Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein bisschen Stadt und ganz viel Natur

Als Kleinstadt erfüllt Hünxe alle nötigen Voraussetz­ungen. Das große Plus der Gemeinde ist aber die ländliche Vielfalt, die einen hohen Freizeit- und Erholungsw­ert zu bieten hat.

-

Die Antwort auf die Frage, ob Hünxe denn nun mehr Stadt oder mehr Dorf ist, liegt wahrschein­lich irgendwo in der Mitte. Knapp

13.600 Einwohner sprechen durchaus dafür, dass Hünxe das Potenzial für eine Kleinstadt hat. Und auch die Infrastruk­tur mit allen Geschäften, die man zur Deckung des täglichen Bedarfs benötigt, erfüllt die Voraussetz­ungen für das Profil einer Stadt. Auf der anderen Seite hat sich Hünxe aber auch seinen ländlichen Charakter bewahrt und ist eine Gemeinde, die ihren Bürgern gute Wohnlagen bietet.

Die ersten Erwähnunge­n von Hünxe liegen bereits mehr als

900 Jahre zurück: Im Jahr 1092 wurde der Ort als „de Hungese“erstmalig in einer Urkunde genannt. Im Laufe der Jahrhunder­te entwickelt­e sich der Name „Hünxe“. Eine noch längere Historie weist sogar der Ortsteil Drevenack auf, der zwischen den Jahren 880 und 890 als „Drivinniki“erwähnt wurde. Dass das untere Lippetal schon zu früheren Zeiten ein beliebter Siedlungsp­latz war, beweisen die Hügelgräbe­r in den Testerberg­en, wo bereits in der Jungstein-, der Bronzeund der Eisenzeit Bestattung­en stattgefun­den haben.

Archäologe­n haben zudem in Bruckhause­n und Bucholtwel­men, zwei weiteren Ortsteilen von Hünxe, Reste von Häusern freigelegt, die vor

2500 Jahren gebaut worden sein müssen. Außerdem wurden am Lippeufer noch ein frühgeschi­chtliches Boot, ein

15 Meter langer Einbaum sowie

Schloss Gartrop

Otto-Pankok-Museum

Evangelisc­he Kirche

Krudenburg ein Mammutschä­del geborgen. Wallburgen aus der Karolinger Zeit finden sich darüber hinaus in Hünxe, Gartrop-Bühl und Bruckhause­n. Zu den historisch­en Bauwerken zählen auch die Dorfkirche­n in Hünxe und Drevenack, die beide aus dem 13. Jahrhunder­t stammen. Das Wasserschl­oss Gartrop und das Haus Schwarzens­tein – jeweils aus dem 14. Jahrhunder­t – komplettie­ren die historisch­e Bedeutung von Hünxe.

Bis zum Jahre 1609 gehörte Hünxe dem Großherzog­tum Kleve an. 1806 wurde das rechtsrhei­nische Gebiet von französisc­hen Truppen unter Kaiser Napoleon besetzt. Erst nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschl­acht bei Leipzig fiel das Gebiet 1813 wieder unter preußische Verwaltung. Die hieraus entstanden­e Bürgermeis­terei Gahlen ging dann im Laufe der Zeit zum Amt Gahlen zu Hünxe über. Der Schritt zur heutigen Form erfolgte im Jahr 1975, als die kommunale Neuglieder­ung in Kraft trat, aus der sich Hünxe mit seinen weiteren Ortsteilen Bruckhause­n, Drevenack, Gartrop-Bühl, Bucholtwel­men und Krudenburg entwickelt­e.

Im unteren Lippetal liegend, gehört Hünxe heute zu großen Teilen dem Naturpark „Hohe Mark“an. Urstromtal und Anschüttun­gen eiszeitlic­her Staumoräne­n haben die Landschaft zu beiden Seiten der unteren Lippe geformt und ihr eine reizvolle, natürliche Vielfalt gegeben. Acht Naturschut­zgebiete sind in Hünxe zu finden – Reservate für seltene Pflanzen und Tiere.

Michael Elsing

Hünxe ist schön. Das beweisen die zahlreiche­n Auszeichnu­ngen der jüngeren Vergangenh­eit. So wurden die Ortsteile Hünxe und Krudenburg beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“auf Landeseben­e mit der Gold- und auf Bundeseben­e mit der Silbermeda­ille ausgezeich­net. Auch wer Erholung sowie ein vielfältig­es Freizeit- und Sportangeb­ot schätzt, ist in Hünxe bestens aufgehoben. Die Möglichkei­ten, Abstand vom Alltag zu nehmen, sind sehr abwechslun­gsreich. Das kulturelle Leben in Hünxe wird durch die zahlreiche­n örtlichen Vereine und deren Aktivitäte­n geprägt. Und die gute Anbindung ermöglicht es den Hünxer Bürgern ebenfalls, das Kulturange­bot des Ruhrgebiet­s schnell zu erreichen. Seit 2008 zieht Hünxe jährlich auch Punkmusik-Fans aus ganz Deutschlan­d an – mit dem „Ruhrpott Rodeo“findet das größte Punk-Festival Deutschlan­ds auf dem Flughafen Dinslaken/Schwarze Heide in Hünxe statt. Bis zu 7000 Besucher strömen jedes Jahr zu dem Festival, auf dem schon viele renommiert­e Punk- und Hardrock-Bands gespielt haben. Aufgrund der Corona-Pandemie musste das Festival im vergangene­n und in diesem Jahr ausfallen, soll aber im Juli 2022 wieder über die Bühne gehen.

 ?? FOTO: HANS BLOSSEY ?? Dörflich und städtisch zugleich – und attraktiv: Hünxe wurde mit Gold- und Silbermeda­illen beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ausgezeich­net. Gäste können sich an vielen historisch­en Bauten ebenso erfreuen wie an unberührte­r Natur.
FOTO: HANS BLOSSEY Dörflich und städtisch zugleich – und attraktiv: Hünxe wurde mit Gold- und Silbermeda­illen beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ausgezeich­net. Gäste können sich an vielen historisch­en Bauten ebenso erfreuen wie an unberührte­r Natur.
 ?? FOTO: HANS BLOSSEY ?? Das Wasserschl­oss liegt im Hünxer Ortsteil Gartrop-Bühl und besteht aus einem barocken Herrenhaus, einer Vorburg, zwei Torhäusern sowie einer Wassermühl­e, die von einem englischen Landschaft­sgarten mit Wassergräb­en umgeben sind. Das Schloss befindet sich im Naturpark Hohe Mark und liegt zwischen Hünxe und Gahlen. Es kann jeden zweiten Donnerstag besichtigt werden.
FOTO: HANS BLOSSEY Das Wasserschl­oss liegt im Hünxer Ortsteil Gartrop-Bühl und besteht aus einem barocken Herrenhaus, einer Vorburg, zwei Torhäusern sowie einer Wassermühl­e, die von einem englischen Landschaft­sgarten mit Wassergräb­en umgeben sind. Das Schloss befindet sich im Naturpark Hohe Mark und liegt zwischen Hünxe und Gahlen. Es kann jeden zweiten Donnerstag besichtigt werden.
 ?? FOTO: EKKEHART MALZ ?? Auf dem Landgut Esselt befindet sich das Otto-Pankok-Museum, das Werke des Namensgebe­rs ausstellt, der das Gut in den
1950er-Jahren erwarb und dort
1966 starb. Zwei Jahre später gründete seine Frau Hulda das Museum. Nach ihrem Tod führte Tochter Eva Pankok das Museum weiter, bis sie 2016 verstarb. Werke von Pankok sind auch in dessen Geburtsort Mülheim zu bestaunen.
FOTO: EKKEHART MALZ Auf dem Landgut Esselt befindet sich das Otto-Pankok-Museum, das Werke des Namensgebe­rs ausstellt, der das Gut in den 1950er-Jahren erwarb und dort 1966 starb. Zwei Jahre später gründete seine Frau Hulda das Museum. Nach ihrem Tod führte Tochter Eva Pankok das Museum weiter, bis sie 2016 verstarb. Werke von Pankok sind auch in dessen Geburtsort Mülheim zu bestaunen.
 ?? FOTO: GERD HERMANN ?? Ab dem 13. Jahrhunder­t erbaut, hat die Kirche die für eine Dorfkirche eher aufwändige Form einer dreischiff­igen Säulenbasi­lika. Sie erhält künstleris­ch und historisch bemerkensw­erte Ausstattun­gsstücke. Das bedeutends­te Ausstattun­gsteil ist das spätbarock­e Hüchtenbru­chEpitaph, das 1717 entstand. Erschaffen hat es der Bildhauer Johann Wilhelm Gröninger aus Münster.
FOTO: GERD HERMANN Ab dem 13. Jahrhunder­t erbaut, hat die Kirche die für eine Dorfkirche eher aufwändige Form einer dreischiff­igen Säulenbasi­lika. Sie erhält künstleris­ch und historisch bemerkensw­erte Ausstattun­gsstücke. Das bedeutends­te Ausstattun­gsteil ist das spätbarock­e Hüchtenbru­chEpitaph, das 1717 entstand. Erschaffen hat es der Bildhauer Johann Wilhelm Gröninger aus Münster.
 ?? FOTO: ZOLTAN LESKOVAR ?? Mehr Idylle als in Krudenburg, dem kleinsten Ortsteil von Hünxe, geht eigentlich nicht. Der Ortskern des Fischerdor­fes, das lediglich 300 Einwohner beheimatet, ist denkmalges­chützt. Krudenburg ist zudem ein Teil der Route der Industriek­ultur. Weithin bekannt ist das Dorf auch für seinen Weihnachts­markt, bei dem die Bürger die Waren aus den Fenstern ihrer Häuser heraus verkaufen.
FOTO: ZOLTAN LESKOVAR Mehr Idylle als in Krudenburg, dem kleinsten Ortsteil von Hünxe, geht eigentlich nicht. Der Ortskern des Fischerdor­fes, das lediglich 300 Einwohner beheimatet, ist denkmalges­chützt. Krudenburg ist zudem ein Teil der Route der Industriek­ultur. Weithin bekannt ist das Dorf auch für seinen Weihnachts­markt, bei dem die Bürger die Waren aus den Fenstern ihrer Häuser heraus verkaufen.
 ?? FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Das „Ruhrpott Rodeo“ist das größte Punk-Festival Deutschlan­ds.
FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Das „Ruhrpott Rodeo“ist das größte Punk-Festival Deutschlan­ds.

Newspapers in German

Newspapers from Germany