeister breiten sich aus
In Remscheid wurden zwölf Nester des Eichenprozessionsspinners entdeckt.
Sechs Fundstellen des Eichenprozessionsspinners (ESP) mit insgesamt zwölf Nestern sind dieses Jahr bislang in Remscheid ausgemacht worden: Vier auf dem Fußweg Ohler zwischen der Reinshagener Straße und Wallburgstraße, drei an der Kita Fürberg, zwei an der Tyroler Straße östlich des Bahnübergangs (Haus-Nr. 22) und jeweils eins im nördlichen Teil des Sieper Parks, im Stadtpark (nördlich des Schützenplatzes) und am Stadion Reinshagen.
Die Bereiche wurden abgesperrt. Wer wissen möchte, wo Nester aktuell gefunden wurden, gehe auf die Homepage www.remscheid.de und im Meldungsarchiv auf „Eichenprozessionsspinner in Remscheid“. Nachdem vergangene Woche auf dem Mittelstreifen der Elberfelder Straße (Höhe EMA-Gymnasium) und Spielplatz Bökerhöhe die ersten ESP-Nester identifiziert und danach von einer Fachfirma entfernt worden waren, nimmt die Saison der Plagegeister Fahrt auf. In der Regel dauert sie von Ende Mai bis Ende September.
Der Eichenprozessionsspinner ist ein rund drei Zentimeter großer grauer Nachtfalter, der Ende August / Anfang September schlüpft. „Gefährlich kann er nur vorher als Raupe werden. Anders als sein Nest, von dem das ganze Jahr eine Gefahr ausgeht“, betont Stadtförster Markus Wolff. Der Sonnenanbeter tummelt sich bevorzugt auf Eichen. Dort versteckt er sich tagsüber in weiß gewobenen Nestern, die Gespinste genannt werden und aussehen wie ausgedünnte Zuckerwatte.
Gefährlich wird der ESP nicht nur nachts den saftigen Blättern in den Baumkronen, auch die winzigen Brennhaare können, wenn Menschen und Tiere damit in Kontakt kommen, Hautreizungen und allergische Reaktionen hervorrufen. Juckende entzündliche Ausschläge, Schwellungen, Fieber, Atemnot oder Kreislaufreaktionen sind möglich.
Seit der Eichenprozessionsspinner 2019 erstmals im größeren Stil in Remscheid einfiel, bereiten sich die Technischen Betriebe Remscheid (TBR) Jahr für Jahr besser auf den aus dem Süden Europas kommenden Schädling vor. Auch der ESP steht für die fatalen Auswirkungen des Klimawandels. „Er ist eine kleine Facette im großen Mosaik“, meint Wolff. Wärme und Trockenheit, die den ESP anziehen, haben dafür gesorgt, dass die TBR mittlerweile in ihrem Wirtschaftsplan nicht unerhebliche Mittel einstellen, um den ESP selber zu bekämpfen.
„Wir sind dabei, eine eigene Truppe aufzubauen“, sagt Wolff. Personal muss abgestellt, Schutzkleidung und Gerätschaft müssen angeschafft werden. Richtig ins Geld geht ein Lkw, der mit Baumsteigevorrichtung versehen ist. Eine europaweite Ausschreibung geht dem Kauf voraus. „Der Etat in Münster lag 2020 bei einer halben Million Euro“, weiß Wolff. 20.000 Bäume waren im Jahr davor in Münster befallen.
Momentan greifen die TBR noch auf Fachfirmen zurück. Wann diese angerufen werden, hängt von der Verkehrsgefährdung ab. „An Schulen, Schulwegen, Kitas oder Spielplätzen werden wir sicherlich sofort aktiv. Es kann aber andererseits auch so sein, dass wir im Wald nichts machen, an Stellen, wo sich nicht so viele Menschen aufhalten.“