Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Das DFB-Team setzt einen Maßstab
Die deutsche Fußballmannschaft hat unter Führung von U21-Trainer Stefan Kuntz im Olympia-Test gegen Honduras ein wichtiges Signal gegen Rassismus gesetzt. Das Team verließ geschlossen das Spielfeld, nachdem Jordan Torunarigha rassistisch beleidigt worden sein soll. Doch der Fußball insgesamt ist noch lange nicht so weit, während der Partie angemessen auf Rassismus zu reagieren. Schiedsrichter ignorieren immer wieder Hinweise; sogar Mitspieler und Trainer wollen noch zu oft nicht gehört haben, was gesagt wurde.
Dass die deutsche Mannschaft in einem eher unwichtigen Testspiel diesen Schritt gegangen ist, darf nicht als Argument dienen, in anderen Partien anders zu reagieren. Das Team hat einen Maßstab für die Zukunft gesetzt. Nun müssen die Nationalmannschaften und die Vereine auch in wichtigen Spielen zeigen, dass sie keinen Rassismus dulden. Das EM-Finale hat gerade erst gezeigt, wie stark der Rassismus im Fußball verankert ist. Dass Mannschaften tatsächlich den Platz verlassen, geschieht noch selten – auch weil es keine klare Regel gibt, wie ein Spiel dann gewertet wird. Die Mannschaft, die das Spielfeld verlässt, geht immer das Risiko ein, zu verlieren. So könnten Fans Beleidigungen sogar als Mittel zum Zweck nutzen, um den Gegner vom Platz zu jagen. Das müssen die Verbände dringend ändern. Zuletzt forderte der niederländische Kapitän Georginio Wijnaldum, dass die Uefa Spiele bei Rassismus-Vorfällen selbst abbricht.
Von den Rängen in Budapest kamen bei der EM zum Beispiel immer wieder rassistische Schmähgesänge gegen Spieler. Keine Begegnung wurde deswegen unterbrochen, kein Team verließ das Feld. Wenn Uefa und Fifa nicht selbst in der Lage sind, ihre Regeln zu ändern, müssen gerade Top-Teams sie dazu zwingen – und dafür auch bittere Niederlagen riskieren.