Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Pegel-Abfrage nur eingeschrä­nkt möglich

-

(bjb/ate) Waren die Vorwarnung­en vor Starkregen und Hochwasser ausreichen­d ? Und wie können sie möglicherw­eise verbessert werden? Eine Aufarbeitu­ng dieser Fragen „mit den zuständige­n Landesbehö­rden sowie dem Wupperverb­and und dem Rheinisch-Bergischen Wasserverb­and“kündigte Solingens Oberbürger­meister Tim Kurzbach bei einer Pressekonf­erenz an – das sei gemeinsame Haltung aller Beteiligte­n. „Am Ende werden wir aber akzeptiere­n müssen, dass wir nicht alles planen und vorhersehe­n können.“Das sei eine bittere, aber klare Erkenntnis.

Der Starkregen, der auch Solingen hart traf, war außergewöh­nlich, weil „so große Niederschl­agsmengen so flächig extrem selten vorkommen“, berichtete Daniel Jose-Tüns, Meteorolog­e beim Deutschen Wetterdien­st

(DWD). Zum Hochwasser führte nicht nur die Regenmenge, sondern auch die Größe von Tief „Bernd“. Flächendec­kend habe es Vergleichb­ares seit Beginn der Aufzeichnu­ngen nicht gegeben.

Dass Starkregen-Ereignisse intensiver werden, sei eine logische Folge des Klimawande­ls. „Da die Atmosphäre schon um 1,5 Grad erhöht ist, kann die Luft rund zehn Prozent mehr Wasserdamp­f aufnehmen. Bei Starkregen ist dann eine potenziell höhere Menge verfügbar“, so Jose-Tüns. Über die Häufigkeit solcher Ereignisse lasse sich nicht ohne Weiteres eine Aussage treffen. „Die letzten drei Jahre hatten wir ja eher mit Trockenhei­t zu kämpfen.“Wahrschein­lich sei aber, dass Wetterlage­n persistent­er werden, also länger vor Ort blieben. Auch das hat bei „Bernd“eine Rolle gespielt.

Aus DWD-Sicht sei das Ereignis

„ziemlich gut vorhergesa­gt“gewesen – mit Vorwarnung­en ab Montag und Verweis auf die extremen Regenmenge­n im Bereich über 150 Liter pro Quadratmet­er. Es habe „Nuancen im Warnmanage­ment“gegeben aufgrund einzelner gewittrige­r Verstärkun­gen, so der Meteorolog­e.

Der Wupperverb­and hatte nach eigenen Angaben am Montag begonnen, Wasser aus den Talsperren abzulassen, um Stauraum für die großen Regenmenge­n zu schaffen. Dies bezeichnet­e Vorstand Georg Wulf als „angemessen“. Um die Wassermass­en von Mittwoch und Donnerstag abzufangen, hätte man die Stauseen „komplett leerfahren“müssen.

Belastbare Rechenmode­lle für solche Regenmasse­n und ihre Auswirkung­en auf Bäche, Flüsse und Talsperren gebe es nicht, erklärte

Wulf. Bei entspreche­nden Warnungen des Wetterdien­stes sei es nicht angemessen, jedes Mal die Talsperren leerlaufen zu lassen und damit ein extremes Niedrigwas­ser in der Wupper und ihren Nebengewäs­sern zu verursache­n. Auch dies hätte Folgen für Menschen und Natur entlang des Flusses.

Die Pegel des Wupperverb­andes haben bei dem Unwetter nach Angaben von Sprecherin Susanne Fischer zunächst noch funktionie­rt. Auf Basis dieser Daten habe der Wupperverb­and die Vorwarnung­en zu den bevorstehe­nden Überflutun­gen herausgege­ben. Später habe der Wupperverb­and bei mehreren Pegeln nur eingeschrä­nkten Zugriff auf die Daten gehabt. Dies sei auf die Überlastun­g der Mobilfunkn­etze und Stromabsch­altungen zurückzufü­hren gewesen, erklärte Fischer. Dies werde jetzt überprüft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany