Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hamiltons Treibstoff

In seiner Heimat England will der Rekordgewi­nner die WM-Wende erzwingen. Aber ihn treibt längst mehr an als Erfolg im Motorsport.

- VON MARTIN MORAVEC

(dpa) Mit Kommentare­n von Bernie Ecclestone wollte sich Lewis Hamilton eigentlich nicht auch noch beschäftig­en. Nach einer Woche, in der der Rekordwelt­meister mit einem Kommission­sbericht die Benachteil­igung von Minderheit­en im Motorsport gebrandmar­kt hatte, wurde der Engländer mit den dann doch eher leichten Spitzen des früheren Formel-1-Alleinherr­schers konfrontie­rt.

Hamilton sei nicht mehr ganz der Kämpfer von früher, meinte der

90-Jährige über den 36-Jährigen vor dem Heimspiel in Großbritan­nien. Der Mercedes-Pilot, dem der Verlust seiner Vormachtst­ellung in dieser Saison droht, gab Ecclestone sogar Recht. „Ich bin definitiv nicht mehr der Fahrer, der ich war, als ich angefangen habe“, räumte Hamilton ein und ergänzte mit weltmeiste­rlicher Gelassenhe­it: „Ich bin besser und kenne mich viel besser als früher.“

Hamilton und Ecclestone haben mittlerwei­le eine spezielle Beziehung. Im vergangene­n Jahr hatte der streitlust­ige Rentner behauptet, in vielen Fällen seien schwarze Menschen rassistisc­her als weiße Menschen. Hamilton, der einzige Schwarze in einem Formel-1-Cockpit, warf Ecclestone daraufhin Ignoranz vor.

Den siebenmali­gen Weltmeiste­r treibt mittlerwei­le mehr an, als die Sehnsucht nach weiteren Siegen. Auch wenn diese Begierde natürlich immer noch riesig ist. „Davon träume ich und darauf arbeite ich hin“, sagte Hamilton der BBC über diesen achten WM-Titel, mit dem er sogar Michael Schumacher hinter sich lassen würde. „Ich bin extrem getrieben. Aber es ist eine große Aufgabe.“

Hamilton, der väterliche­rseits karibische Wurzeln hat, ist in Silverston­e der Rekordgewi­nner. 32 Punkte Rückstand auf den fast schon traumwandl­erisch sicher fahrenden

Max Verstappen im Red Bull muss er aufholen. Hamiltons Treibstoff findet sich aber eben auch abseits des Asphalts. „Als ich jünger war, wollte ich als einer der besten Formel-1-Fahrer angesehen werden. Aber mit der Zeit habe ich den Erfolg gehabt, und die Freude, die das mit sich bringt, ist immer nur von kurzer Dauer“, befand der 98-malige Grand-Prix-Gewinner.

Was bleibt also, wenn er die Königsklas­se des Motorsport­s einmal verlässt? Bis Ende 2023 läuft sein neuer Vertrag noch. Hinterläss­t er ein Erbe über Zeiten und Siege hinaus?

Da kommt die Studie einer nach ihm benannten Expertenko­mmission ins Spiel. Hamilton will Minderheit­en

den Zugang in den Motorsport erleichter­n. Das wäre die „wertvollst­e Sache“für ihn, räumte er ein. Es soll ein „Teil meines Vermächtni­sses“werden.

Im Hier und Jetzt auf der Strecke heißt Hamiltons Herausford­erung Verstappen. Die drei vergangene­n Grand Prix hat der Niederländ­er gewonnen. „Natürlich waren wir mit den letzten Rennen zufrieden, aber wir schauen immer auf die Dinge, die wir besser machen können“, äußerte Verstappen, der aber auch weiß, dass Silverston­e seit Jahren Formel-1-Hoheitsgeb­iet von Mercedes ist.

Die neuen Aerodynami­kregeln haben die Silberpfei­le, die im Gegensatz zur Konkurrenz mit einer tieferen Anstellung des Hecks fahren, aber zurückgewo­rfen. Nachbesser­ungen sollen Hamilton wieder ganz nach vorne bringen. „Es gibt eine Menge Änderungen am Auto, aber es ist kein massives Update, was die Lücke betrifft, die wir in den Rennen gesehen haben. Aber es hilft uns definitiv, diese Lücke schnell zu schließen“, meinte Hamilton.

Und dann sollen auch die Zehntausen­den Fans ihren Teil dazu beitragen, dass der Lokalheld am Sonntag (16.00 Uhr/Sky) den Abstand auf die Spitze schmelzen lässt. „Mit all diesen Elementen hoffe und bete ich, dass das der Fall ist“, sagte Hamilton.

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FOTO: DAVID DAVIES So weit die Fans einen tragen: Fans feiern Lewis Hamilton am 14. Juli 2019 in Silverston­e für seinen Grand-Prix-Sieg beim Heim-Rennen.

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