Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Das RöGy als Botschafter für Remscheid
Das Röntgen-Gymnasium hat Kontakt ins israelische Petah Tikva. Die Verwaltung möchte daran anknüpfen und strebt eine Städtepartnerschaft an. Stadtdirektor Sven Wiertz betont, dass erst einmal Vertrauen geschaffen werden muss.
Eine Städtepartnerschaft mit Israel, das wünscht sich Johann Max Franzen, Gründungsmitglied der Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall e.V., schon lange. So viele Partner hätte Remscheid bereits. „Nur mit Israel nicht. Warum nicht?“, fragt er. Sieben Jahre lang hat Franzen die Stolpersteine in Remscheid gepflegt. Das Thema Israel begleitet ihn in seinem Lebenslauf schon des Längeren. Im November 2018 wurde im Stadtrat einstimmig beschlossen, zu prüfen, mit welcher israelischen Kommune eine Partnerschaft möglich wäre. Mit einem offenen Brief wandte sich Johann Max Franzen nun an Oberbürgermeister Burkhard MastWeisz, um das Thema voranzutreiben.
Auch die CDU-Fraktion drängt zur Umsetzung des drei Jahre alten Beschlusses. „Leider haben wir uns daran gewöhnen müssen, dass Ratsbeschlüsse nicht umgesetzt werden oder im Nachhinein anders interpretiert werden“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende Markus Kötter. „Noch vor wenigen Wochen gab es in unserem Land offen judenfeindliche Demonstrationen“, sagt der Politiker. Es sei an der Zeit, ein starkes Zeichen zu setzen.
Zuletzt im vergangenen Februar berichtete der Stadtrat über den derzeitigen Stand der Pläne. „Die Stadt unterstützt die Bemühungen des Städtischen Röntgen-Gymnasiums zum Aufbau einer Partnerschaft mit einer Schule im israelischen Petah Tikva“, hieß es da.
Im April 2020 sollten israelische Schüler aus Petah Tikva in einem Schüleraustausch nach Remscheid ans Röntgen-Gymnasium kommen und unter dem Thema „EU als Friedensprojekt?“unter anderem das Europäische Parlament in Brüssel kennenlernen.
Im Herbst sollte dann der Gegenbesuch der Remscheider Schüler in Israel stattfinden. Beides hat aber die anhaltende Corona-Pandemie auf Eis gelegt. Stefanie Pirags, Lehrerin am Röntgen-Gymnasium, steht weiterhin in Kontakt mit der Partnerschule, die sich als Glücksgriff erwiesen hat, wie sie berichtet. „Wir hoffen, den Austausch im nächsten Jahr stattfinden lassen zu können“, sagt sie.
Hoffnungen in diese Partnerschaft setzt auch Stadtdirektor und Kämmerer Sven Wiertz. Noch ist zwar nichts in Stein gemeißelt, er hofft aber, dass aus der Schul- auch eine Städtepartnerschaft entstehen könnte. Auch da macht Corona den Planungen momentan einen Strich durch die Rechnung. „Infolge der anhaltenden pandemischen Lage haben sich keine Veränderungen gegenüber dem bisherigen Sachstand ergeben“, hieß es im Februar noch im Rat.
Eine Städtepartnerschaft, „das ist ein Prozess“, sagt Sven Wiertz. Ein Prozess, der Zeit brauche, gerade in einer Pandemie. Denn das Wichtigste – ein persönliches Treffen – ist derzeit nicht möglich. Eine Partnerschaft entwickle sich außerdem aus Kontakten, sei nicht nur eine administrative Sache. „Eine Städtepartnerschaft muss aus der Gesellschaft heraus lebendig sein“, sagt Wiertz.
Kontakte zwischen Israel und Remscheid habe es schon immer gegeben. „Stark im Vordergrund stand die Erinnerungsarbeit“, erklärt Wiertz. Eine Partnerschaft sei auch nicht mal eben so aufgebaut, erstmal müsse Vertrauen geschaffen werden. Der Weg über die Schulen sei daher ein sinnvoller. Das Röntgen-Gymnasium
könne so Botschafter für Remscheid sein. Gespräche zwischen dem RöGy und der Stadt soll es dazu nach den Sommerferien geben.
Die Stadt Remscheid unterstützt und fördert den Austausch des Röntgen-Gymnasiums, „in der Hoffnung, daran anknüpfen zu können“, sagt Wiertz. Die israelischen Gäste sollen, sobald der Austausch stattfinden kann, im Rathaus begrüßt werden.
Neben Gesprächen mit Schulen und Initiativen, die über Kontakte nach Israel verfügen, steht die Stadt auch im Austausch mit ihren Nachbarstädten Solingen und Wuppertal, die bereits Partnerschaften führen, mit der israelischen Botschaft, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und den Familien Frank und Mandelbaum.