Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Freibad-Saison steht auf der Kippe
Das Freibad-Team muss abwarten, bis die Wassermassen abgelaufen sind. Eine Entscheidung soll nächste Woche fallen.
Die Flut an Einsätzen brachte die Feuerwehr an den Rand der absoluten Erschöpfung, wie es ein Mitarbeiter beschrieb. Der Dauerregen hatte in der Nacht zum Donnerstag für zahlreiche Überschwemmungen, vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume gesorgt, die Feuerwehr hatte Vollalarm ausgelöst. Besonders hart traf der Starkregen der Unwetterstufe 4 das Freibad Eschbachtal. Ob es nach der Überflutung noch einmal in Betrieb gehen kann, ist ungewiss. „Wir müssen uns erst einmal ein genaues Bild von den Schäden machen. Das wird in der nächsten Woche geschehen“, erklärt Sozialdezernent Thomas Neuhaus.
Auch am Donnerstag sprudelte Wasser aus dem Kanal auf der Liegewiese und flutete weiter die Becken. „Eigentlich ist hier Rasen, doch nun ist alles voll mit dicken Steinen“, sagt Schwimmmeister Dennis Halbach. Das Wasser, das vom Falkenberg ins Tal hinablaufe, bringe so manches Treibgut mit – am Donnerstagabend daher auch Fäkalien.
„Das Wasser in den Becken ist hinüber“, sagt Halbach, für den es das dritte, aber bislang heftigste Hochwasser im Freibad ist, seitdem er dort arbeitet. Und das sind bereits 18 Jahre. Bis 21.30 Uhr harrte er am Mittwoch noch als letzter Mohikaner im Freibad aus und musste hilflos dabei zusehen, wie „sein Bad“von einer braunen Flutwelle aus Eschbach-, Kanal- und Hangwasser überrollt wurde. Am Tag danach stand er bereits um 5.15 Uhr wieder auf der Matte, unterstützt von vier Kollegen.
Viel tun konnten sie nicht. „Uns sind die Hände gebunden. Solange der Bach voll ist, können wir nichts abpumpen.“Also heißt es abwarten bis mindestens Montag oder
Dienstag – und beten, dass bis dahin kein neuer Regen kommt. Sollte das Bad tatsächlich noch in dieser Saison öffnen, müsste das komplette Wasser aus den Becken raus, alles gereinigt und desinfiziert, wieder befüllt und vom Gesundheitsamt abgenommen werden. Allein das dauere drei Wochen. Nach aktuellem Kenntnisstand habe die Technikanlage nichts abbekommen. „Bevor es richtig losging, habe ich sofort alle Pumpen ausgeschaltet“, sagt Halbach.
Der Eschbach trat am Donnerstagmittag nicht mehr über das Ufer im Freibad – zurück blieb aber das Zeugnis wüster Naturgewalt. Drei Meter lange Baumstämme waren angeschwemmt worden und zerdrückten den Zaun. Diese Naturgewalt macht auch dem Schwimmmeister Angst. Holz- und Stockhaufen zieren die Wege, die total verschlammt sind, tiefe Furchen ziehen sich durch den Sand des Kinderspielplatzes, gesammelte Überlaufrinnen stehen hochkant am Beckenrand. Ein wenig hilflos verrichten die Kollegen die notwendigsten Arbeiten, die sie überhaupt tun können, beobachtet von den Schaulustigen oben am Gitter.
Für Sozialdezernent Thomas Neuhaus führt das Unwetterereignis noch einmal einen Aspekt unmissverständlich vor Augen: „Wir müssen beim Freibad-Umbau Maßnahmen ergreifen, um die Anlage nachhaltig vor Hochwasser zu schützen.“Das Wasser sei buchstäblich
von allen Seiten in das Bad geströmt. Der Bach sei über das Ufer getreten, Kanaldeckel seien aus der Verankerung gerissen worden, Wasser lief vom Hang hinab wie an den Niagarafällen.
Auch das kürzlich erst neu gebaute zweite Regenrückhaltebecken in Freibadnähe konnte die extremen Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Genau diese Gemengelage müsse behoben werden. 14,4 Millionen Euro sind für die Sanierung des ältesten Binnenfreibades Deutschlands vorgesehen. „Wir wollen im nächsten Jahr loslegen. Ob es dann noch einmal öffnet, hängt vom Baubeginn ab.“
Definitiv stattfinden sollen aber das 3. Eschtival am 11. September mit Köbes Underground und Bernd Stelter sowie das beliebte Hundeschwimmen. Beides stemmt der Förderverein. Das betont dessen Vorsitzender Stefan Grote. Darauf habe er sich mit dem Beigeordneten Sven Wiertz (SPD), Sportdezernent Thomas Neuhaus (Grüne), Jochen Beelte vom Freibad und Regina Rottschy vom Sportamt bei einem Krisengespräch geeinigt.
„Der Rettungsweg, der extra für das Eschtival angelegt wurde, ist zwar weggeschwemmt worden. Die Verkehrssicherheit wird bis dahin aber wiederhergestellt.“Bürger, die eine Karte für das Event gekauft haben, unterstützen damit das schwer gebeutelte Freibad.