Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Typisch deutsch im Spitzenspo­rt

Die neue Sonderauss­tellung im Deutschen Sport- und Olympiamus­eum präsentier­t 30 Porträts von 30 Sportlern in 29 Sportarten. Die spannende Schau läuft im Olympiajah­r noch bis zum 5. September.

- VON STEPHAN EPPINGER

Als typisch deutsch gilt die schnelle Beschwerde oder der stete Drang nach Pünktlichk­eit. Typisch deutsch ist aber auch die Vielfalt, wie sie sich im Spitzenspo­rt zeigt. Nicht nur die Sportarten unterschei­den sich, auch die Sportler bringen ihre unterschie­dlichen Familienge­schichten mit. Gemeinsam ist allen der Traum, Teil des „Team Germany“bei den Olympische­n Spielen zu sein, die in diesem Jahr in Tokio stattfinde­n.

Fotograf Micha Neugebauer und Autor Wolf Schmidt haben 30 Spitzenspo­rtler aus 29 Sportarten vom Boxen und Ringen über Fußball und Handball bis zum Wellenreit­en und Klettern besucht. Aus ihrer Arbeit ist eine spannende Ausstellun­g entstanden, die noch bis zum 5. September im Deutschen Sport- und Olympiamus­eum im Kölner Rheinauhaf­en zu sehen ist.

„Der Spitzenspo­rt ist darin die ideale Form für die deutsche Gesellscha­ft. Im Sport verstehen sich die Menschen alle gut und es ist nicht wichtig, wo jemand herkommt oder wie er aussieht. Unser Ziel war ursprüngli­ch, das Projekt zu den Olympische­n Spielen 2020 abzuschlie­ßen. Dann wurden die Spiele verschoben und jetzt können wir die Ausstellun­g zeigen. Dazu gehört auch ein Buch und ein Film. Die Sportler haben wir ganz subjektiv ausgewählt, sie sind aber trotzdem ein Spiegel der Gesellscha­ft, denn sie zeigen wie vielfältig diese ist.“

Fotograf Micha Neugebauer war zwei Jahre für das Projekt unterwegs. „Ich bin ein sportbegei­sterter Mensch, den alle Sportarten fasziniere­n. Besonders spannend waren für mich die jungen olympische­n Sportarten wie Wellenreit­en, Streetskat­en oder Klettern. Wir sind durch ganz Deutschlan­d gereist von Kiel bis München und Chemnitz. Das westlichst­e Ziel war unser Nachbarlan­d Luxemburg. Es gibt immer ein Porträt und eine Inszenieru­ng, die den Sportler in seiner persönlich­en Trainingsu­mgebung zeigt.“

Der Direktor des Museums ist von der Schau begeistert: „Wir kommen den Spitzenspo­rtlern, die wir sonst nur aus dem Fernsehen kennen, in den Aufnahmen sehr nahe. Wir schauen ihnen ins Gesicht und auch ein Stück weit hinter die Fassade des Sportlerle­bens. Wir sehen, was die Sportler unterschei­det und was sie alle miteinande­r verbindet – der sportliche Traum und ihre Idee vom Sport“, sagt Dr. Andreas Höfer. Alexandra Ndolo vom TSV Bayer 04 Leverkusen ist Deutschlan­ds beste Degenfecht­erin. Bei den Europameis­terschafte­n 2017 und 2019 holte die Tochter einer polnischen Mutter und eines kenianisch­en Vaters Silber und Bronze. „Das Konzept der Ausstellun­g ist großartig und zeigt die Vielfalt des deutschen Spitzenspo­rts als Spiegel der Gesellscha­ft. Ich bin stolz Teil dieser Ausstellun­g zu sein.“Zum Fechten kam die 30-Jährige über den modernen Fünfkampf. „Das ist eine sehr dynamische Sportart, bei der man ständig mitdenken muss, um sich immer wieder der Taktik des Gegners anpassen zu können.“

Hannah Meul aus Frechen gehört zu den besten Kletterinn­en des Landes und war 2018 bei den Olympische­n Jugendspie­len in Buenos Aires dabei. Sie ist Deutsche Meisterin im Bouldern. „Diese Ausstellun­g hat eine starke Botschaft und es ist schön gerade hier in der Heimat Teil davon zu sein.“Zum Klettern kam die 20-Jährige über den Kindergebu­rtstag ihrer älteren Schwester, als diese den Sport für sich entdeckte. Mit sieben Jahren war Meul dann bereits in einer Kinderklet­tergruppe aktiv. „Mir gefällt, dass zwar jeder für sich kämpft, weil er gewinnen will. Trotzdem löst man Probleme gemeinsam und hält zusammen.“

 ?? FOTO: STEPHAN EPPINGER ?? Hannah Meul (l) und Alexandra Ndolo mit dem Fotografen Micha Neugebauer in der Ausstellun­g.
FOTO: STEPHAN EPPINGER Hannah Meul (l) und Alexandra Ndolo mit dem Fotografen Micha Neugebauer in der Ausstellun­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany