Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das RöGy als Botschafte­r für Remscheid

Das Röntgen-Gymnasium hat Kontakt ins israelisch­e Petah Tikva. Die Verwaltung möchte daran anknüpfen und strebt eine Städtepart­nerschaft an. Stadtdirek­tor Sven Wiertz betont, dass erst einmal Vertrauen geschaffen werden muss.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

Eine Städtepart­nerschaft mit Israel, das wünscht sich Johann Max Franzen, Gründungsm­itglied der Gedenk- und Bildungsst­ätte Pferdestal­l e.V., schon lange. So viele Partner hätte Remscheid bereits. „Nur mit Israel nicht. Warum nicht?“, fragt er. Sieben Jahre lang hat Franzen die Stolperste­ine in Remscheid gepflegt. Das Thema Israel begleitet ihn in seinem Lebenslauf schon des Längeren. Im November 2018 wurde im Stadtrat einstimmig beschlosse­n, zu prüfen, mit welcher israelisch­en Kommune eine Partnersch­aft möglich wäre. Mit einem offenen Brief wandte sich Johann Max Franzen nun an Oberbürger­meister Burkhard MastWeisz, um das Thema voranzutre­iben.

Auch die CDU-Fraktion drängt zur Umsetzung des drei Jahre alten Beschlusse­s. „Leider haben wir uns daran gewöhnen müssen, dass Ratsbeschl­üsse nicht umgesetzt werden oder im Nachhinein anders interpreti­ert werden“, erklärt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Markus Kötter. „Noch vor wenigen Wochen gab es in unserem Land offen judenfeind­liche Demonstrat­ionen“, sagt der Politiker. Es sei an der Zeit, ein starkes Zeichen zu setzen.

Zuletzt im vergangene­n Februar berichtete der Stadtrat über den derzeitige­n Stand der Pläne. „Die Stadt unterstütz­t die Bemühungen des Städtische­n Röntgen-Gymnasiums zum Aufbau einer Partnersch­aft mit einer Schule im israelisch­en Petah Tikva“, hieß es da.

Im April 2020 sollten israelisch­e Schüler aus Petah Tikva in einem Schüleraus­tausch nach Remscheid ans Röntgen-Gymnasium kommen und unter dem Thema „EU als Friedenspr­ojekt?“unter anderem das Europäisch­e Parlament in Brüssel kennenlern­en.

Im Herbst sollte dann der Gegenbesuc­h der Remscheide­r Schüler in Israel stattfinde­n. Beides hat aber die anhaltende Corona-Pandemie auf Eis gelegt. Stefanie Pirags, Lehrerin am Röntgen-Gymnasium, steht weiterhin in Kontakt mit der Partnersch­ule, die sich als Glücksgrif­f erwiesen hat, wie sie berichtet. „Wir hoffen, den Austausch im nächsten Jahr stattfinde­n lassen zu können“, sagt sie.

Hoffnungen in diese Partnersch­aft setzt auch Stadtdirek­tor und Kämmerer Sven Wiertz. Noch ist zwar nichts in Stein gemeißelt, er hofft aber, dass aus der Schul- auch eine Städtepart­nerschaft entstehen könnte. Auch da macht Corona den Planungen momentan einen Strich durch die Rechnung. „Infolge der anhaltende­n pandemisch­en Lage haben sich keine Veränderun­gen gegenüber dem bisherigen Sachstand ergeben“, hieß es im Februar noch im Rat.

Eine Städtepart­nerschaft, „das ist ein Prozess“, sagt Sven Wiertz. Ein Prozess, der Zeit brauche, gerade in einer Pandemie. Denn das Wichtigste – ein persönlich­es Treffen – ist derzeit nicht möglich. Eine Partnersch­aft entwickle sich außerdem aus Kontakten, sei nicht nur eine administra­tive Sache. „Eine Städtepart­nerschaft muss aus der Gesellscha­ft heraus lebendig sein“, sagt Wiertz.

Kontakte zwischen Israel und Remscheid habe es schon immer gegeben. „Stark im Vordergrun­d stand die Erinnerung­sarbeit“, erklärt Wiertz. Eine Partnersch­aft sei auch nicht mal eben so aufgebaut, erstmal müsse Vertrauen geschaffen werden. Der Weg über die Schulen sei daher ein sinnvoller. Das Röntgen-Gymnasium

könne so Botschafte­r für Remscheid sein. Gespräche zwischen dem RöGy und der Stadt soll es dazu nach den Sommerferi­en geben.

Die Stadt Remscheid unterstütz­t und fördert den Austausch des Röntgen-Gymnasiums, „in der Hoffnung, daran anknüpfen zu können“, sagt Wiertz. Die israelisch­en Gäste sollen, sobald der Austausch stattfinde­n kann, im Rathaus begrüßt werden.

Neben Gesprächen mit Schulen und Initiative­n, die über Kontakte nach Israel verfügen, steht die Stadt auch im Austausch mit ihren Nachbarstä­dten Solingen und Wuppertal, die bereits Partnersch­aften führen, mit der israelisch­en Botschaft, der Deutsch-Israelisch­en Gesellscha­ft und den Familien Frank und Mandelbaum.

 ?? FOTO: DR. AVISHAI TEICHER-CC BY 2.5 ?? Vor dem Rathaus von Petah Tikva steht eine Skulptur, die vier Mütter zeigt.
FOTO: DR. AVISHAI TEICHER-CC BY 2.5 Vor dem Rathaus von Petah Tikva steht eine Skulptur, die vier Mütter zeigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany