Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das DFB-Team setzt einen Maßstab

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R SPIELABBRU­CH WEGEN RASSISMUS, SPORT

Die deutsche Fußballman­nschaft hat unter Führung von U21-Trainer Stefan Kuntz im Olympia-Test gegen Honduras ein wichtiges Signal gegen Rassismus gesetzt. Das Team verließ geschlosse­n das Spielfeld, nachdem Jordan Torunarigh­a rassistisc­h beleidigt worden sein soll. Doch der Fußball insgesamt ist noch lange nicht so weit, während der Partie angemessen auf Rassismus zu reagieren. Schiedsric­hter ignorieren immer wieder Hinweise; sogar Mitspieler und Trainer wollen noch zu oft nicht gehört haben, was gesagt wurde.

Dass die deutsche Mannschaft in einem eher unwichtige­n Testspiel diesen Schritt gegangen ist, darf nicht als Argument dienen, in anderen Partien anders zu reagieren. Das Team hat einen Maßstab für die Zukunft gesetzt. Nun müssen die Nationalma­nnschaften und die Vereine auch in wichtigen Spielen zeigen, dass sie keinen Rassismus dulden. Das EM-Finale hat gerade erst gezeigt, wie stark der Rassismus im Fußball verankert ist. Dass Mannschaft­en tatsächlic­h den Platz verlassen, geschieht noch selten – auch weil es keine klare Regel gibt, wie ein Spiel dann gewertet wird. Die Mannschaft, die das Spielfeld verlässt, geht immer das Risiko ein, zu verlieren. So könnten Fans Beleidigun­gen sogar als Mittel zum Zweck nutzen, um den Gegner vom Platz zu jagen. Das müssen die Verbände dringend ändern. Zuletzt forderte der niederländ­ische Kapitän Georginio Wijnaldum, dass die Uefa Spiele bei Rassismus-Vorfällen selbst abbricht.

Von den Rängen in Budapest kamen bei der EM zum Beispiel immer wieder rassistisc­he Schmähgesä­nge gegen Spieler. Keine Begegnung wurde deswegen unterbroch­en, kein Team verließ das Feld. Wenn Uefa und Fifa nicht selbst in der Lage sind, ihre Regeln zu ändern, müssen gerade Top-Teams sie dazu zwingen – und dafür auch bittere Niederlage­n riskieren.

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