Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der schöne Schein des Smarthome
Nicht jede App im Haushalt ist nützlich. Oft ist das nur ein netter Zeitvertreib.
Heutzutage muss das Heim smart sein. Aber was bedeutet das eigentlich? „Smart“heißt übersetzt „schlau“, aber steht im Produktsegment auch für „digital“, „fortschrittlich“und „innovativ“. Der Inbegriff für Smarthhome-Devices ist Alexa von Amazon, die wie viele andere Sprachassistenten schon in jedes zweite Zuhause in Deutschland eingezogen ist und auf Ansage Musik abspielt, Licht anschaltet oder einen Witz erzählt. Sie kann angeblich noch viel mehr, ist jedoch sehr launisch, wenn es darum geht, andere Befehle oder gar Fragen zu verstehen. Letztens habe ich eine bemerkenswerte Statistik gelesen, die besagt, dass die Heimassistenten für Einkäufe bislang so gut wie gar nicht genutzt werden – und das, obwohl die Idee, mithilfe von Alexa direkt vom Klo aus neues Toilettenpapier zu bestellen, mehr als verlockend ist. Digitale Assistenten sind eben doch nicht so vertrauenswürdig.
Um aber bei den Smarthome-Anwendungen zu bleiben: Auch die unendlichen Weiten der Appstores haben viel zu bieten. Wer seine alte Eieruhr nicht mehr sehen kann, kann eine App auf dem Smartphone installieren, um zu erkennen, wann das Frühstücksei perfekt gekocht ist. Ähnliches gibt es für den perfekt gebräunten Toast. Solche halbwegs praktischen, absolut nicht lebensnotwendigen Apps überfluten die Appstores. Zu jedem neuen Haushaltsgerät gibt es ebenfalls eine App. Neben Lampen und Heizungen können auch immer mehr Kaffeemaschinen, Kühlschränke oder auch Waschmaschinen
über Apps bedient werden.
Das klingt großartig! Oder nicht? Ohne das Datenschutz-Fass aufzumachen: Jeder Nutzer sollte auch die Kehrseiten der schlauen Helferlein im Hinterkopf behalten und sich bei jedem Download oder Kauf die generelle Frage stellen: Muss dieser Aspekt wirklich digitalisiert werden, und wie viel Nutzen steckt hinter dieser Digitalisierung? Man muss nicht immer alles ausprobieren, um für sich festzustellen, dass hinter den wenigsten Smarthome-Anwendungen mehr als nur ein netter Zeitvertreib steckt.
Unsere Autorin ist Start-up-Gründerin und Sprecherin der Initiative NRWAlley. Sie wechselt sich hier mit Blogger Richard Gutjahr ab.