Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Junge Autoren begeistern mit „toller Handlung“

- VON SABINE NABER

Es war eine Premiere am Samstagmit­tag, als 14 Oberstufen­schülerinn­en und -schüler in der Aula der Albert-Einstein-Gesamtschu­le (AES) das Ergebnis ihres digitalen Workshops „Literarisc­he Schreibwer­kstatt“präsentier­ten.

Als Ableger der Interkultu­rellen Lesereihe fand das Projekt mit dem Berliner Autor Rajvinder Singh erstmals in hybrider Form, also in Kombinatio­n aus Internet und Präsenz,

statt. Zwei Tage im Mai wurde vor dem Bildschirm gearbeitet, am Samstag war Singh zum Workshop nach Remscheid gekommen. Und lobte den Auftritt seiner Kursteilne­hmer: „Wir haben nur einmal üben können. Das habt ihr gut gemacht.“

Die Geschichte trug den Titel „Corona hat die Stadt im Griff“, Ort des Geschehens war die AES. Anhand von Rosannas Situation – ihre Familie hatte in Italien schon früh Tote zu betrauern – werden Fragen aufgeworfe­n, warum so viele Menschen sterben müssen und Großeltern ihre Enkelkinde­r nicht sehen dürfen. Als Rosanna ihre Großmutter verliert, spürt sie, dass ihr Mitschüler Cayan für sie da ist, sie trösten möchte. Die Nähe zwischen beiden gefällt Rosannas strengem Vater allerdings nicht. Und als Cayan mehr will als Freundscha­ft, da wird ihr klar, dass sie ihn nett findet: „Aber nicht auf diese Art.“

Das Mikrofon wanderte von Hand zu Hand, als die Geschichte vorgetrage­n wurde. Jeder schlüpfte in seine Rolle, las seinen Part vor. „Es hat richtig Spaß gemacht, euch zuzuhören“, bescheinig­te Claudia Schick, die den Projektkur­s geleitet hatte. „Eure Geschichte hatte eine tolle Handlung. Und eine Liebelei gehört in diesem Alter auch dazu“, urteilte Wolfgang Luge von den Lütteraten, die das Projekt zusammen mit der Stadt und anderen Vereinen auf den Weg gebracht hatten.

„Die Hintergrün­de der Schüler bei solchen Kursen sind immer andere“, weiß Rajvinder Singh, der sich seit 25 Jahren in diesem Bereich engagiert. „Ich sehe, was von den Kursteilne­hmern kommt, und richte mich danach.“Das sei immer ein Prozess. „Jedes Wort ist eine Persönlich­keit“, ist der Autor überzeugt. Das Ergebnis ihrer gemeinsame­n Arbeit sei in der Aula inszeniert vorgetrage­n, das Ziel, sich intensiver mit der Sprache zu befassen, erreicht worden.

Begeistert zeigte sich auch die Schulleite­rin Martina Gathen: „Ich könnte mir vorstellen, das als Theaterstü­ck

zu initiieren. Vielleicht zur Abiturfeie­r im nächsten Jahr“, schwebt ihr eine Fortsetzun­g vor. „Es war spannend, wie man andere Wörter einsetzen und dadurch besser schreiben kann. Und manche Wörter bekamen plötzlich eine andere Bedeutung“, waren sich die jungen Autoren einig. Auf zwei großen Tafeln, auf denen die Ergebnisse der beiden Kurstage im Mai standen, konnte man nachlesen, wie gekonnt der erste Entwurf bearbeitet worden war.

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