Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Süßes Früchtchen
Zwischen Juli und November haben Feigen Hochsaison. Das gesunde Obst passt zu herzhaftem Käse genauso wie zu Fleisch oder Desserts.
Diese Farben! Von Gelb und Grün bis zu schimmerndem Lila variiert die Außenhaut der Feigen. Innen kann das leicht körnige Fruchtfleisch weißlich-rosa oder leuchtend rot sein. Kein Wunder, dass die Früchte immer wieder Künstler anregen, sie mit ihrer ungewöhnlichen Textur und den schillernden Farben auf Bildern zu verewigen. Gerade im Barock finden sich zahlreiche Stillleben mit Feigen, aufgeschnitten oder im Ganzen, die einen Hauch Exotik versprühen.
Denn auch wenn die Feige hierzulande in südlichen Gefilden gedeiht und Früchte trägt, wird sie in Deutschland nicht kommerziell angebaut. Die Exemplare, die es ab Juli nun wieder frisch auf den Märkten zu kaufen gibt, stammen aus dem Mittelmeerraum, aus Spanien, Portugal und Italien.
Eigentlich kommt die Feige aus Kleinasien und wurde dort schon 3000 vor Christus angebaut. Auch heute noch gehören die Türkei, Ägypten, Marokko und Algerien zu den größten Feigenproduzenten. Von dort werden auch die meisten Trockenfeigen importiert, die es immer gibt und die sich lange halten. Aus Indien, Brasilien und den USA dagegen werden frische Feigen das ganze Jahr über eingeführt. Die europäische Feigenernte aus den Ländern des Mittelmeers beginnt im Juli und dauert bis November.
Feigenbäume gehören zu den ältesten Kultur- und Nutzpflanzen. Schon in der Bibel ist beschrieben, wie sich Adam und Eva im Paradies mit den Blättern dieses Baumes züchtig bedeckten. In der Regel wird der Baum mit den ungewöhnlich geformten Blättern drei bis zehn Meter hoch. Da er trockene, sonnige Standorte bevorzugt, wird er in Deutschland nur vereinzelt in Weingebieten angebaut. Ein Feigenbaum im heimischen Garten will gehegt und gepflegt und im Winter gut geschützt werden, denn Frost verträgt er nicht über längere Zeit.
Wer also nicht selbst die Früchte ernten kann, findet sie nun wieder frisch auf den Märkten oder im Einzelhandel. Beim Kauf der Feigen sollte man auf die Konsistenz achten und die Früchte im Zweifel leicht drücken. Sie sollten keine braunen Flecken oder sichtbare Druckstellen aufweisen. Feigen sollte man reif kaufen, denn sie reifen nicht nach. Gibt die Schale beim Drucktest leicht nach, ist die Frucht reif. Zu matschig und überreif sollte man sie nicht kaufen, denn Feigen halten sich auch im Kühlschrank nur ein paar Tage, ungekühlt etwa zwei Tage. Vor dem Verzehr sollte man sie aus dem Kühlschrank nehmen, damit sie bei Zimmertemperatur ihr Aroma entfalten können.
Feigen lassen sich auch gut einfrieren. Da sie nach dem Auftauen allerdings sehr weich sind, kann man sie dann nur noch zum Kochen verwenden und direkt zu Konfitüre oder Chutney verarbeiten.
Frisch schmecken Feigen süß und aromatisch. Man sollte sie gut waschen, den Stiel herausdrehen und kann dann direkt hineinbeißen, denn die Schale lässt sich mitessen. Manche bevorzugen es allerdings, die Frucht zu halbieren und das Fruchtfleisch herauszulöffeln. Die kleinen Kerne im Fruchtfleisch sind dabei etwas gewöhnungsbedürftig. Doch es lohnt sich: Feigen sind nähr- und ballaststoffreich sowie voller Eiweiß und Vitamine. Vor allem die B-Vitamine sind stark vertreten. Da die Schale besonders viele Vitalstoffe enthält, wäre es schade, diese nicht mitzuessen.
Auch getrocknet sind Feigen lecker und deshalb sehr beliebt. Sie dienen als natürliches Abführmittel (wie Dörrpflaumen). Über Nacht eingeweicht und zum Frühstück
(etwa im Müsli) verzehrt, sollen sie Wunder wirken und von Verstopfung geplagten Menschen helfen. Studien haben auch bewiesen, dass regelmäßiger Verzehr von Feigen das Herz-Kreislauf-System stärkt. Angeblich helfen die Früchte aus dem Mittelmeerraum, Bluthochdruck und den Cholesterinspiegel zu senken. Dabei ist es egal, ob man regelmäßig frische oder getrocknete Feigen isst.
Leider sind getrocknete Feigen häufig gezuckert. Beim Kauf sollte man also darauf achten, dass die Verpackung nicht den Hinweis „gezuckert“enthält. Das zusätzliche Zuckern ist auch gar nicht nötig, enthalten getrocknete Feigen doch sowieso schon genug Fruchtzucker. Trotzdem eignen sich Trockenfeigen als gesunder Snack für zwischendurch. Verglichen mit anderen Obstsorten liegt der Kaloriengehalt der Feige im Mittelfeld. Bananen enthalten mehr Kalorien, Wassermelonen natürlich weniger.
Man kann Feigen übrigens auch selbst trocknen und dadurch lange haltbar machen. Mit einem Dörrgerät ist dies sowieso kein Problem. Im Backofen braucht man schon etwas Geduld: Dafür die Feigen gewaschen, getrocknet und halbiert auf das Gitterrost verteilen. Den Backofen dann bei 60 Grad einstellen und einen Holzlöffel oder ähnliches in die Tür einklemmen, damit dieser offen bleibt. Je nach Ofen dauert das Trocknen um die zehn Stunden.
Trocken oder frisch kann man Feigen immer ohne Aufwand zwischendurch verzehren. Aber leckerer und besonderer schmecken die frischen Exemplare. Dem Frühstücksmüsli verpassen sie eine aromatische Note. Salat, etwa mit Karotte und Sellerie, bekommt durch die fruchtige Süße etwas Abwechslung. Ein Obstsalat erhält durch die kleinen Kerne eine leicht körnige Textur und einen Farbtupfer verpasst. Selbst einen Schweinefleischauflauf aus dem Ofen peppen Feigen ordentlich auf. Die angenehme Süße passt bestens zum Fleisch, macht sich aber auch auf Pizza- oder Flammkuchenteig (mit Ziegenkäse) gut.
Als Kuchenbelag und Konfitüre eignen sich die Früchte selbstredend. Und optisch sorgen Feigen mit ihrer lila-roten Farbe sowieso immer für eine ästhetische Überraschung.