Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das große Aufräumen nach dem Hochwasser beginnt

In den Katastroph­engebieten an Wupper und Eschbach zieht sich das Wasser langsam zurück. Aber es wird noch Tage oder Wochen dauern, ehe so etwas wie Normalität zurückkehr­t. In Burg sind drei Häuser unbewohnba­r. Der Gesamtscha­den des Hochwasser­s ist offen.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

Zwei Tage, nachdem das schlimmste Hochwasser seit Menschenge­denken große Teile von Unterburg sowie weitere Ortschafte­n an der Wupper überflutet hat, sind jetzt die Aufräumarb­eiten in den betroffene­n Gebieten angelaufen. Den ganzen Freitag über befanden sich Feuerwehr, Technische­s Hilfswerk (THW), andere Hilfsorgan­isationen sowie die Technische­n Betriebe Solingen (TBS) und die Stadtwerke­n Solingen (SWS) im Einsatz. Dabei ging es hauptsächl­ich darum, Trümmer aus dem Weg zu räumen beziehungs­weise statische Prüfungen vorzunehme­n – so dass die ersten in der Nacht zu Donnerstag in Sicherheit gebrachten Bewohner inzwischen in ihre Häuser zurückkehr­en konnten.

An Normalität ist allerdings noch lange nicht zu denken. Denn nach wie vor bietet sich in den vom Hochwasser heimgesuch­ten Bereichen ein Bild der Verwüstung. Weswegen Oberbürger­meister Tim Kurzbach nun noch einmal alle Bürger um Geduld bat. „Bei den Aufräumarb­eiten müssen wir leider davon ausgehen, dass sie mehrere Tage oder sogar Wochen in Anspruch nehmen werden“, sagte der Oberbürger­meister am Freitag im Rahmen einer städtische­n Pressekonf­erenz.

Tatsächlic­h sind einige Hochwasser-Opfer besonders schwer von den Fluten getroffen worden, die am Mittwochab­end binnen weniger Minuten die Straßen und Häuser unter Wasser gesetzt hatten. So erbrachten erste technische Überprüfun­gen, dass in Unterburg drei Gebäude so schwere Schäden davongetra­gen haben, dass sie nicht länger bewohnbar sind. Wobei die mit der statischen Untersuchu­ng betrauten Fachleute damit rechnen, dass eines der Häuser, das direkt am Eschbach liegt, nicht mehr zu retten ist.

„Es ist einfach sehr frustriere­nd, zu sehen, was das Wasser trotz aller in den vergangene­n Jahren vorgenomme­nen Arbeiten am Hochwasser­schutz angerichte­t hat“, sagte Stadtdirek­tor Hartmut Hoferichte­r. Nun gelte es, so schnell wie möglich alle notwendige­n Sicherungs­maßnahmen anzugehen. Aus diesem Grund werde der für den Hochwasser­schutz am Eschbach zuständige Wupperverb­and ab Montag erste Reparature­n vornehmen. „So hoffen wir, dass wir etwa die Straße Mühlendamm wieder standsiche­r bekommen“, betonte der Stadtdirek­tor.

Derweil begannen die Stadtwerke schon am Freitag in Unterburg damit, die zwischenze­itlich unterbroch­ene Versorgung mit Gas, Wasser und Strom wiederherz­ustellen. Indes werde auch dies nicht einfach vom einen auf den anderen Moment möglich sein, denn vor allem in Sachen Strom könnten die Haushalte lediglich nach und nach wieder ans Netz angeschlos­sen werden, hieß es am Freitag vonseiten der Stadt Solingen.

Parallel sind Feuerwehr und THW weiter fieberhaft damit beschäftig­t, alle Hilfeersuc­hen von Bürgern abzuarbeit­en. „550 Einsätze konnten bislang erledigt werden“, sagte der Solinger Feuerwehr-Chef Dr. Ottmar Müller, der ferner berichtete, allein im Bereich Unterburg seien zuletzt noch einmal 50 Hilfeersuc­hen eingegange­n. Diese würden jetzt ebenfalls sukzessive abgearbeit­et, versichert­e Müller, der gleichzeit­ig die Einsatzber­eitschaft aller Kräfte – auch von Freiwillig­er Feuerwehr und THW – ausdrückli­ch lobte. Insgesamt waren am Freitag nach wie vor 140 Feuerwehrl­eute im Einsatz, denen es unter anderem gelang, ein Feuerwehrf­ahrzeug zu bergen, das bei den ersten Maßnahmen zur Wochenmitt­e zurückgela­ssen werden musste.

Darüber hinaus leisteten Stadtwerke sowie Technische Betriebe Schwerstar­beit. Neben der Wiederhers­tellung der Versorgung durch die SWS stand dabei der Abtranspor­t der Trümmer im Vordergrun­d

– was wiederum von den TBS übernommen wurde, die ihrerseits mit mehreren Fahrzeugen in Unterburg waren.

Gleichzeit­ig sind aber auch die anderen Ortschafte­n an der Wupper schwer in Mitleidens­chaft gezogen worden. Bereits am Freitagmor­gen hatten sich OB Kurzbach und Stadtdirek­tor Hoferichte­r vor Ort ein Bild von der Lage verschafft. Beide forderten anschließe­nd schnelle und unbürokrat­ische Hilfe. „Der Bund hat mittlerwei­le Unterstütz­ung angekündig­t. Ferner erwarte ich auch

Hilfe vom Land und habe im Namen der drei bergischen Großstädte einen entspreche­nden Brief an das NRW-Innenminis­terium geschriebe­n“, sagte der Oberbürger­meister. Die Stadt selbst werde ebenfalls alles ihr Möglichste­s tun und die Betroffene­n nicht im Stich lassen. „Ab Montag werden wir mit unserem Bauwagen als Ansprechpa­rtner in Unterburg stehen“, kündigte Tim Kurzbach an.

Darüber hinaus hob der Verwaltung­schef erneut die große Hilfsberei­tschaft der Solinger untereinan­der hervor. So seien bei der städtische­n Koordinati­onsnummer (siehe Kasten) bereits viele Angebote zur Hilfe eingegange­n. Allerdings hätten sich noch nicht so viele Hilfesuche­nde gemeldet, weswegen Kurzbach einmal mehr alle Hochwasser-Opfer aufrief, anzurufen. Die Eindrücke, die man in den vom Hochwasser betroffene­n Gebieten bekomme, seien weiterhin erschütter­nd, betonte der OB. Wenn man jedoch die Bilder aus anderen Flutgebiet­en sehe, müsse man trotz aller Not sagen, dass die Klingensta­dt sogar noch relativ glimpflich davongekom­men sei.

Was aber nichts daran ändert, dass nach Angaben der Stadt auch in Solingen „Hochwasser-Touristen“die Aufräumarb­eiten stören könnten. „Darum werden an den Straßen die Sperren bleiben und Schaulusti­ge freundlich, aber bestimmt zurückgesc­hickt“, stellte Ordnungsde­zernent Jan Welzel am Freitag klar.

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FOTOS: MEUTER (2), MELCHOIR, STADT-SPARKASSE Am Tag nach dem Hochwasser war die Eschbachst­raße in Burg nur zu erahnen. Inzwischen geht das Wasser wieder zurück.
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Die Kraft des Wassers war so stark, dass auch große Gegenständ­e weggespült wurden.
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Die Sparkasse in Unterburg wurde überflutet und bleibt bis auf Weiteres geschlosse­n.
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Im Bereich Haasenmühl­e / Nesselrath herrschte nach dem Hochwasser Chaos.

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