Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das Aufräumen nach dem Hochwasser

Entlang von Wupper und Eschbach werden seit Tagen Keller ausgepumpt, Massen an Sperrmüll abgefahren sowie Häuser, Wege und Straßen vom Schlamm gereinigt.

- VON GUIDO RADTKE UND PETER MEUTER

Entlang von Wupper und Eschbach werden Massen an Sperrmüll abgefahren sowie Häuser, Wege und Straßen vom Schlamm gereinigt.

Das gesamte Ausmaß der Zerstörung in Unterburg wird bei den Aufräumarb­eiten sichtbar. Überall häufen sich verdreckte, durchnässt­e Möbel und Elektroger­äte. Die Mitarbeite­r der Technische­n Betriebe (TBS) kommen kaum nach, den Sperrmüll abzutransp­ortieren. Alleine am Samstag waren es rund 135 Tonnen.

Nachdem sich der Eschbach in sein Bett zurückgezo­gen hat, wird an einem einsturzge­fährdeten Gebäude exemplaris­ch deutlich, welche Kräfte bei dem Hochwasser am Mittwoch und Donnerstag gewirkt haben. Die Wand ist weggerisse­n, ein riesiges Loch gibt den Blick auf den Keller frei. Ein Statiker wird das Haus begutachte­n – die Freigabe ist die Voraussetz­ung für weitere notwendige Tiefbauarb­eiten.

In den vergangene­n Tagen haben Feuerwehr und Technische­s Hilfswerk (THW) allein in Unterburg etwa 60 vollgelauf­ene Keller ausgepumpt. Mitarbeite­r der Netze Solingen haben inzwischen dafür gesorgt, dass Strom und Gas nahezu überall grundsätzl­ich wieder verfügbar ist. Haushalte, in denen es noch keinen Strom gibt, müssen sich nun an Elektro-Handwerker­betriebe wenden.

Neben Schaulusti­gen kamen in erster Linie viele Freiwillig­e am Wochenende nach Unterburg, um bei den Aufräumarb­eiten mit anzupacken. „Der große Zustrom wurde allerdings zum Problem, weil der Stadtteil nach wie vor gesperrt bleiben muss“, berichtet Stadtsprec­her Lutz Peters. Weil es sich an den Zufahrten zunehmend staute, wurden diese ab Samstagnac­hmittag gesperrt. Viele Helfer nahmen trotzdem – etwa ab Jagenberg – einen rund drei Kilometer langen Fußweg in Kauf. Diese wurde am Ortseingan­g vom Ordnungsam­t kontrollie­rt, ob sie wirklich bei den Aufräumarb­eiten unterstütz­en wollten.

Im Gegensatz zu Unterburg war es auf dem Campingpla­tz in Glüder unmöglich, mit schwerem Gerät zu arbeiten: Der Untergrund ist nicht befahrbar. Rund 20 Einsatzkrä­fte von Feuerwehr und THW waren vor Ort, um zunächst Vorzelte und andere Hinderniss­e zu beseitigen, damit die Wohnwagen erreicht werden können. Erst wenn Platz geschaffen ist, sollen eine Zufahrt angelegt werden, um die Wohnwagen erreichen zu können.

Nur wenige hundert Meter weiter am Balkhauser Kotten sind die Aufräumarb­eiten weiter fortgeschr­itten als noch am Freitag vermutet. Bis zu 70 Freiwillig­e haben das durchnässt­e Inventar auf die Freifläche getragen und reinigten es zum Teil mit Hochdruckr­einigern. Das funktionie­rte nur, weil Notstromge­räte zur Verfügung stehen. Das Hochwasser hat erhebliche Schäden hinterlass­en, wie markante Spuren an den Wänden zeigen. An einigen Stellen ist sogar der Lehm freigelegt worden. „Schleifbän­ke mit einem Gewicht von rund 150 Kilogramm haben wir nach der Flut in ganz anderen Räumen gefunden“, sagt Nicole Molinari, Vorsitzend­e des Kuratorium­s

Balkhauser Kotten. Sie vermutet, dass es noch zwei bis drei Wochen dauern könnte, die Exponate und den Kotten zu reinigen. Aller Voraussich­t nach wird das Museum erst 2022 wieder öffnen können.

Wie in vielen Bereichen entlang der Wupper sind noch Brücken und Straßen gesperrt. Das betrifft auch die Strecke zwischen Widdert und Haasenmühl­e, wo sich eine mehrere Zentimeter dicke Schlammdec­ke abgelagert hat. Nachdem am Freitag vor allem in Rüden Wasser aus den Häusern gepumpt worden waren, folgte am Samstag der Bereich Wipperaue mit Hotel und Wipperkott­en. Auch bei Haasenmühl­e / Obenmühle standen die Keller mehrerer Häuser unter Wasser. Anwohner haben es hier größtentei­ls selbst beseitigt.

Wohnwagen vom Campingpla­tz Glüder wurden von der Flut zum Teil bis zum Wupperhof mitgerisse­n. Durch den Anprall sowie das Hochwasser könnte die dortige Brücke möglichwei­se Schaden genommen haben. Bis zur statischen Überprüfun­g bleibt das Bauwerk für den Fahrzeugve­rkehr gesperrt.

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 ??  ?? Das ganze Wochenende waren Mitarbeite­r der Technische­n Betriebe in Unterburg im Einsatz, um Sperrmüll abzufahren. Alleine am Samstag waren es rund 135 Tonnen.
Das ganze Wochenende waren Mitarbeite­r der Technische­n Betriebe in Unterburg im Einsatz, um Sperrmüll abzufahren. Alleine am Samstag waren es rund 135 Tonnen.
 ??  ?? An der Eschbachst­raße kehrt ein Helfer den Schlamm aus einem Haus.
An der Eschbachst­raße kehrt ein Helfer den Schlamm aus einem Haus.
 ??  ?? An der neuen Wupperbrüc­ke haben sich nach dem Hochwasser Unrat, Bäume und Äste angesammel­t.
An der neuen Wupperbrüc­ke haben sich nach dem Hochwasser Unrat, Bäume und Äste angesammel­t.
 ??  ?? An der Haasenmühl­e werfen freiwillig­e Helfer mit Schlamm gefüllte Säcke in einen Container.
An der Haasenmühl­e werfen freiwillig­e Helfer mit Schlamm gefüllte Säcke in einen Container.
 ??  ?? Die gesperrte Strecke zwischen Widdert und Wipperaue ist vollkommen verschlamm­t.
Die gesperrte Strecke zwischen Widdert und Wipperaue ist vollkommen verschlamm­t.
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Am Balkhauser Kotten werden aus der Ausstellun­g auch kleinen Werkzeuge und Zubehör gereinigt.
 ??  ?? 200 Linden waren am Wupper-Ufer gepflanzt. Die Bäume sind weg, umgefallen oder nicht mehr zu retten.
200 Linden waren am Wupper-Ufer gepflanzt. Die Bäume sind weg, umgefallen oder nicht mehr zu retten.
 ??  ?? Rund 70 Helfer reinigen das Gelände. Gearbeitet wird mit Notstromge­räten, da der Strom abgestellt ist.
Rund 70 Helfer reinigen das Gelände. Gearbeitet wird mit Notstromge­räten, da der Strom abgestellt ist.
 ??  ?? Das Wasser, das im Kotten bis zu einer Höhe von 1,50 Metern gestanden hat, hat die Lehmschich­ten beschädigt.
Das Wasser, das im Kotten bis zu einer Höhe von 1,50 Metern gestanden hat, hat die Lehmschich­ten beschädigt.

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