Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Lage in Wassenberg entspannt sich
Der Bürgermeister hat Verständnis, dass die Niederlande die Schleusen schlossen.
(jis) Nach einem Dammbruch an der Rur bei Wassenberg am Freitagabend entspannt sich die Lage dort allmählich wieder. Das einströmende Wasser hatte den Ortsteil Ophoven teilweise überschwemmt, 700 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. „Die Situation hat sich deutlich verbessert“, sagte Bürgermeister Marcel Maurer (CDU) am Sonntagvormittag. Weitere Dammbrüche habe es nicht gegeben, Kanäle würden das Wasser wieder aufnehmen, die Feuerwehr großflächig abpumpen: „Wenn das so bleibt, können wir die Evakuierungsvorsorge für die Ortsteile Effeld und Steinkirchen aufheben. Wir hoffen, dass wir das Schlimmste überstanden haben.“
Etwas entschärft hat Maurer auch den Konflikt mit den benachbarten Niederländern. Auf deutscher Seite hatte es Unmut darüber gegeben, dass in Roermond die Schleusen zur Rur geschlossen wurden, weil dies, so die Vermutung, zum Rückstau auf deutscher Seite geführt habe und der Damm dadurch gebrochen sei. Die Bitte, die Schleusen zu öffnen, wurde von den Niederländern abgelehnt. Nach einem Gespräch mit dem niederländischen Wasserverband Waterschap Limburg zeigte Maurer Verständnis für deren Situation: „Ich kann nachvollziehen, dass der Bürgermeister von Roermond seine Stadt schützen muss,
Markus Maurer (CDU) Bürgermeister von Wassenberg
und hätte an seiner Stelle genauso gehandelt.“
Die Niederländer hätten ihm gegenüber dementiert, dass sich das Schließen der Schleusen auf den rund 15 Kilometer entfernten Damm auf deutscher Seite auswirken könne. In Roermond sollte dadurch der Zufluss zur Maas gestoppt werden; geöffnet werden könnten die Schleusen erst wieder, wenn der Pegelhöchststand der Maas überschritten sei. „Bei uns gibt es zu den Auswirkungen andere Stimmen, und wir werden dies auch noch berechnen lassen“, sagt Maurer. In der Kürze der Zeit sei das bisher nicht möglich gewesen.
Generell müsse das gesamte Szenario aufgearbeitet werden, wenn sich die Lage beruhigt habe. Nicht nur in Gesprächen mit niederländischer Seite. Hochwasserschutz ist in Wassenberg schon seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema, vor allem die Frage, ob es in Ophoven einen neuen Deich geben oder der aktuelle erweitert werden müsse. Letzte Berechnungen der Bezirksregierung Köln hatten im August 2020 ergeben, dass ein neuer Damm nicht erforderlich sei, sagt Maurer. Vom jetzigen Überschwemmungsereignis in der Region heiße es, dass so etwas alle 250 Jahre auftrete; es gelte zu prüfen, ob man nicht doch häufiger mit solchen Ereignissen rechnen müsse. Maurer: „Wir müssen uns auf jeden Fall in großer Runde darüber Gedanken machen, wie es mit dem Hochwasserschutz weitergeht.“
„Wir hoffen, dass wir das Schlimmste überstanden haben“