Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Das große Aufräumen nach dem Hochwasser beginnt
In den Katastrophengebieten an Wupper und Eschbach zieht sich das Wasser langsam zurück. Aber es wird noch Tage oder Wochen dauern, ehe so etwas wie Normalität zurückkehrt. In Burg sind drei Häuser unbewohnbar. Der Gesamtschaden des Hochwassers ist offen.
Zwei Tage, nachdem das schlimmste Hochwasser seit Menschengedenken große Teile von Unterburg sowie weitere Ortschaften an der Wupper überflutet hat, sind jetzt die Aufräumarbeiten in den betroffenen Gebieten angelaufen. Den ganzen Freitag über befanden sich Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW), andere Hilfsorganisationen sowie die Technischen Betriebe Solingen (TBS) und die Stadtwerken Solingen (SWS) im Einsatz. Dabei ging es hauptsächlich darum, Trümmer aus dem Weg zu räumen beziehungsweise statische Prüfungen vorzunehmen – so dass die ersten in der Nacht zu Donnerstag in Sicherheit gebrachten Bewohner inzwischen in ihre Häuser zurückkehren konnten.
An Normalität ist allerdings noch lange nicht zu denken. Denn nach wie vor bietet sich in den vom Hochwasser heimgesuchten Bereichen ein Bild der Verwüstung. Weswegen Oberbürgermeister Tim Kurzbach nun noch einmal alle Bürger um Geduld bat. „Bei den Aufräumarbeiten müssen wir leider davon ausgehen, dass sie mehrere Tage oder sogar Wochen in Anspruch nehmen werden“, sagte der Oberbürgermeister am Freitag im Rahmen einer städtischen Pressekonferenz.
Tatsächlich sind einige Hochwasser-Opfer besonders schwer von den Fluten getroffen worden, die am Mittwochabend binnen weniger Minuten die Straßen und Häuser unter Wasser gesetzt hatten. So erbrachten erste technische Überprüfungen, dass in Unterburg drei Gebäude so schwere Schäden davongetragen haben, dass sie nicht länger bewohnbar sind. Wobei die mit der statischen Untersuchung betrauten Fachleute damit rechnen, dass eines der Häuser, das direkt am Eschbach liegt, nicht mehr zu retten ist.
„Es ist einfach sehr frustrierend, zu sehen, was das Wasser trotz aller in den vergangenen Jahren vorgenommenen Arbeiten am Hochwasserschutz angerichtet hat“, sagte Stadtdirektor Hartmut Hoferichter. Nun gelte es, so schnell wie möglich alle notwendigen Sicherungsmaßnahmen anzugehen. Aus diesem Grund werde der für den Hochwasserschutz am Eschbach zuständige Wupperverband ab Montag erste Reparaturen vornehmen. „So hoffen wir, dass wir etwa die Straße Mühlendamm wieder standsicher bekommen“, betonte der Stadtdirektor.
Derweil begannen die Stadtwerke schon am Freitag in Unterburg damit, die zwischenzeitlich unterbrochene Versorgung mit Gas, Wasser und Strom wiederherzustellen. Indes werde auch dies nicht einfach vom einen auf den anderen Moment möglich sein, denn vor allem in Sachen Strom könnten die Haushalte lediglich nach und nach wieder ans Netz angeschlossen werden, hieß es am Freitag vonseiten der Stadt Solingen.
Parallel sind Feuerwehr und THW weiter fieberhaft damit beschäftigt, alle Hilfeersuchen von Bürgern abzuarbeiten. „550 Einsätze konnten bislang erledigt werden“, sagte der Solinger Feuerwehr-Chef Dr. Ottmar Müller, der ferner berichtete, allein im Bereich Unterburg seien zuletzt noch einmal 50 Hilfeersuchen eingegangen. Diese würden jetzt ebenfalls sukzessive abgearbeitet, versicherte Müller, der gleichzeitig die Einsatzbereitschaft aller Kräfte – auch von Freiwilliger Feuerwehr und THW – ausdrücklich lobte. Insgesamt waren am Freitag nach wie vor 140 Feuerwehrleute im Einsatz, denen es unter anderem gelang, ein Feuerwehrfahrzeug zu bergen, das bei den ersten Maßnahmen zur Wochenmitte zurückgelassen werden musste.
Darüber hinaus leisteten Stadtwerke sowie Technische Betriebe Schwerstarbeit. Neben der Wiederherstellung der Versorgung durch die SWS stand dabei der Abtransport der Trümmer im Vordergrund
– was wiederum von den TBS übernommen wurde, die ihrerseits mit mehreren Fahrzeugen in Unterburg waren.
Gleichzeitig sind aber auch die anderen Ortschaften an der Wupper schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Bereits am Freitagmorgen hatten sich OB Kurzbach und Stadtdirektor Hoferichter vor Ort ein Bild von der Lage verschafft. Beide forderten anschließend schnelle und unbürokratische Hilfe. „Der Bund hat mittlerweile Unterstützung angekündigt. Ferner erwarte ich auch
Hilfe vom Land und habe im Namen der drei bergischen Großstädte einen entsprechenden Brief an das NRW-Innenministerium geschrieben“, sagte der Oberbürgermeister. Die Stadt selbst werde ebenfalls alles ihr Möglichstes tun und die Betroffenen nicht im Stich lassen. „Ab Montag werden wir mit unserem Bauwagen als Ansprechpartner in Unterburg stehen“, kündigte Tim Kurzbach an.
Darüber hinaus hob der Verwaltungschef erneut die große Hilfsbereitschaft der Solinger untereinander hervor. So seien bei der städtischen Koordinationsnummer (siehe Kasten) bereits viele Angebote zur Hilfe eingegangen. Allerdings hätten sich noch nicht so viele Hilfesuchende gemeldet, weswegen Kurzbach einmal mehr alle Hochwasser-Opfer aufrief, anzurufen. Die Eindrücke, die man in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten bekomme, seien weiterhin erschütternd, betonte der OB. Wenn man jedoch die Bilder aus anderen Flutgebieten sehe, müsse man trotz aller Not sagen, dass die Klingenstadt sogar noch relativ glimpflich davongekommen sei.
Was aber nichts daran ändert, dass nach Angaben der Stadt auch in Solingen „Hochwasser-Touristen“die Aufräumarbeiten stören könnten. „Darum werden an den Straßen die Sperren bleiben und Schaulustige freundlich, aber bestimmt zurückgeschickt“, stellte Ordnungsdezernent Jan Welzel am Freitag klar.
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