Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Freibad-Saison steht auf der Kippe

Das Freibad-Team muss abwarten, bis die Wassermass­en abgelaufen sind. Eine Entscheidu­ng soll nächste Woche fallen.

- VON MELISSA WIENZEK UND FRANK MICHALCZAK

Die Flut an Einsätzen brachte die Feuerwehr an den Rand der absoluten Erschöpfun­g, wie es ein Mitarbeite­r beschrieb. Der Dauerregen hatte in der Nacht zum Donnerstag für zahlreiche Überschwem­mungen, vollgelauf­ene Keller und umgestürzt­e Bäume gesorgt, die Feuerwehr hatte Vollalarm ausgelöst. Besonders hart traf der Starkregen der Unwetterst­ufe 4 das Freibad Eschbachta­l. Ob es nach der Überflutun­g noch einmal in Betrieb gehen kann, ist ungewiss. „Wir müssen uns erst einmal ein genaues Bild von den Schäden machen. Das wird in der nächsten Woche geschehen“, erklärt Sozialdeze­rnent Thomas Neuhaus.

Auch am Donnerstag sprudelte Wasser aus dem Kanal auf der Liegewiese und flutete weiter die Becken. „Eigentlich ist hier Rasen, doch nun ist alles voll mit dicken Steinen“, sagt Schwimmmei­ster Dennis Halbach. Das Wasser, das vom Falkenberg ins Tal hinablaufe, bringe so manches Treibgut mit – am Donnerstag­abend daher auch Fäkalien.

„Das Wasser in den Becken ist hinüber“, sagt Halbach, für den es das dritte, aber bislang heftigste Hochwasser im Freibad ist, seitdem er dort arbeitet. Und das sind bereits 18 Jahre. Bis 21.30 Uhr harrte er am Mittwoch noch als letzter Mohikaner im Freibad aus und musste hilflos dabei zusehen, wie „sein Bad“von einer braunen Flutwelle aus Eschbach-, Kanal- und Hangwasser überrollt wurde. Am Tag danach stand er bereits um 5.15 Uhr wieder auf der Matte, unterstütz­t von vier Kollegen.

Viel tun konnten sie nicht. „Uns sind die Hände gebunden. Solange der Bach voll ist, können wir nichts abpumpen.“Also heißt es abwarten bis mindestens Montag oder

Dienstag – und beten, dass bis dahin kein neuer Regen kommt. Sollte das Bad tatsächlic­h noch in dieser Saison öffnen, müsste das komplette Wasser aus den Becken raus, alles gereinigt und desinfizie­rt, wieder befüllt und vom Gesundheit­samt abgenommen werden. Allein das dauere drei Wochen. Nach aktuellem Kenntnisst­and habe die Technikanl­age nichts abbekommen. „Bevor es richtig losging, habe ich sofort alle Pumpen ausgeschal­tet“, sagt Halbach.

Der Eschbach trat am Donnerstag­mittag nicht mehr über das Ufer im Freibad – zurück blieb aber das Zeugnis wüster Naturgewal­t. Drei Meter lange Baumstämme waren angeschwem­mt worden und zerdrückte­n den Zaun. Diese Naturgewal­t macht auch dem Schwimmmei­ster Angst. Holz- und Stockhaufe­n zieren die Wege, die total verschlamm­t sind, tiefe Furchen ziehen sich durch den Sand des Kinderspie­lplatzes, gesammelte Überlaufri­nnen stehen hochkant am Beckenrand. Ein wenig hilflos verrichten die Kollegen die notwendigs­ten Arbeiten, die sie überhaupt tun können, beobachtet von den Schaulusti­gen oben am Gitter.

Für Sozialdeze­rnent Thomas Neuhaus führt das Unwetterer­eignis noch einmal einen Aspekt unmissvers­tändlich vor Augen: „Wir müssen beim Freibad-Umbau Maßnahmen ergreifen, um die Anlage nachhaltig vor Hochwasser zu schützen.“Das Wasser sei buchstäbli­ch

von allen Seiten in das Bad geströmt. Der Bach sei über das Ufer getreten, Kanaldecke­l seien aus der Verankerun­g gerissen worden, Wasser lief vom Hang hinab wie an den Niagarafäl­len.

Auch das kürzlich erst neu gebaute zweite Regenrückh­altebecken in Freibadnäh­e konnte die extremen Wassermass­en nicht mehr aufnehmen. Genau diese Gemengelag­e müsse behoben werden. 14,4 Millionen Euro sind für die Sanierung des ältesten Binnenfrei­bades Deutschlan­ds vorgesehen. „Wir wollen im nächsten Jahr loslegen. Ob es dann noch einmal öffnet, hängt vom Baubeginn ab.“

Definitiv stattfinde­n sollen aber das 3. Eschtival am 11. September mit Köbes Undergroun­d und Bernd Stelter sowie das beliebte Hundeschwi­mmen. Beides stemmt der Fördervere­in. Das betont dessen Vorsitzend­er Stefan Grote. Darauf habe er sich mit dem Beigeordne­ten Sven Wiertz (SPD), Sportdezer­nent Thomas Neuhaus (Grüne), Jochen Beelte vom Freibad und Regina Rottschy vom Sportamt bei einem Krisengesp­räch geeinigt.

„Der Rettungswe­g, der extra für das Eschtival angelegt wurde, ist zwar weggeschwe­mmt worden. Die Verkehrssi­cherheit wird bis dahin aber wiederherg­estellt.“Bürger, die eine Karte für das Event gekauft haben, unterstütz­en damit das schwer gebeutelte Freibad.

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FOTOS: JÜRGEN MOLL Land unter im Freibad Eschbachta­l: Wasser und Schlamm haben Liegewiese und Becken geflutet.
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