Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Demenz-WG-Bewohner sind nach Evakuierung traumatisiert
Wer Peter Siebel, Chef der Diakoniestation Wermelskirchen, am Freitagvormittag nach den Ereignissen der vergangenen Tage fragt, der hört viel Fassungslosigkeit und Erschütterung in seiner Stimme: Als Mittwochnacht das Wasser in Unterburg stieg, mussten auch die Bewohner der Demenz-WG, die die Diakoniestation in Unterburg betreibt, evakuiert werden. „Am Anfang dachten wir noch, dass wir bleiben können“, erzählt Peter Siebel. Das Erdgeschoss an der Eschbachstraße
war bereits geräumt und stand voll Wasser, aber die Zimmer der Bewohner lagen in den oberen Stockwerken. „Gegen Mitternacht spitzte sich die Lage zu, und Unterburg wurde zu unsicher“, sagt Siebel. Er stand in stetem Kontakt mit den Einsatzkräften, watete anfangs selbst noch durch die Fluten und schließlich stand fest: Auch die elf Bewohner aus der Wohngemeinschaft würden das Haus verlassen müssen. „Das war ein großer Schock und bedeutet eine Traumatisierung der Bewohner“, sagt Siebel erschüttert, „ich bin sehr dankbar, dass wir sehr besonnene Mitarbeiter vor Ort hatten.“Um 1 Uhr in der Nacht begann die Evakuierung – mit Booten der Feuerwehr. Fenster mussten mit der Säge erweitert werden, bettlägrige Bewohner wurden aufwendig in Sicherheit gebracht. Als sich etwa eine Stunde später eine Flutwelle ankündigte, wurde die Evakuierung unterbrochen, erst um 2.30 Uhr konnten auch die restlichen Bewohner und Mitarbeiter in Sicherheit gebracht werden.
Und dann geschah etwas, das Peter Siebel auch am Freitagvormittag noch sprachlos zurücklässt: Es öffnete sich eine Tür. Das Malteserstift St. Antonius meldete eine freie Station. Man habe Platz, aber kein Personal, hieß es. „Und so konnten alle elf Bewohner und unsere Mitarbeiter im Malteserstift in Solingen einziehen“, sagt Siebel, „dafür sind wir sehr dankbar“. Der alte Dienstplan wird seit dem an neuer Stelle umgesetzt, nur die Verpflegung übernimmt die Solinger Einrichtung. „Die Bewohner haben also weiterhin ihre bekannten Bezugspersonen“, sagt Peter Siebel, „das ist vor allem in dieser Situation so wichtig.“
Wie es in Unterburg weitergeht, könne er noch gar nicht sagen. „Es gibt tausend Fragen zu klären“, sagt Siebel, „wir wissen nicht, ob wir zurückkehren können.“Die Räume der ambulanten Pflege seien völlig zerstört. Auch das Erdgeschoss der Demenz-WG sei vom Wasser überschwemmt, der Boden habe sich gehoben. Am Montag werden Mitarbeiter der Diakoniestation Kleidung und persönliche Dinge aus den Zimmern der Bewohner holen können, noch sei der Pegel zu hoch, das Wasser zu kräftig – der Wohnbereich zumindest sei wohl vom Wasser nicht beschädigt worden.