Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kunststudenten zu Gast in der Galerie SK
Im Rahmen der Nachwuchsförderung der Solinger Künstler zeigen Studierende der Akademie ´s - Hertogenbosch ihre Arbeiten.
Einmal im Jahr bietet der Verein Solinger Künstler dem Nachwuchs eine Plattform. Studierende internationaler Hochschulen und Akademien präsentieren ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte. Nach der Bauhaus Universität Weimar, der Bergischen Universität Wuppertal ist ab Sonntag die St. Joost School of Arts aus den Niederlanden zu Gast in der Galerie SK.
Eine Gruppe von neun internationalen jungen Künstlern und Künstlerinnen des Master Institute of Visual Cultures aus ´s-Hertogenbosch, alle Studierende in der letzten Phase ihrer künstlerischen Ausbildung im Master Studiengang, zeigen eine gemeinsam konzipierte Ausstellung.
„In den Niederlanden sind die Menschen groß,
Kühlschränke, Fahrräder sind groß“
Xiangbilin Ji Kunststudentin
Initiiert wurde das Projekt von der Solingerin Alicia Kremser, die in den Niederlanden studiert und durch ihre Kontakte in die Heimatstadt diese Ausstellung möglich gemacht hat. Sie übernahm, unterstützt vom Institute of Visual Cultures, in Zusammenarbeit mit ihrer Studienkollegin Xuan Hu auch Organisation und Kuratierung der Ausstellung.
Leitgedanke ihres Ausstellungsprojekts ist die Intersubjektivität als gemeinsame Basis für Gedanken, Überzeugungen und Ideen. Die Studierenden suchen angesichts der Fragen der Zeit die Inspiration im Raum der Kunst und erkunden experimentell die Grenzen dieses Raumes. Entsprechend ist ihre Kunstpraxis vielschichtig und experimentell, ihre Medien und Materialien reichen von Malerei über Zeichnung bis zu Skulptur, Installation, Videoarbeiten und Live-Performances.
Die Malerin Annie Riga erforscht in ihrer Werkserie „Dream Cartographies“
die konventionelle Interpretation der Malerei als isoliertes Werk auf der weißen Ausstellungswand. Ihre durch Zuschnitt freien organischen Farbflächen hängen quer zur Wand und werden so Teil des Raumes.
Michele Bazzoli entwickelt eine visuelle Sprache für die aus seiner Sicht wichtigen Wirkkräfte unserer Zeit, Wachstum und Verfall. In seinen Zeichnungen verschmelzen organisch-vegetabile Formen mit dem Zeichengrund, Figur und Grund treten in intime Beziehung. Auch seine dreidimensionalen Objekte aus poverem Material, nämlich seinen alten T-Shirts, sind geprägt durch Zerfall, werden zerschnitten und durchlöchert, um sich aus den so entstandenen labilen netzartigen Strukturen zu neuen leichten plastischen Raumformen zu transformieren.
Auch Robert Lombards arbeitet mit Alltagsgegenständen und Arbeitsprozessen. Er hat sein schwarzes T-Shirt, während er es trug, mit weißer Grundierung bemalt. Dabei blieb eine Fläche auf dem Rücken ausgespart. Sie war für ihn nicht erreichbar. Das Bildergebnis dieser malerischen Aktion, wiederum aufgezogen auf einen Keilrahmen, wirkt wie ein traditionelles Gemälde.
Die Chinesin Xiangbilin Ji stellt ihr Skizzenbuch aus, in dem sie sich mit ihrer Körpergröße „155cm Life“auseinandersetzt. Seit sie vor acht Monaten von Nanjing in die Niederlande gekommen ist, sagt sie: „In den Niederlanden sind die Menschen groß, Kühlschränke, Fahrräder sind groß und sogar Toiletten sind groß!“In Fotos und Gedichten bearbeitet sie dieses kulturelle, aber auch ganz persönliche Phänomen.
Am Sonntag, dem Eröffnungstag der Ausstellung, wird es einige Life-Performances und mobile Installationen geben. Hussel Zhu zeigt im Obergeschoss der Galerie eine Video-Installation, die sich mit dem Problem der Sprache, der Verständigung und dem Austausch von Informationen und Emotionen beschäftigt.
Dies alles gesammelt und erforscht bei einem internationalen Künstler-Residenz-Programm, das er über zwei Jahre in China betreut hat.
Rashin Teimouri arbeitet mit der Lebendigkeit und Vergänglichkeit von Wassertropfen. Mit Soundprojektion werden die Transformationen des Tropfens auf eine Projektionsfläche übertragen und ihre Life-Aktion für das Publikum sichtbar und erlebbar.
Alicia Kremser bietet eine mobile Installation auf der Wiese vor der Galerie. „Sky Train“ermöglicht es dem Besucher auf einer Liege liegend in den Himmel zu schauen, wobei sein Gesichtsfeld durch transparente, beschriftete oder bemalte Glasscheiben abgeschirmt wird. So werden Sonne, Wolken, Himmel Teil des Kunstwerks und des individuellen Kunsterlebnisses.
Andreea Samoilas Forschungsinteresse gilt den „Motion Studies“. Sie animiert bei der Eröffnung die Besucher der Galerie zur Interaktion. Mehr soll nicht verraten werden. „Insgesamt“, so fasst es Alicia Kremser zusammen, „geht es um ein Angebot an die Besucher, sich aktiv aufs Ausstellungsgeschehen einzulassen und aus der Passivität zum aktiven Betrachter zu werden.“
Gerade dieser experimentelle Zugang zu Kunst, visueller Kultur und künstlerischer Kommunikation macht die Ausstellungen im Rahmen der Nachwuchsförderung der Solinger Künstler so interessant und anregend.