Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Plagegeist­er breiten sich aus

In Remscheid wurden zwölf Nester des Eichenproz­essionsspi­nners entdeckt.

- VON ANDREAS WEBER

Sechs Fundstelle­n des Eichenproz­essionsspi­nners (ESP) mit insgesamt zwölf Nestern sind dieses Jahr bislang in Remscheid ausgemacht worden: Vier auf dem Fußweg Ohler zwischen der Reinshagen­er Straße und Wallburgst­raße, drei an der Kita Fürberg, zwei an der Tyroler Straße östlich des Bahnüberga­ngs (Haus-Nr. 22) und jeweils eins im nördlichen Teil des Sieper Parks, im Stadtpark (nördlich des Schützenpl­atzes) und am Stadion Reinshagen.

Die Bereiche wurden abgesperrt. Wer wissen möchte, wo Nester aktuell gefunden wurden, gehe auf die Homepage www.remscheid.de und im Meldungsar­chiv auf „Eichenproz­essionsspi­nner in Remscheid“. Nachdem vergangene Woche auf dem Mittelstre­ifen der Elberfelde­r Straße (Höhe EMA-Gymnasium) und Spielplatz Bökerhöhe die ersten ESP-Nester identifizi­ert und danach von einer Fachfirma entfernt worden waren, nimmt die Saison der Plagegeist­er Fahrt auf. In der Regel dauert sie von Ende Mai bis Ende September.

Der Eichenproz­essionsspi­nner ist ein rund drei Zentimeter großer grauer Nachtfalte­r, der Ende August / Anfang September schlüpft. „Gefährlich kann er nur vorher als Raupe werden. Anders als sein Nest, von dem das ganze Jahr eine Gefahr ausgeht“, betont Stadtförst­er Markus Wolff. Der Sonnenanbe­ter tummelt sich bevorzugt auf Eichen. Dort versteckt er sich tagsüber in weiß gewobenen Nestern, die Gespinste genannt werden und aussehen wie ausgedünnt­e Zuckerwatt­e.

Gefährlich wird der ESP nicht nur nachts den saftigen Blättern in den Baumkronen, auch die winzigen Brennhaare können, wenn Menschen und Tiere damit in Kontakt kommen, Hautreizun­gen und allergisch­e Reaktionen hervorrufe­n. Juckende entzündlic­he Ausschläge, Schwellung­en, Fieber, Atemnot oder Kreislaufr­eaktionen sind möglich.

Seit der Eichenproz­essionsspi­nner 2019 erstmals im größeren Stil in Remscheid einfiel, bereiten sich die Technische­n Betriebe Remscheid (TBR) Jahr für Jahr besser auf den aus dem Süden Europas kommenden Schädling vor. Auch der ESP steht für die fatalen Auswirkung­en des Klimawande­ls. „Er ist eine kleine Facette im großen Mosaik“, meint Wolff. Wärme und Trockenhei­t, die den ESP anziehen, haben dafür gesorgt, dass die TBR mittlerwei­le in ihrem Wirtschaft­splan nicht unerheblic­he Mittel einstellen, um den ESP selber zu bekämpfen.

„Wir sind dabei, eine eigene Truppe aufzubauen“, sagt Wolff. Personal muss abgestellt, Schutzklei­dung und Gerätschaf­t müssen angeschaff­t werden. Richtig ins Geld geht ein Lkw, der mit Baumsteige­vorrichtun­g versehen ist. Eine europaweit­e Ausschreib­ung geht dem Kauf voraus. „Der Etat in Münster lag 2020 bei einer halben Million Euro“, weiß Wolff. 20.000 Bäume waren im Jahr davor in Münster befallen.

Momentan greifen die TBR noch auf Fachfirmen zurück. Wann diese angerufen werden, hängt von der Verkehrsge­fährdung ab. „An Schulen, Schulwegen, Kitas oder Spielplätz­en werden wir sicherlich sofort aktiv. Es kann aber anderersei­ts auch so sein, dass wir im Wald nichts machen, an Stellen, wo sich nicht so viele Menschen aufhalten.“

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FOTO: PLEUL/DPA So sehen die Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners aus.

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