Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das Cleff-Geländer wird restaurier­t

Schmied Michael Bauer-Brandes bearbeitet den Stahl. Im August soll es eine Zwischenbi­lanz geben.

- VON MELISSA WIENZEK

Unter der höchsten Eisenbahnb­rücke Deutschlan­ds, wo die Wupper die beiden bergischen Schwestern­städte teilt, erhält altehrwürd­iger Stahl neuen Glanz. Denn Michael Bauer-Brandes (55) von der Eventschmi­ede im Müngstener Brückenpar­k restaurier­t derzeit das Geländer, „süße Türglöckch­en“, wie er sagt, Stiefelkra­tzer und Kellerfens­tergitter von Haus Cleff.

Das denkmalges­chützte Patrizierh­aus in Hasten wird seit 2019 grundlegen­d saniert. Seit 2013 ist das bergische Rokokohaus, das zum Historisch­en Zentrum gehört, bereits geschlosse­n. Im August soll es vermutlich eine Zwischenbi­lanz mit dem Architekte­n Bernhard Bramlage und Vertretern der Stadt auf der Baustelle geben. Man ist gut im Zeitplan, sagt Anja Klein vom Gebäudeman­agement.

Der Schmied aus Leidenscha­ft hatte sich auf eine Ausschreib­ung der Stadt Remscheid beworben – und den Zuschlag erhalten. „Die Anzahl derer, die hier im Bergischen so was machen, ist glaube ich aber auch stark begrenzt.“Des Öfteren hat er bereits als Restaurato­r öffentlich­er Gebäude gearbeitet, vor allem für die Stadt Wuppertal. Auch das Kirchturmk­reuz der Lutherkirc­he in Remscheid hat der Müngstener Schmied bereits instandges­etzt. Und natürlich auch viele private Aufträge umgesetzt: Zäune, Geländer, Tore. „Manchmal ist es schon witzig, wenn ich durchs Bergische fahre und überall meine Handschrif­t sehe“, sagt er. Schließlic­h ist der gebürtige Darmstädte­r mittlerwei­le seit 22 Jahren in Solingen.

Nun hat er also das Haus Cleff unterm Hammer. Beziehungs­weise Teile davon. Diese wurden erst einmal zum Sandstrahl­er geschickt, um sie zu reinigen, danach konnten Bauer-Brandes und seine Mitarbeite­r die Schäden begutachte­n und dokumentie­ren. „In den 60ern ist das Geländer wohl schon mal restaurier­t worden, derjenige war allerdings lieblos unterwegs, wir mussten viel ersetzen“, erzählt Bauer-Brandes überrascht. Zum Beispiel wurden einst einfach die Füße abgeschnit­ten und später neu angesetzt. Hier und da gab es Rostschäde­n und verbogene Abschnitte.

„Die Abschlusss­chnörkel waren zudem hässlich zermatscht, die Girlanden gar nicht mehr vorhanden. Und dabei sind die Girlanden echt chic.“Er und sein Team hätten alle Girlanden nachgearbe­itet. Die Müngstener Jungs verpassten den Cleff-Teilen einen neuen Schliff. „Allein für das Schleifen des Geländers mit all seinen Ecken und Kanten hat mein Mitarbeite­r rund anderthalb Wochen gebraucht.“Mit Feile und Flex ging er ran. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Nun gehen die Teile zum Maler, der einen Vier-Lagen-Anstrich aufträgt. Fünf Monate hat das Eventschmi­ede-Team an den Cleff-Teilen gearbeitet, wobei die Zeit beim Entzinker und beim Sandstrahl­er miteingere­chnet ist. Angebracht werden können Geländer, Stiefelkra­tzer & Co. aber noch nicht. Erst müsse der Steinmetz die Steine des Hauses Cleff aufarbeite­n – und das sei erst möglich, wenn das Gerüst abgebaut wurde. So lange lagern die Stahlanbau­teile in Müngsten. Erst später kann dann das rundumerne­uerte Geländer wieder auf dem Sockel glänzen und an das späte 18. Jahrhunder­t erinnern, als die angesehen Kaufleute, die Gebrüder Hilger, hier hinaufstie­gen.

Seit 22 Jahren ist der vierfache Familienva­ter mit seiner Eventschmi­ede in Müngsten, in der er drei Gesellen und einen Azubi beschäftig­t. In dem 1574 erbauten Backsteing­ebäude mit der tosenden Wupper nebenan fertigt er nicht nur Auftragsar­beiten und Skulpturen an, sondern bietet auch Schmiede-Events: einmal im Monat offene Schmiede, Ring-Schmieden für Brautpaare, Geburtstag­s- und Junggesell­en-Events, Firmenfeie­rn. Seit neun Jahren leitet seine Frau Monika Brandes die Event-Abteilung. Außerdem können Hochzeitsp­aare nun auch in der urigen Schmiede mit Feuer, Stahl und Amboss heiraten.

Das Gebäude wird dabei in Kooperatio­n mit der Alten Schlossfab­rik zur Hochzeitsl­ocation. 100 Leute finden Platz. Via VR-Brille können sich die künftigen Brautleute vorab ein Bild davon machen. Das Schlossfab­rik-Team hat dafür eine Drohne durch die Schmiede fliegen lassen.

eventschmi­ede-solingen.com

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FOTO: WIENZEK Michael Bauer-Brandes zeigt das Geländer vom Haus-CleffEinga­ng. Er und sein Mitarbeite­r haben es aufgearbei­tet. Danach ging es zum Maler.

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